"Deepwater" zum Trotz Hannover Rück auf Kurs
10.08.2010, 12:03 UhrDer Rückversicherer sieht sich trotz einer heftigen Schadensbilanz auf gutem Weg sein Jahresziel zu erreichen. Der Gewinneinbruch in Höhe von 24 Prozent im zweiten Quartal wird mit geringeren Einnahmen aus Kapitalanlagen erklärt. Im dritten Quartal soll wieder verstärkt in Aktien investiert werden.
Die Hannover Rück hat im zweiten Quartal unter dem Strich einen klaren Gewinnrückgang verbucht. Der Überschuss fiel um 23,5 Prozent auf 159,6 Mio. Euro. Analysten hatten hier allerdings mit 153 Mio. und damit noch weniger gerechnet.
Zum Halbjahr wurden netto gut 310 Mio. Euro verdient. Mit diesem Halbjahresergebnis sieht sich die Hannover Rück in ihren Annahmen fürs Gesamtjahr bestätigt. Der Vorstand hält deshalb an seiner Jahresprognose, einen Nettogewinn von rund 600 Mio. Euro erreichen zu wollen, weiter fest. Die Prognose basiert auf einer angestrebten Eigenkapitalrendite von mindestens 15 Prozent, die in den ersten sechs Monaten trotz hoher Belastungen aus Großschäden erreicht wurde.
Hauptgrund für den Quartalsrückgang waren geringere Einnahmen aus Kapitalanlagen. Sie sanken um 27 Prozent auf knapp 272 Mio. Euro. Zudem hatten im Vorjahresquartal Sondereffekte das Ergebnis noch einmal um rund 75 Mio. Euro begünstigt.
Hohe Schadensbilanz
Nachdem im ersten Quartal der Wintersturm "Xynthia" und das Erdbeben in Chile für hohe Lasten gesorgt hatten, wurden die Befürchtungen im zweiten Quartal erneut übertroffen. Der Untergang der BP-Bohrinsel "Deepwater Horizon" kostet die Hannover Rück zum Beispiel 89 Mio. Euro. Bauchschmerzen bereitet Analysten der Ausblick auf das zweite Halbjahr. Die Prognose von Großschäden im Umfang von 280 Mio. Euro sei angesichts der bevorstehenden Hurrikan-Saison wackelig.
Die Schaden/Kosten-Quote als zentrale Kennziffer für die Profitabilität lag im zweiten Quartal bei 99,5 Prozent. Oberhalb von 100 Prozent sind Zahlungen für Schäden und Verwaltungskosten nicht mehr durch die Prämieneinnahmen gedeckt. Damit schnitt die Hannover Rück deutlich schlechter als von Analysten erwartet ab, aber immer noch besser als die größeren Rivalen Münchener Rück und der Swiss Re.
PIIGS-Engagement schrumpft
Die Summe der Investments in Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien (PIIGS) wurde nach Angaben von Finanzvorstand Roland Vogel mittlerweile auf 404 Mio. Euro von zuletzt 460 Mio. reduziert. Das entspricht nunmehr einem Anteil von 1,6 Prozent aller Kapitalanlagen. Ende März seien es noch 2,0 Prozent gewesen.
Aktienquote hochfahren
Der Rückversicherer will möglicherweise schon im dritten Quartal wieder verstärkt in Aktien investieren. In einer Telefonkonferenz sagte Finanzvorstand Vogel, ein stärkeres Investment in Aktien werde "nicht mehr allzu lange" dauern. Eine Aktienquote von 3,0 Prozent bis 5,0 Prozent bezeichnete er als "sinnvoll". In den ersten sechs Monaten betrug die Quote weiterhin weniger als 1,0 Prozent. Im Oktober 2008 hatten Verluste im Aktienportfolio den MDax-Konzern schwer belastet.
Quelle: ntv.de, dpa/rts