Verlust ist höher als gedacht Groupon braucht Nachhilfe
31.03.2012, 14:20 Uhr
Die Aktie geht in New York auf Talfahrt.
(Foto: dapd)
Die Schnäppchen-Website Groupon hat auch nach dem Börsengang Probleme, ihre Bücher in Ordnung zu halten. Das Management muss die ersten Quartalszahlen als börsennotiertes Unternehmen nach unten korrigieren.
Fünf Monate nach dem furiosen Börsendebüt versetzt das US-Internet-Rabattportal Groupon den Anlegern einen großen Dämpfer. Die rasant wachsende, aber immer noch rote Zahlen schreibende Firma hat ihre Bilanzierung noch nicht im Griff und muss ihre ersten Quartalszahlen als gelistetes Unternehmen deutlich nach unten korrigieren. Der Verlust ist demnach deutlich höher als zunächst berechnet.
Investoren reagierten verschreckt: Die Groupon-Aktie sauste am Freitag im nachbörslichen Handel um sechs Prozent in den Keller auf 17,25 Dollar. Damit liegt der Kurs inzwischen deutlich unter dem Ausgabepreis von 20 Dollar. Groupon hatte den größten Internet-Börsengang seit Google hingelegt - ein Kursfeuerwerk am ersten Handelstag Anfang November führte dazu, dass die Firma zeitweise mit knapp 20 Mrd. Dollar bewertet wurde.
"Substanzielle Schwäche"
Bereits vor der Erstnotierung hatte es Kritik am Management wegen der Finanzberichte gegeben, die Börsenexperten als unorthodox und aggressiv beschrieben. Diese Mängel konnten bislang nicht komplett behoben werden, wie Groupon nun selbst zugab. Im Jahresbericht ist von einer "substanziellen Schwäche" bei den internen Kontrollen zur Bilanzierung die Rede. Eine internationale Wirtschaftsprüfungsfirma soll Abhilfe schaffen und die Schwachstellen ausfindig machen.
Analysten zufolge hat Groupon bei der Rechnungslegung noch nicht das Niveau eines börsennotierten Unternehmens. "Es liegt wahrscheinlich daran, dass das Geschäft so rasch wächst, dass sie mit ihren Systemen nicht hinterherkommen", sagte Herman Leung von Susquehanna Financial Group. "Vielleicht haben sie auch nicht genug Finanzpersonal."
Der Nettoverlust im vierten Quartal fiel mit 65,4 Mio. Dollar um 22,6 Mio. höher aus als zunächst angegeben. Den Umsatz gab Groupon nun mit 492,2 Mio. Dollar an und revidierte die bisherige Zahl damit um 14,3 Mio. nach unten.
Groupon zieht Konsequenzen
Das Unternehmen betreibt diverse Webseiten mit Rabatt-Angeboten. Damit sammelt es Interessenten für die Waren und Dienstleistungen anderer Firmen. Findet sich eine ausreichende Zahl, haben sich die Kunden den Rabatt gesichert und Groupon eine Provision des Anbieters.
Bei der Bilanzierung steckt die Tücke im Detail. Nach Auskunft des Managements liegen die Fehler vor allem darin, dass Rabatte und damit die daraus resultierenden Rückvergütungen an die Kunden zu niedrig angesetzt waren. Es sei nicht ausreichend berücksichtigt worden, dass diese Rückvergütungen zugenommen hätten, weil die Zahl der teuren Angebote gestiegen sei. Als Konsequenz will Groupon künftig Prognosen der Rückvergütungen zugrundelegen und nicht mehr deren bisherige Entwicklung.
Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa