Von Rekord zu Rekord IBM ist nicht zu bremsen
19.10.2010, 07:29 Uhr"Big Blue" ist nicht zu bremsen: Der weltgrößte IT-Dienstleister IBM steigert seinen Gewinn das 31. Quartal in Folge. Anleger finden dennoch so manches Haar in der Suppe und schicken die Aktie nachbörslich auf Talfahrt.
Der IT-Konzern IBM hat nach einem neuerlichen starken Quartal seine Gewinnprognose nach oben geschraubt. Statt bisher 11,25 US-Dollar Gewinn je Aktie erwartet das Unternehmen nun mindestens einen Gewinn von 11,40 US-Dollar je Aktie.
Auch der Blick zurück kann sich sehen lassen. Von Juli bis September verdiente IBM unterm Strich 3,6 Mrd. US-Dollar, 12 Prozent mehr als vor einem Jahr. Der Umsatz stieg um 3 Prozent auf 24,3 Mrd. US-Dollar. Das war in beiden Fällen mehr als Analysten erwartet hatten.
Dennoch büßte die Aktie nach Börsenschluss in New York 3 Prozent ihres Wertes ein. Beobachter schoben das zum einen darauf, dass das Papier zuvor mit 142,83 Dollar sein Allzeithoch erreicht hatte und viele Aktionäre nun ihre Gewinne einstreichen. Zum anderen störten sich einige Anleger an den stagnierenden Neuabschlüssen im wichtigen Servicegeschäft.
Konkurrenz schläft nicht
Bereits im Vorquartal war IBM ein wenig die Puste ausgegangen, nachdem das Unternehmen die ganze Wirtschaftskrise hindurch geglänzt hatte. Der Konzern macht mehr als Hälfte seines Umsatzes mit Dienstleistungen wie dem Betrieb von Rechenzentren. Die Konkurrenten wie HP oder Dell drängen aber mit aller Gewalt in die IBM-Domänen.
IBM reagiert darauf mit immer neuen Übernahmen. Einer der größten Zukäufe in der jüngsten Vergangenheit war der Datenanalyse-Spezialisten Netezza für 1,7 Mrd. Dollar. Die Dienstleistungen sind gemeinhin wesentlich lukrativer als der Verkauf von Geräten. Im Verhältnis am meisten verdient IBM allerdings mit seiner Software.
Die langfristigen Serviceverträge hatten IBM während der Krise vor dem Abrutschen bewahrt. Weil gleichzeitig tausende Stellen weggefallen waren, und IBM auch an anderer Stelle zum Rotstift gegriffen hatte, steigt der Gewinn kontinuierlich. Im Krisenjahr 2009 verdiente der Konzern 10,01 Dollar je Aktie.
Branchen-Barometer
Das Unternehmen gilt wegen seiner breiten Angebotspalette als wichtiger Gradmesser für die gesamte IT-Branche und darüber hinaus. Hardware verkauft IBM allerdings nur noch vergleichsweise wenig. Die klassischen PC, die das Unternehmen einst groß machten, sind schon lange nach China verkauft.
Wo IBM aber weiter eine Marke ist, sind die Großrechner, wie sie Firmen etwa für ihre Datenverwaltung einsetzen. Über die leistungsstarken Computer aus Armonk läuft auch ein guter Teil des Internet-Datenverkehrs. Hier greift allerdings der Softwarekonzern Oracle an, der den direkten IBM-Rivalen Sun Microsystems geschluckt hatte.
Zudem weht IBM ein scharfer Wind aus Brüssel entgegen. Die EU-Kommission droht dem amerikanischen IT-Giganten IBM mit milliardenschweren Geldstrafen wegen Verstößen gegen die Wettbewerbsregeln. Das Unternehmen soll bei den Großrechnern seine Hardware an das Betriebssystem gekoppelt und auf diese Weise Konkurrenten vom Markt verdrängt haben. Auch soll IBM die Wartung der Rechner durch Dritte erschwert haben. Das Verfahren läuft.
Quelle: ntv.de, nne/dpa/rts