Wirtschaft

Großflughafen zu klein Im BER wird es eng

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Immer mehr Fachleute kommen zu dem Schluss, dass der neue Berliner Großflughafen schon bald nach seiner Eröffnung zu klein sein wird. Ein neues Gutachten verstärkt die Zweifel an der Planung. Die Flughafengesellschaft betont: Erst bei Bedarf wird erweitert.

Der neue Berliner Großflughafen BER ist offensichtlich nicht groß genug. Schon kurz nach der geplanten Eröffnung im Oktober sei er teilweise zu klein, zitiert die "Bild"-Zeitung aus einer Studie des Airport Research Center. Demnach ist ein reibungsloser Betrieb während des Winterflugplans 2013/2014 nur unter idealtypischen Bedingungen möglich. Neben Engpässen bei Check-In-Schaltern und Sicherheitskontrollen werde besonders die zu kleine Gepäckausgabe bemängelt.

"Am Spitzentag stehen nicht genügend Schalter als Ausfall- und Dispositionsreserve zur Verfügung", heißt es in der Kapazitätsstudie. Um eine "Flächenüberfüllung" zu verhindern, sollen Air Berlin und Lufthansa Schalter abgeben. Außerdem sei die Anzahl an Gepäckbändern ist für die Verkehrslast der Wintersaison 2013 nur eingeschränkt ausreichend, da keinerlei Systemreserven zur Verfügung stehen würden.

Bereits der Ausfall von einem der acht Gepäckbänder wäre ein Desaster, zitiert "Bild". In diesem Fall würden die Gutachter einen Betriebsausfall nicht ausschließen. Ein Sprecher des Flughafens sagte der Zeitung, Planung und Realisierung zusätzlicher Gepäckausgabebänder könnten nach Eröffnung im Bedarfsfall zeitnah vorgenommen werden.

Verkehrsministerium zweifelt

Die beiden Berliner Flughäfen hatten im vergangenen Jahr einen Passagierrekord aufgestellt. 25 Millionen Passagiere wurden in Tegel und Schönefeld abgefertigt. Damit hat Berlin in den vergangenen acht Jahren seine Flugpassagierzahl verdoppelt.

Der neue Großflughafen ist ursprünglich für jährlich 27 Millionen Passagiere ausgelegt worden. Diese Zahl könnte schon 2014 erreicht und in den folgenden Jahren schnell deutlich überschritten werden.

Allerdings verweist die Flughafengesellschaft regelmäßig darauf, dass schon Ausbaustufen bis 45 Millionen Passagiere genehmigt seien. "Der neue Flughafen kann sukzessiv erweitert werden", sagte ein Sprecher. Platz für eine dritte Start- und Landebahn gibt es auch, obwohl der Flughafen Diskussionen darüber vorerst lieber meidet, weil die Brandenburger Anwohner mit Klagen drohen.

Auch das Bundesverkehrsministerium geht davon aus, dass der Flughafen intern als zu klein geplant gilt. Die "Wirtschaftswoche" berichtete Anfang Dezember von einem ein ihr vorliegenden Protokoll der "Soko BER" im Ministerium. Demnach sagte Flughafen-Technikchef Horst Amman, es werde von vornherein an der Kapazitätsgrenze operiert, das System sei ausgelastet. Die Frage einer Erweiterung werde sich bald stellen.

Externe Fachleute hatten zuvor bereits gewarnt, der neue Airport sei viel zu klein angelegt. Der Flughafenexperte Dieter Faulenbach da Costa etwa war in einem Gutachten der Brandenburger CDU-Fraktion zu dem Fazit gekommen, dass es für die erwartete Passagierzahl zu wenige Abfertigungsschalter und Gepäckausgabebänder gebe. Weitere Investitionen am 4,3 Mrd. Euro teuren Großflughafen müssten also nach der Eröffnung zügig folgen.

Der Flughafen hatte Vorwürfe, der neue Airport sei zu klein dimensioniert, stets zurückgewiesen. Vor allem wegen einer Fehlplanung beim Brandschutz soll der Flughafen Berlin Brandenburg mit zwei Jahren Verspätung am 27. Oktober 2013 eröffnet werden.

Quelle: ntv.de, jga/dpa/rts/AFP

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