Wirtschaft

Füße aufs Strompedal Grüne Visionen aus Paris

Elektromobilität heißt das beherrschende Thema beim Pariser Autosalon. Allerdings sind es meist nur Studien und Konzepte, die auf reinen Stromantrieb setzen. Die ersten Serienfahrzeuge kommen aus Fernost, deutsche Hersteller glänzen vor allem mit Plänen.

Der Beginn einer neuen Epoche: Die "Mondial de l'Automobile" steht in diesem Jahr electric car on media day at the Paris

Der Beginn einer neuen Epoche: Die "Mondial de l'Automobile" steht in diesem Jahr electric car on media day at the Paris

(Foto: REUTERS)

Man könnte leicht den Eindruck gewinnen, dass beim Autosalon in Paris an fast jedem zweiten Auto, das dort ausgestellt wird, ein Strom-Stecker angeschlossen ist. Keine Frage, die Branche hat den öffentlichen Druck, den Rekordölpreise und Klimadiskussion entfacht haben, aufgenommen und mit der vollen Wucht der gut geölten PR-Maschinerie in Vortrieb umgesetzt. Doch ganz so grün, wie uns die Autohersteller an der Seine vermitteln wollen, ist die Zukunft der Mobilität nicht. Das zeigt ein zweiter Blick auf die Ausstellung.

Am weitesten ist das Thema E-Mobilität sicherlich bei den japanischen Herstellern gediehen, das beweist sich einmal mehr bei dieser Motorshow. Die ersten rein elektrisch betriebenen Großserienfahrzeuge kommen vornehmlich aus Fernost. Bei Nissan zeigt man beispielsweise den Leaf, der noch in diesem Jahr in Japan, den USA und Teilen Europas auf den Markt kommen soll. In 2011 werden wohl auch die deutschen Kunden in den Genuss des reinen Elektroautos kommen. Und das zu einem Preis von weniger als 20.000 Euro.

Allerdings hat die Sache einen Haken, denn die teure Lithium-Ionen-Batterie ist nicht Preis enthalten. Diese muss geleast werden und der Preis dafür ist noch unklar. Ansonsten hören sich die Daten des Autos vielversprechend an. Ein Elektromotor mit 109 PS treibt das Auto auf bis zu 150 Stundenkilometer. Die Reichweite beträgt 160 Kilometer und ein Schnellladezyklus von einer halben Stunde soll 80 Prozent der Ladekapazität wiederherstellen. Man darf also gespannt sein auf die Marktpremiere des Autos.

Japaner helfen den Franzosen

Mit Hilfe aus Fernost demonstrieren auch die französischen Hersteller ihr Können in Sachen Elektromobilität. Der Peugeot iOn und der Citroen C-Zero Beides baugleiche Kleinwagen mit leidlich vier Sitzplätzen und überschaubarem Kofferraum, die in Japan gebaut werden und identisch mit dem i-Miev von Mitsubishi sind. Aber ausreichend für die allermeisten Anwendungen in städtischen Gebieten und ein reines Elektrofahrzeug. 150 Kilometer betragen Reichweite sowie Höchstgeschwindigkeit und ein Schnellladezyklus mit 380 Volt stellt in einer halben Stunde 80 Prozent der Kapazität wieder her. Die Zuladung des Kleinen beträgt allerdings nur 330 Kilogramm und eine komplette Ladung an der Haushaltssteckdose dauert dann doch acht Stunden.

Der C-Zero: Citroen wirbt mit emissionsfreien Fahrfreuden.

Der C-Zero: Citroen wirbt mit emissionsfreien Fahrfreuden.

(Foto: REUTERS)

Aber immerhin, der iOn ist wie der C-Zero von Citroen schon Ende dieses Jahres in Deutschland zu haben. Die Stückzahlen sind allerdings sehr begrenzt und zu kaufen gibt es die Autos auch nicht. Nur über Leasingmodelle ist der elektrische Fahrspaß hier zu haben. Der iOn kostet 499 Euro im Monat und das über fünf Jahre. Erst dann kann der Wagen gekauft werden, wobei der Restwert noch unklar ist. Es kann auch für 299 Euro monatlich weitergeleast werden. Der theoretische Kaufpreis liegt bei rund 30.000 Euro.

