Hochtief-Abwehrfront wird löchrig IG Bau arrangiert sich mit ACS
22.12.2010, 17:04 UhrHochtief wehrt sich vehement gegen eine Übernahme durch ACS. Die IG Bau schert aus der gemeinsamen Abwehrfront aus und trifft mit den Spaniern eine Übereinkunft. Laut Gewerkschaftschef Wiesehügel sagt ACS verbindlich den Erhalt der rund 11.000 Hochtief-Arbeitsplätze in Deutschland zu. Der Betriebsrat von Hochtief reagiert sauer.

Klaus Wiesehügel bereitet seine Gewerkschaft bereits auf den "Tag X" vor.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Hochtief kann im Kampf gegen eine Übernahme durch den spanischen Rivalen ACS nicht mehr auf Schützenhilfe der IG Bau zählen. Die Gewerkschaft erzielte mit den Spaniern eine Vereinbarung für den Fall, dass ACS die Mehrheit an Hochtief übernimmt.
ACS habe unter anderem verbindliche Zusagen für den Erhalt der rund 11.000 Arbeitsplätze in Deutschland gemacht, erklärte die Gewerkschaft. "Damit sind die Bedenken der IG Bau gegen eine Übernahme von Hochtief durch ACS ausgeräumt." Der Betriebsrat von Hochtief, der seit Wochen Sturm gegen die Übernahmepläne läuft, ging auf Distanz zur IG Bau.
"Mit der Vereinbarung ist die größte Sorge der Hochtief-Mitarbeiter, sie könnten durch die Übernahme ihren Arbeitsplatz verlieren, vom Tisch", erklärte IG Bau-Chef Klaus Wiesehügel, der auch Mitglied des Aufsichtsrats von Hochtief ist. ACS begrüßte die Vereinbarung als "solide Grundlage für eine konstruktive Zusammenarbeit in der Zukunft".
Die Spanier sagten zu, dass Essen der Sitz der Hauptverwaltung der Hochtief AG bleibt. Hochtief bleibe zudem eine mitbestimmte Gesellschaft und die IG Bau der alleinige Sozialpartner im Konzern für Deutschland. Die IG Bau betonte, dass die Übereinkunft keine Entscheidung gegen Hochtief oder den Vorstand darstelle. Firmenchef Herbert Lütkestratkötter hat sich wiederholt gegen die Übernahme-Pläne von ACS ausgesprochen.
Vom Kurs abgewichen
Der Betriebsrat von Hochtief zeigte sich erstaunt über das Vorgehen der Gewerkschaft. "Die IG Bau hat vom Betriebsrat und vom Konzern kein Mandat für Verhandlungen mit ACS bekommen", sagte Betriebsratschef Siegfried Müller. Der Betriebsrat hat gegen die Übernahmepläne protestiert und die Bundesregierung um Hilfe gerufen. Die IG Bau war jedoch bereits vor drei Wochen von diesem Kurs abgewichen, als sie erklärte, eine Übernahme durch ACS sei wohl kaum noch zu verhindern. "Wir müssen jetzt nach vorne denken", hatte Wiesehügel gesagt und Gespräche mit dem Angreifer angekündigt.
Hochtief erklärte, in der Vereinbarung mit IG Bau stehe im Vergleich zum offiziellen ACS-Übernahmeangebot nichts Neues. "Nach unserem derzeitigen Wissenstand ist die Belegschaft beziehungsweise der Betriebsrat darüber überhaupt nicht informiert und befasst sich jetzt umgehend damit, was das für sie bedeutet", sagte ein Firmensprecher.
Lütkestratkötter fürchtet, dass ACS Hochtief mit seinen über 70.000 Mitarbeitern zerschlagen könnte. ACS hatte am 1. Dezember ein Übernahmeangebot für Hochtief vorgelegt, es läuft bis zum 29. Dezember. Bislang trifft die in der vergangenen Woche verbesserte Offerte jedoch auf verhaltene Resonanz. Bis Dienstagabend sei das Tauschangebot für 5825 Hochtief-Aktien angenommen worden, teilte ACS mit. Der Anteil der Stimmrechte an Hochtief liege damit bei 27,26 Prozent.
Damit würde ACS auch inklusive der vom Finanzinvestor Southeastern Asset Management in Aussicht gestellten rund zwei Millionen Aktien noch unter der Schwelle von 30 Prozent liegen. Die Spanier bieten neun eigene Aktien für fünf Hochtief-Anteilsscheine.
Quelle: ntv.de, wne/rts