Angst vor harten Auflagen IWF beruhigt Griechen
25.04.2010, 12:58 UhrIWF-Chef Dominique Strauss-Kahn ist Befürchtungen in Griechenland vor zu harten Auflagen für Hilfen des Fonds entgegengetreten. "Die griechische Öffentlichkeit muss den IWF nicht fürchten", sagte Strauss-Kahn. "Wir versuchen zu helfen." Unterdessen steigt in Griechenland die Unzufriedenheit mit der griechischen Regierung.
Zu Details über die laufenden Verhandlungen mit der Regierung in Athen äußerte sich der IWF-Direktor nicht. Das Ergebnis werde vorgelegt, wenn die Gespräche abgeschlossen sind. "Jedes Programm muss sich nach den jeweiligen besonderen Umständen des betroffenen Landes richten", sagte Strauss-Kahn. "Und diese Umstände sind genau das, was wir aktuell mit Griechenland diskutieren."
Zuvor hatte sich Strauss-Kahn mit Griechenland Finanzminister Giorgos Papakonstantinou getroffen. Der griechische Ressortchef hatte sich außerdem mit US-Finanzminister Timothy Geithner in der US-Hauptstadt beraten, der zuvor ausdrücklich begrüßt hatte, dass die Europäer das Problem nun rasch angehen wollten. Die Griechenland- Krise beherrschte das Treffen der Finanzminister der 20 wichtigsten Wirtschaftsmächte (G20) und die Frühjahrstagung von IWF und Weltbank.
Athen re(a)giert falsch
Während in Washington über die Hlfen beraten wird, steigt in Griechenland der Unmut: Drei Viertel der Griechen sind unzufrieden mit ihrer Regierung. Diese habe entweder zu langsam oder falsch auf die Krise reagiert, ergab eine Umfrage des Instituts Alco für die griechische Sonntagszeitung Proto Thema. Lediglich 23,1 Prozent der rund Tausend Befragten waren der Ansicht, die Regierung handele richtig.
Dabei schwindet auch die Unterstützung von Ministerpräsident Giorgos Papandreou. 65,2 Prozent sind der Ansicht, dass sie der Regierungschef über den wahren Zustand der Wirtschaft im Unklaren gelassen hat. Einer Umfrage von Public Issue aus der vergangenen Woche zeigte zudem, dass nur noch 47 Prozent der Griechen Vertrauen in den erst im Oktober gewählten Papandreou im Umgang mit der Wirtschaft haben. Im Februar waren es noch 55 Prozent.
Das vom finanziellen Zusammenbruch bedrohte Griechenland hatte die EU und den IWF am vergangenen Freitag offiziell um Hilfe gebeten. Die Euro-Länder wollen Athen in diesem Jahr mit bis zu 30 Mrd. Euro unter die Arme greifen - Deutschland würde davon bis zu 8,4 Mrd. Euro übernehmen. Auf den Fonds könnten zusätzlich bis zu 15 Mrd. Euro zukommen.
Ob Griechenland tatsächlich in dem Ausmaße geholfen wird, ist jedoch noch offen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) äußerte sich erneut zurückhaltend zu den angeforderten Finanzhilfen. Auch eine Ablehnung des Antrags aus Athen sei möglich, betonte er in einem Interview der "Bild am Sonntag". "Die Tatsache, dass weder die EU noch die Bundesregierung bisher eine Entscheidung getroffen haben, bedeutet: Sie kann positiv wie negativ ausfallen. Abhängig ist sie allein davon, ob Griechenland den jetzt eingeschlagenen strikten Sparkurs in den kommenden Jahren fortsetzt." Das habe er auch dem griechischen Finanzminister gesagt, meinte Schäuble.
Nur ein Tropfen auf den heißen Stein?
Selbst eine Milliardenhilfe der Euro-Länder könnte die Krise des hochverschuldeten Griechenlands aber möglicherweise nur vorübergehend lösen. Athens Finanzbedarf sei mit mehreren hundert Milliarden Euro weit höher als bisher diskutiert, berichtete die "Welt am Sonntag". Allein bis Ende 2015 müsse das Land nach Angaben der griechischen Schuldenagentur gut 140 Mrd. Euro für 33 fällig werdende Staatsanleihen auftreiben. Aber auch wenn im politischen Berlin das Unbehagen wächst, dass die Finanzhilfen für Athen zum Fass ohne Boden werden können - eine Alternative ist nicht in Sicht.
Zu den Krediten kämen nach Berechnungen des US-Ökonomen Carl Weinberg fast 90 Mrd. Euro an Zinsen. Günstige Zinsen für Milliardenkredite der Euroländer und des Internationalen Währungsfonds (IWF) würden diese Last nur geringfügig verringern. Das bedeute, dass die Griechen über Jahre hinweg rund ein Fünftel ihrer gesamten Wirtschaftsleistung nur für ihren Schuldendienst ausgeben müssten - eine Last, die in ähnlichen Krisen fast immer mit Staatsbankrott oder Umschuldung geendet habe.
In Athen verhandeln Experten des IWF, der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Europäischen Kommission über die Bedingungen zur Hilfeleistung. Griechenland muss zum 19. Mai eine Milliarden-Anleihe zurückzahlen und die Summe neu finanzieren.
Quelle: ntv.de, sla/rts/dpa