Neuer Interessent aus Spanien Hanwha bleibt an QCells dran
26.08.2012, 15:26 Uhr
(Foto: dpa)
Beim insolventen Solarhersteller QCells könnte es diese Woche spannend werden. Ein bereits seit längerem erwartetet Deal mit einem Investor aus Südkorea scheint so gut wie in trockenen Tüchern. Derweil meldet sich überraschend ein weiterer Bieter aus Spanien.
Die Landesregierung von Sachsen-Anhal rechnet bereits in den kommenden Tagen mit einem Einstieg des südkoreanischen Hanwha-Konzerns beim insolventen Solarhersteller QCells. "Die Landesregierung geht davon aus, dass in dieser Woche wichtige Entscheidungen fallen", sagte Regierungssprecher Franz Kadell.
Der Ministerpräsident stehe in ständigem Kontakt mit dem Insolvenzverwalter. Eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums in Magdeburg hatte zuvor einen möglichen Einstieg des zehntgrößten südkoreanischen Industriekonzerns als Lichtblick angesichts der Krise in der deutschen Solarbranche bezeichnet.
Zur Rolle des Landes bei der Zukunft von QCells mit Hauptsitz in Bittelfeld-Wolfen erklärte Kadell mit den Worten: "Das Land hat in der Gläubigerversammlung eine gewichtige Stimme." Durch Forderungen gegen den insolventen QCells-Konzern kann Sachsen-Anhalt bei der Auswahl der Investoren mitreden.
Ein Sprecher des Insolvenzverwalters wollte sich nicht auf einen Bieter festlegen. Er erklärte dagegen, dass Gespräche mit mehreren Interessenten liefen: "Wir bestätigen, dass mit mehreren Investoren verhandelt wird. Es ist Stillschweigen vereinbart, bis eine Entscheidung gefallen ist", sagte der Sprecher von Insolvenzverwalter Henning Schorisch.
Überraschend ist derweil noch ein weiterer Bieter aufgetaucht. Das europäische Photovoltaikunternehmen Isofoton ist nach eigenen Angaben ebenfalls am Erwerb von QCells interessiert. Die Geschäftsführung des in Madrid ansässigen Unternehmens wolle zu Beginn der kommenden Woche gemeinsam mit einem nicht genannten US-Fonds ein entsprechendes Angebot abgeben, hieß es. QCells wäre nach Einschätzung von Isofoton eine ideale Ergänzung ihres Portfolios. Ziel sei es, in Europa eine größere Industriegruppe aufzubauen.
Hanwha schraubt am Vertrag
Ein Sprecher von Hanwha erklärte derweil in Seoul, die Verhandlungen zur Übernahme von QCells dauerten an. "Der Deal ist noch nicht abgeschlossen, die Gespräche werden fortgesetzt", sagte ein Vertreter der Hanwha-Gruppe. Ein Kaufvertrag sei seines Wissens bislang noch nicht unterzeichnet worden. Er deutete jedoch an, dass dies in den nächsten Tagen der Fall sein könnte. Die "Financial Times Deutschland" hatte Ende vergangener Woche berichtet, der Vertrag solle noch am selben Tag unterzeichnet werden.
QCells hatte zuletzt rund um den Globus 2200 Mitarbeiter, darunter 1300 am Stammsitz in Bitterfeld-Wolfen und 500 in Malaysia. Hanwha könnte im "SolarValley" im Süden Sachsen-Anhalt sein zentrales Solar-Forschungszentrum aufbauen. Das Angebot der Südkoreaner beinhaltet nach dpa-Informationen aber auch, dass die Produktion in Deutschland fortgeführt wird. Beim benachbarten Solarkonzern Sovello war der Einstieg eines Investors gescheitert, weil er millionen schwere Unterstützung verlangte, die Produktion aber weitgehend nach Asien verlegen wollte.
Die deutsche Solarbranche ist in den vergangenen Monaten immer stärker unter Druck geraten. Als Auslöser einer ganzen Serie von Pleiten gilt die harte Konkurrenz aus China, wo Hersteller staatlich gestützt werden.
Quelle: ntv.de, ddi/dpa/rts