"Wir lassen uns nicht ausplündern" Hochtiefler vor dem Bundestag
28.10.2010, 21:15 UhrDie geplante Übernahme durch den spanischen Baukonzern ACS erzürnt weiter die Hochtief-Mitarbeiter. Rund 2000 von ihnen machen vor dem Bundestag ihrem Unmut Luft. Mit von der Partie ist auch SPD-Chef Gabriel. Laut IG BAU hat das ACS-Angebot keine Vorteile für den MDax-Konzern.
Mit einer Demonstration in Berlin haben Beschäftigte des Baukonzerns Hochtief gegen die drohende Übernahme durch den spanischen Hauptaktionär ACS protestiert. Rund 2000 Mitarbeiter versammelten sich zu einer Kundgebung vor dem Bundestag, an der auch SPD-Chef Sigmar Gabriel teilnahm. Es dürfe nicht sein, dass die geplante Übernahme ein gesundes Unternehmen und viele tausende Arbeitsplätze gefährde, sagte Gabriel.
Auf ihre Transparente hatten Hochtief-Mitarbeiter geschrieben: "Wir lassen uns nicht ausplündern". Konzernbetriebsratschef Siegfried Müller sagte: "Wir befürchten, dass der deutsche Standort von Hochtief zerschlagen wird."
Die Beschäftigten forderten von der Politik, das Wertpapierübernahmegesetz zu ändern. Einige gaben vor der Kundgebung eine Petition beim Wirtschaftsministerium ab. Darin verlangten sie "gleiche Regeln für alle". Nach Einschätzung des Betriebsrats wird durch die derzeitigen Übernahmeregelungen der "Industriestandort Deutschland gefährdet".
Der Vize-Vorsitzende der IG BAU, Dietmar Schäfers, sagte, es sei zu befürchten, dass der Konflikt am Ende zulasten der Beschäftigten gehe. Das Angebot von ACS habe keine Vorteile für Hochtief und seine Beschäftigten. Feindliche Übernahmen seien in Deutschland deutlich leichter als im internationalen Vergleich, kritisierte Schäfers. ACS, das knapp 30 Prozent an Hochtief hält, bemüht sich seit Wochen um die Mehrheit an der Essener Traditionsfirma.
ACS vermeldet Gewinn
Unterdessen hat ACS in den ersten neun Monaten dieses Jahres einen Nettogewinn von 1,1 Milliarden Euro erzielt. Wie das Unternehmen der Madrider Börsenaufsicht (CNMV) mitteilte, bedeutet dies zwar einen Rückgang um 36,5 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum. Der Nettogewinn der ersten drei Monate 2009 habe aber den Erlös eines 35-prozentigen Kapitalanteils am Energiekonzern Unión Fenosa enthalten, der damals allein mit einer Milliarde Euro zu Buche geschlagen sei.
In der Gewinnsumme des laufenden Jahres seien 384 Millionen Euro inbegriffen, die aus dem Verkauf von 15,5 Prozent des Infrastrukturunternehmens Abertis entsprangen, teilte ACS in seinem Bericht über das dritte Quartal 2010 mit.
Der Umsatz stieg um 1,1 Prozent auf 12,2 Milliarden Euro. Die Nettoverschuldung wurde auf neun Milliarden Euro beziffert. ACS wird vom Real-Madrid-Präsidenten Florentino Pérez geführt.
Quelle: ntv.de, wne/dpa