Konjunkturmotor Schuldenkrise? Handwerk spürt Rückenwind
05.11.2011, 13:32 Uhr
Wer schlecht dämmt, heizt die Umgebung mit.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Ausblick in das kommende Jahr fällt für Handwerker überraschend freundlich aus. Während Wirtschaftsforscher und Bundesregierung einen Dämpfer fürchten, sprüht der Zentralverband des deutschen Handwerks vor Optimismus. Experten sind sich sicher: Die Schuldenkrise dürfte vielen Gewerken eine Art Sonderkonjunktur bescheren.
Das deutsche Handwerk erwartet aufgrund der guten Konjunkturlage für das Jahr 2011 ein Umsatzwachstum von mehr als 3 Prozent. Auch sei mit einem Beschäftigungszuwachs um 25.000 Stellen zu rechnen, sagte der Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), Holger Schwannecke, der "Braunschweiger Zeitung".

Das Geld lieber ins Eigenheim stecken: Das hilft nicht nur dem Handwerk, sondern später auch der Haushaltskasse.
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Mit Blick auf das erwartete Umsatzwachstum sprach Schwannecke von einem "hervorragenden Ergebnis", das trotz aller Schwierigkeiten auch für 2012 optimistisch stimme.
Kritik übte Schwannecke an Verzögerungen bei der politischen Umsetzung der Energiewende, die sich auch im Handwerk bemerkbar machten. So sei es sehr bedauerlich, dass das Gesetz zur steuerlichen Förderung der energetischen Gebäudesanierung seit einem halben Jahr durch einen Bund-Länder-Streit verzögert werde, was Investitionen in diesem Bereich behindere.
Offensichtlich habe die Bundesregierung das Potenzial, das sich durch Investitionen in mehr Energieeffizienz ergebe, noch nicht ausreichend erkannt, sagte der Sprecher des Handwerkerverbands.
Dass das deutsche Handwerk mehr Umsatz erwartet, erscheint für Beobachter leicht erklärbar. Die anhaltende Verunsicherung im Zusammenhang mit der Schuldenkrise und den Turbulenzen an den Aktienmärkten regt viele Kleinsparer, Eigenheimbesitzer und mittelständische Investoren dazu an, Geld in Sachwerte wie etwa längerfristig wirksame Umbau- und Sanierungsarbeiten zu investieren. In Form von neuen Aufträgen kommt das eingesetzte Geld dem Handwerk direkt zugute.
Auch die kursierenden Ängste vor den Gefahren einer Inflation mögen ihren Teil dazu beitragen, dass die Deutschen derzeit verstärkt nach sinnvollen Verwendungsmöglichkeiten für ihre Ersparnisse suchen. Um den Anlagewert eines Gebäudes zu steigern, nutzen viele Eigentümer zum Beispiel bestehende Förderprogramme, um etwa Fassaden neu zu verdämmen, Dächer zu isolieren, Heizungsanlagen auszutauschen, neue Fenster einsetzen zu lassen oder andere lang geplante Renovierungsvorhaben in die Tat umzusetzen.
Quelle: ntv.de, mmo/AFP