Qimonda-Insolvenzverwalter fordert Infineon soll wegen Pleite zahlen
14.02.2012, 18:04 UhrDas Kapitel Qimonda ist für Infineon noch nicht beendet. Der Insolvenzverwalter verlangt vom Dax-Unternehmen eine Milliardenzahlung. Analysten halten diese Forderung für unberechtigt.
Der Insolvenzverwalter der früheren Infineon-Tochter Qimonda, Michael Jaffé, will Geld von dem Chiphersteller. Mehr als ein Jahr nach Einreichung einer Klage beim Landgericht München I bezifferte er seine Forderungen an den Dax-Konzern nun mit mindestens 1,71 Milliarden Euro plus Zinsen.
Bei dem Streit geht es um den Wert des Speicherchipgeschäfts, das Infineon bei der Gründung über eine Kapitalerhöhung als Sacheinlage in Qimonda einbrachte. Der Insolvenzverwalter begründet seine Forderungen damit, dass der Wert der damals eingebrachten Geschäftsbereiche nicht nur zu hoch angesetzt war, er sei sogar negativ gewesen. Die Differenz zwischen dem behaupteten und dem tatsächlichen Wert soll nun von Infineon beglichen werden.
Der Chiphersteller sieht die Ansprüche nicht als berechtigt an. Infineon verweist unter anderem auf zwei Wertgutachten, die in Vorbereitung der Kapitalerhöhungen bei Qimonda von zwei unabhängigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften angefertigt wurden. Infineon hat nun nach eigenen Angaben die Werthaltigkeit der Sacheinlage gemeinsam mit Wirtschaftsprüfern nochmals geprüft. Der Konzern will sich gegen die Ansprüche wehren und ist zuversichtlich, auch Recht zu bekommen.
Auch Analysten halten die Forderung des Insolvenzverwalters in einer ersten Einschätzung für "vollkommen unrealistisch" und "eher auf US-Maßstäbe gemünzt". Sie beziehe sich auf Ansprüche aus einer "sogenannten wirtschaftlichen Neugründung", sagt ein Analyst: "Das war schon bei der Schaffung von Qimonda eine Frage, die für juristische Bedenken gesorgt hatte". Dies sei damals aber verneint worden, so dass die gesamte Forderung von 1,7 Milliarden Euro auf tönernen Füßen stünde beziehungsweise eine "Luftnummer" sei.
Infineon hatte das volatile Speicherchipgeschäft im Jahr 2006 an die Börse gebracht und sich später weiter daraus zurückgezogen. Für Infineon war der Rückzug aus dem Geschäft ein Erfolg, nicht jedoch für die ehemalige Tochter. Im Jahr 2009 führten der massive Preisverfall in der Chipindustrie und die Verschlechterung beim Zugang zu Finanzierungen zur Insolvenz von Qimonda.
Quelle: ntv.de, DJ