Hohe Inflation in Asien IWF warnt vor Unruhen
01.02.2011, 16:25 UhrWährend in Europa die Verbraucherpreise in kleinen Schritten nach oben klettern, springen in Schwellenländern insbesondere in Asien die Preise für Lebensmittel in die Höhe. Die Entwicklung nimmt ein solch dramatisches Ausmaß an, dass der Internationale Währungsfonds vor Unruhen und Kriegen warnt.
Steigende Öl- und Nahrungsmittelpreise bergen nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds sozialen Sprengstoff. Es drohten Unruhen und Kriege, gerade in ärmeren Ländern, sagte IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn.
Die steigenden Lebenshaltungskosten gelten mit als Auslöser für die jüngsten Unruhen in Ägypten und Tunesien. Auch die hohe Arbeitslosigkeit sei Grund zur Sorge. Allein in den kommenden zehn Jahren drängten 400 Millionen junge Menschen auf den Arbeitsmarkt. "Wir sehen uns mit einer 'verlorenen Generation' junger Menschen konfrontiert, deren Schicksal es ist, ihr ganzes Leben lang unter Arbeitslosigkeit und schlechten sozialen Bedingungen zu verbringen."
Notenbanken unter Druck
Die steigenden Lebensmittel- und Ölpreise treiben derzeit in vielen Ländern weltweit die Teuerungsraten in die Höhe. In Indonesien, Südkorea und Thailand legten die Lebenshaltungskosten im Januar stärker zu und setzen damit die Zentralbanken unter Zugzwang. Der kräftige Anstieg der Energiepreise sei ein Ausdruck des starken Wachstums in Schwellenländern, sagte Strauss-Kahn. Doch die Bevölkerung bekommt die teurere Nahrung zu spüren. "Alles ist teurer - Speiseöl, Gemüse, wirklich alles", sagte Yupin Waiyarabut, eine 38-jährige Besitzerin eines Imbissstandes in der thailändischen Hauptstadt Bangkok. "Die Lebensmittelpreise sind in den vorigen ein bis zwei Monaten stark gestiegen." In Indonesien sind es besonders grüne Chilischoten, die den Köchen das Leben schwer machen. "Was soll ich denn machen? Mein Chef sagt schon, dass ich das Essen nicht so scharf würzen soll", sagt Fendi, der in Jakarta einen Imbiss betreibt.
Experten gehen zwar davon aus, dass die Teuerung nach dem chinesischen Neujahrsfest etwas an Fahrt verliert. Nach der Reis-Ernte im März und April sei weitere Entspannung in Sicht, sagte ING-Analyst Tim Condon. Dennoch dürften die Zentralbanken nicht darum herumkommen, ihre Zügel zu straffen. In Indonesien, wo die Teuerung mit 7,02 Prozent inzwischen so hoch ist wie seit 21 Monaten nicht mehr, wird schon für Freitag mit höheren Zinsen gerechnet, in Thailand soll es im März soweit sein.
Folge der Wachstumsschere
Die steigenden Inflationsraten sind nach Einschätzung des IWF ein Beleg für die zunehmenden Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft. Während in den Industriestaaten lediglich mit einem Wachstum von 2,5 Prozent zu rechnen sei, liege der Zuwachs in den Schwellenländern wohl bei 6,5 Prozent. Zudem zeigten sich Anzeichen dafür, dass die Ungleichgewichte aus der Zeit vor der Krise weiterhin bestünden. So sei das Wachstum in Ländern mit hohem Handelsdefizit wie den USA weiter durch die Binnennachfrage getrieben. Die Konjunktur in Ländern mit Handelsüberschuss wie Deutschland und China hänge weiter vom Export ab. Trotz der hohen Arbeitslosigkeit haben die Länder noch nicht so hohe Handelsbarrieren errichtet wie befürchtet. Stattdessen halten sie ihre Währungen niedrig, um die Exporte anzukurbeln. Die USA werfen China vor, sich auf diese Weise ungerechtfertigte Vorteile am Weltmarkt zu verschaffen.
Quelle: ntv.de, rts