Schrott im Wert von 173 Mrd. Euro HRE von Giftmüll befreit
04.10.2010, 09:55 UhrDie Hypo Real Estate ist ihre gefährlichsten Wertpapiere los und kann damit einen Neuanfang wagen. Darlehen und Wertpapiere im Nominalvolumen von rund 173 Milliarden Euro sind auf die "Bad Bank" ausgelagert. Es ist die größte und komplexeste Transaktion dieser Art in Deutschland.
Die milliardenschwere Auslagerung giftiger Risikopapiere der Krisenbank Hypo Real Estate ist abgeschlossen - damit ist die "Bad Bank" der HRE erfolgreich gestartet. Wie die Bank und der Bankenrettungsfonds Soffin mitteilten, wurden Kredite, Wertpapiere und Geschäftsbereiche mit einem Wert von nominal 173 Mrd. Euro in die eigens gegründete FMS Wertmanagement übertragen. Die Aktion hatte in der Nacht zu Freitag begonnen. Es war die größte und komplexeste Transaktion dieser Art in Deutschland.
"Wir haben alles übertragen, was übertragen werden sollte", sagte ein HRE-Sprecher. Die Buchwerte zum 30. September 2010 stünden noch nicht fest, dürften aber oberhalb der 173 Mrd. Euro liegen - zuletzt war von etwa 191 Mrd. die Rede.
Die Abwicklungsanstalt FMS Wertmanagement soll der HRE einen Neustart ermöglichen: "Die Abspaltung ist ein bedeutender Meilenstein der Restrukturierung", so der Soffin. Die aus der HRE hervorgegangene Deutsche Pfandbriefbank könne sich nun "auf ihr Kerngeschäft der Immobilien- und Staatsfinanzierung in Deutschland und anderen europäischen Ländern konzentrieren". Die HRE werde nach der Abspaltung "planmäßig keine neuen Garantien benötigen, sondern ihr künftiges Neugeschäft selbstständig finanzieren können".
Die Kernbank, die jetzt unter dem Namen pbb Deutsche Pfandbriefbank auftritt, soll also unabhängig von Liquiditätshilfen Neugeschäft eingehen. Der Fokus liegt auf der Staats- und Immobilienfinanzierung in Europa. Die Refinanzierung erfolgt vor allem über Pfandbriefe.
Die FMS soll die nun übertragenen kritischen Papiere in den nächsten Jahren nach Möglichkeit ohne große Verluste abbauen. Gelingt dies nicht, steht der Steuerzahler über den Soffin weiter in der Pflicht. Die verstaatlichte HRE will sich nach dem Befreiungsschlag wieder ohne fremde Hilfen am Kapitalmarkt etablieren und so die Voraussetzung für eine baldige Re-Privatisierung schaffen - damit der Bund zumindest einen Teil seiner eingesetzten Gelder zurückbekommt.
Eine Bad Bank ("schlechte Bank") übernimmt von Krisen-Instituten risikobehaftete Vermögenswerte und Wertpapiere, die stark an Wert verloren haben. Die erste "Bad Bank" Deutschlands hatte im Frühjahr die WestLB gegründet; deren Volumen lag mit rund 85 Mrd. Euro deutlich unter dem der Bad Bank der HRE. Diese ist für Papiere im Volumen bis zu 210 Mrd. Euro ausgelegt.
Von einer "in ihrer Art und Komplexität einmaligen Transaktion" sprach Hannes Rehm, Sprecher des Leitungsausschusses der Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung. "Es war ein steiniger Weg", fügte er hinzu. Ein Zusammenbruch der HRE 2008 hätte aber "unermesslich größeren Schaden angerichtet". "Auch eine Abwicklung des gesamten Instituts wäre für den Steuerzahler um ein Vielfaches teurer geworden", erklärte Rehm.
Der Bankenrettungsfonds Soffin hatte am 10. September sein Garantievolumen für die HRE vorübergehend um 40 Mrd. auf 142 Mrd. Euro aufgestockt, um bei der Ausgliederung Liquiditätsengpässe zu vermeiden. Bürgschaften in Höhe von 20 Mrd. Euro waren als Sicherheitspuffer für mögliche Pannen bei der Übertragung von Vermögenswerten in die Bad Bank gedacht. Weitere 20 Mrd. Euro sollten mögliche Liquiditätsengpässe der Bank bis zur Bad-Bank-Gründung auffangen - auf eine Bürgschaft in Höhe von 3,5 Milliarden Euro griff die Bank zurück.
Quelle: ntv.de, rts/dpa