Mercedes gibt ... Strom

Betrachtet man die deutschen Hersteller, dann macht Paris klar, dass Mercedes in Sachen Elektromobilität vorgeprescht ist. Die Schwaben bringen ihre A-Klasse in einer Kleinserie als reines Elektroauto namens E-Cell auf den Markt. Die auf 500 Einheiten begrenzte Auflage kann ebenfalls nicht käuflich erworben werden. Für 900 Euro im Monat gibt es für ausgewählte Kunden ein Full-Service-Leasing, bei dem nur der Betriebsstrom nicht enthalten ist. Ein 95 PS starker Elektromotor treibt das Auto auf maximal 150 Stundenkilometer und 290 Newtonmeter Drehmoment sorgen für eine Beschleunigung von 14 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h.

Das Konzept E-Cell kennt die Fachwelt schon länger.

Das Konzept E-Cell kennt die Fachwelt schon länger.

(Foto: Reuters)

Das erste Elektroauto mit dem Stern ist nicht das E-Mobil von Mercedes. Auch der Smart fährt als Electric Drive schon länger in Feldversuchen in Berlin und anderen Großstädten umher. In Paris zeigt die jungendliche Marke nun auch einen Scooter auf Elektrobasis und gleich noch ein Fahrrad mit. Der Escooter will mit einfacher Handhabung, modernem Design und hohem Praxisnutzen glänzen, ist aber genauso erst mal eine Studie wie das Ebike. Dieses stellt für maximal 90 Kilometer Elektrokraft zur Verfügung, ansonsten darf aber auch ganz konventionell getreten werden.

Die anderen deutschen Hersteller zeigen sich in Sachen Elektromobilität eher als Ankündigungskönige. Audi zeigt mit dem E-Tron Spyder einen Dieselhybriden, nachdem die ersten E-Trons reine Stromer waren; alles aber Studien, die frühestens in einigen Jahren marktreif werden könnten. Bei BMW zeigt man den 1er Concept ActivE , der aber schon im Dezember in den USA zu sehen war. Das Auto soll aber ab 2015 zu haben sein. Der E-Mini fährt weiterhin im Feldversuch, und die britische Tochter der Bayern hat ebenfalls einen Elektroscooter namens E-Concept als Studie auf der Messe stehen.

Mehr blau als grün

Bei VW wird das Thema Stromauto eher vernachlässigt, nur die spanische Tochter Seat hat ein Konzeptfahrzeug namens iBE, dass rein elektrisch fährt. Ansonsten ist alles blau bei Volkswagen. Die Wolfsburger zeigen flächendeckend ihre zweifellos sparsamen Fahrzeuge mit BlueMotion-Technologie, die aber auf konventionellen Verbrennungsantrieben beruhen.

"Voll elektrisch" steht auf der Fahrertür des Ion: Peugeot stellt sicher, dass die Botschaft auch außerhalb Frankreichs ankommt.

"Voll elektrisch" steht auf der Fahrertür des Ion: Peugeot stellt sicher, dass die Botschaft auch außerhalb Frankreichs ankommt.

(Foto: REUTERS)

Ganz so grün ist die Zukunft also noch nicht, wie es die Ausstellungsflächen der Autobauer auf den ersten Blick suggerieren. Die Deutschen hinken in Sachen E-Auto noch ein gutes Stück hinterher. Einzig Mercedes, wo Chef Dieter Zetsche das Zeitalter der E-Mobilité, wie er es in Anspielung auf die französische Revolution nennt, ausgerufen hat, scheint am Puls der Zeit. Aber bis die Bundesbürger Elektroautos in nennenswerten Stückzahlen auf ihren Straßen sehen, dürfte noch viel Öl verbrannt werden.

Das ist aber nicht nur die Schuld der Hersteller. Tatsächlich hat sich in den vergangenen zwei Jahren viel getan zu dem Thema. Vor allem die technischen Hürden wachsen proportional mit der Menge der Elektroautos. Woher kommt das ganze Lithium, wie kann die Reichweite der Batterien auf alltagstaugliches Niveau gesteigert werden, wie werden die Akkus entsorgt und, nicht zuletzt, woher kommt der Strom? Das sind alles noch Fragen, die im komplexen Geflecht zwischen Politik und Wirtschaft geklärt werden müssen. Erst dann können wir in eine grüne Zukunft fahren.

Quelle: ntv.de

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