"Made in Germany" ist gefragt Industrie als Überflieger
05.08.2010, 15:30 UhrDeutschlands Industrie erholt sich mit kräftigen Schritten. Großaufträge hagelt es vor allem bei Schienenfahrzeugen und Flugzeugen. Kein Wunder, dass sich die Industrie zum Motor der Konjunkturerholung mausert.

Airbus A380: Volle Auftragsbücher helfen der Industrie und der Wirtschaft insgesamt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die deutsche Industrie hat das Boomquartal im Frühjahr mit einem überraschend kräftigen Auftragsplus abgeschlossen. Für Rückenwind sorgte vor allem ein Großauftrag vom europäischen Flugzeugbauer Airbus. Die Firmen zogen im Juni 3,2 mal mehr Bestellungen an Land als im Vormonat und damit gut doppelt so viel wie erwartet, teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit. Der unverminderte Aufwärtstrend der Industrie dürfte die gesamte Wirtschaft im zweiten Quartal deutlich beflügelt haben. Experten rechnen damit, dass die Konjunktur zwischen April und Juni mit mehr als einem Prozent kräftig anzog.
Die Industrie, die 2009 unter der Rezession am stärksten gelitten hatte, setzte sich nun an die Spitze der Erholung. Die Maschinenbauer etwa finden zu alter Stärke zurück und jubelten im ersten Halbjahr über ein Auftragsplus von knapp einem Drittel. Der gesamte Sektor verbuchte im zweiten Quartal fast acht Prozent mehr Neugeschäft. "Es ist das zweitbeste Quartalsergebnis bei den Aufträgen seit der Wiedervereinigung - nur unmittelbar nach der Krise hatte es ein größeres Plus gegeben", sagte Dekabank-Analyst Andreas Scheuerle.
Das zweite Quartal dürfte nach Einschätzung von Ökonomen das stärkste in 2010 werden; viele Experten sagen ein Anziehen der Wirtschaftsleistung von rund eineinhalb Prozent voraus. In der zweiten Jahreshälfte dürfte sich die Konjunktur wieder etwas abkühlen, was der Wirtschaft insgesamt noch zu einem Plus von rund zwei Prozent verhelfen dürfte. "Die Konjunktur verliert ein bisschen an Fahrt, vor allem im kommenden Winterhalbjahr", sagte der Konjunktur-Chef des Münchner Ifo-Instituts, Kai Carstensen.
Starke Nachfrage aus Euro-Ländern
Im Juni legte das Inlandsgeschäft der Industrie nur um 0,3 Prozent zu. Für Schub sorgte vor allem die Nachfrage aus dem Ausland mit plus 5,7 Prozent. Hier gab es überdurchschnittlich viele Großaufträge in der Luft- und Raumfahrt und bei Schienenfahrzeugen. Ohne diese beiden Sparten wären die Aufträge um 0,6 Prozent zum Mai gesunken, wie aus Bundesbank-Daten hervorgeht. Airbus hatte zur Internationalen Luftfahrt-Ausstellung einen Rekordauftrag über rund elf Milliarden Dollar erhalten.
Vom Aufwind profitierten im Juni am meisten die Hersteller von Investitionsgütern wie Maschinen und Anlagen. Sie erhielten 6,4 Prozent mehr Aufträge, die Nachfrage aus den Euro-Ländern zog sogar um 23,8 Prozent an. Bei Herstellern von Konsumgütern kletterte das Neugeschäft um 0,9 Prozent. Produzenten von Vorleistungsgütern wie Chemiefasern oder Metallen, die weiterverarbeitet werden, erhielten hingegen 0,8 Prozent weniger Bestellungen.
Puffer für schlechte Zeiten
Der Auftragseingang der gesamten Industrie lag um 28,4 Prozent über dem Niveau vor Jahresfrist. Allerdings war das Geschäft in der Rezession auch tief eingebrochen. Das Ministerium erwartet, dass sich die Erholung in der Industrie fortsetzt. Auch Deka-Banker Scheuerle zeigte sich optimistisch: "Die Auftragsbücher der Industrie sind gut gefüllt, wir haben einen guten Puffer für die Zeit, wenn die globalen Impulse schwächer werden."
Quelle: ntv.de, rts