Preisschocks für Millionen Menschen Indien hebt den Leitzins an
02.11.2010, 11:15 Uhr
Tiger, Palme und ein Stahlzaun mit spitzen Zinken: Das Hauptgebäude der "Reserve Bank of India" in Mumbai.
(Foto: REUTERS)
Mit großen Augen starren Analysten, Banker und Konjunkturexperten in den Dollarraum, wo US-Notenbankchef Ben Bernanke wohl weiterhin an seiner Politik des billigen Geldes festhalten wird. Seine Kollegen in Indien treiben dagegen ganz andere Sorgen um.

"In unsicheren Zeiten": Das starke Wachstum bedroht - in Indien wie in China - die Stabilität.
(Foto: REUTERS)
Im Kampf gegen steigende Lebenshaltungskosten hat die indische Notenbank zum sechsten Mal in Folge ihren Leitzins angehoben. Für Kredite von der Zentralbank müssen die Geschäftsbanken nun 6,25 Prozent bezahlen - bislang waren es 6,0 Prozent.
Die Wahrscheinlichkeit für eine weitere Zinserhöhung "in naher Zukunft ist eher gering", teilte die Reserve Bank of India in der Finanz- und Wirtschaftsmetropole Mumbai mit. Deren Chef Duvvuri Subbarao schränkte allerdings ein: "In unsicheren Zeiten müssen wir darauf vorbereitet sein, angemessen auf Schocks zu reagieren". Ein höherer Leitzins macht Konsumenten- und Unternehmenskredite teurer, was die Nachfrage und damit die Preise dämpfen kann.
Sozialer Sprengstoff
Indien kämpft vor allem mit stark steigenden Lebensmittelpreisen. In dem Boomland - das mit ähnlich hohen Wachstumsraten glänzt wie der Nachbar China - zieht mit den Einkommen auch die Nachfrage nach Lebensmitteln an.
Die Preise verteuerten sich vor allem deshalb Mitte Oktober um 13,75 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dazu kommen die zum Teil erheblichen Schwankungen, denen Agrarrohstoffe wie Weizen oder Reis am Weltmarkt ausgesetzt sind. Das trifft Millionen Arme: Mehr als 40 Prozent der 1,2 Milliarden Inder müssen täglich mit weniger als einem Euro auskommen.
Quelle: ntv.de, mmo/rts