Wirtschaft

Tourismus belebt spanischen Arbeitsmarkt IWF treibt Madrid an

Der Druck lässt nur langsam nach: Arbeitssuchende in Madrid.

Der Druck lässt nur langsam nach: Arbeitssuchende in Madrid.

(Foto: REUTERS)

Von der iberischen Halbinsel kommen freundliche Signale. Im Juli zählt das Arbeitsministerium in Madrid erneut weniger Anträge auf Arbeitslosenhilfe. Allerdings profitiert das beliebte Urlaubsland von der Ferienzeit in Europa. Trotz der Aufhellung mahnt der IWF dringend zu weiteren Reformen - und zeichnet ein eher düsteres Bild.

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In Spanien lässt der Druck am Arbeitsmarkt im Juli offenbar nach. Die Zahl der Anträge auf Arbeitslosenunterstützung fiel auf Monatssicht um 1,4 Prozent, wie das Arbeitsministerium in Madrid mitteilte. Damit sind in Spanien derzeit rund 4,7 Millionen Menschen als arbeitssuchend registriert. Die Gesamtzahl liegt damit nur noch knapp über dem Niveau des Vorjahr. Ökonomen hatten allerdings mit einem stärkeren Rückgang gerechnet. Hauptgrund für die Aufhellung ist der Aufwind der Tourismusindustrie, die in der Ferienzeit viele zusätzliche Mitarbeiter benötigt. Derweil mahnt der Internationale Währungsfonds, das Reformtempo keinesfalls zu drosseln.

Die Zahlen des Ministeriums sind nicht mit denen des Statistikamts Instituto Nacional de Estadistica (INE) zu verwechseln, da die Berechnungsmethoden sich unterscheiden. Laut INE waren zuletzt fast sechs Millionen Spanier auf der Suche nach einem Job. Allerdings mehren sich im Südwesten Europas die Hinweise auf ein Ende der seit zwei Jahren anhaltenden Rezession.

Experten fordern Flexibilisierung des Arbeitsmarktes

Im zweiten Quartal schrumpfte die spanische Wirtschaft mit 0,1 Prozent nur noch minimal. Im schwer erschütterten Finanzsektor schlagen sich die Bemühungen um eine Stabilisierung mittlerweile in den Bilanzen nieder: Eine ganze Reihe an Banken kann die Krise nach der geplatzten Immobilienblase offenbar abschütteln.

Nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) muss Spanien hat bei Flexibilisierung des Arbeitsmarktes noch mehr tun. Der IWF-Missionschef für das Euroland, James Daniel, stellte vor allem die großen Fortschritte bei der Wettbewerbsfähigkeit heraus - die die Exporte wachsen ließen.

Laut Daniel haben die spanischen Firmen die höhere Wettbewerbsfähigkeit vor allem durch Entlassungen erreicht. Die Löhne sind in den vergangenen fünf Jahren um zehn Prozent und damit im Durchschnitt der Euroländer gestiegen - zu viel für den IWF Daniel empfahl, dass den Unternehmen mehr Flexibilität bei Personalentscheidungen gegeben werden soll. Im Klartext heißt das, Beschäftigten mit festen Verträgen soll leichter eine Kündigung ausgesprochen werden können, so dass die Bereitschaft der Firmen steigt, neues Personal anzuheuern.

Hilfreich wäre dabei ein nationales Abkommen für Arbeit zwischen den Wirtschaftsverbänden und den mächtigen Gewerkschaften des Landes. Die spanische Regierung will in den nächsten Monaten die verabschiedeten Arbeitsmarktreformen nochmals prüfen. Für den IWF bietet das die Gelegenheit nachzujustieren.

IWF sieht Spaniens Erfolg als entscheidend für Euro-Zone

Insgesamt warnte der IWF vor einem nachlassenden Reformeifer. Zwar würden wesentliche Ungleichgewichte in der Wirtschaft rasch korrigiert. Dennoch stecke Spanien weiter in der Rezession mit einer unakzeptabel hohen Arbeitslosigkeit. Der IWF erwartet, dass Spaniens Wirtschaft in diesem Jahr mit 1,6 Prozent noch ein wenig stärker schrumpft als im Vorjahr. Im kommenden Jahr soll die Durststrecke dann zu Ende sein.

Ab 2015 rechnet der Fonds mit einem in den Folgejahren leicht ansteigendem Wachstumspfad. Die Arbeitslosenrate von gut 27 Prozent in diesem Jahr dürfte nach IWF-Schätzungen hoch bleiben und selbst in fünf Jahren noch bei gut 25 Prozent liegen. Das Haushaltsdefizit werde von 6,7 Prozent in den nächsten vier Jahren immer noch oberhalb der europäischen Schmerzgrenze von drei Prozent bleiben. "Der Ausblick ist schwierig und die Risiken sind hoch", urteilt der IWF.

Eine finanzielle Gesundung Spaniens ist dem IWF zufolge "von entscheidender Bedeutung für die Euro-Zone" und damit letztlich für die Weltwirtschaft. Ein Misserfolg des Landes könnte neue Unsicherheiten für die globale Konjunktur und die Märkte schüren. Als ein Risiko nannte der IWF soziale Spannungen, die die Fortsetzung der Reformen bremsen könnten.

Quelle: ntv.de, mmo/jwu/DJ/dpa/rts

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