Wirtschaft

Währung stürzt ab Inflation bedroht Assad

Ein Porträt des syrischen Präsidenten al-Assad an der Fassade einer zerstörten Polizeischule in Aleppo.

Ein Porträt des syrischen Präsidenten al-Assad an der Fassade einer zerstörten Polizeischule in Aleppo.

(Foto: REUTERS)

Die Talfahrt des syrischen Pfunds wird für das Regime zu einem ernsten Problem. Die Notenbank muss auf die rapide schmelzenden Währungsreserven zurückgreifen, um dem Absturz Einhalt zu gebieten. Ob das gelingt, ist allerdings zweifelhaft.

Syrien will den dramatischen Wertverfall seiner Währung stoppen, die durch den Bürgerkrieg ausgelöst wurde. Zentralbankchef Adib Majaleh kündigte an, die Notenbank werde in der kommenden Woche syrische Pfund kaufen. Dabei muss er allerdings einen Teil der vermutlich bereits stark geschrumpften Devisenreserven des Landes ausgeben. Die Währung hatte allein im vergangenen Monat gegenüber dem US-Dollar rund ein Viertel ihres Wertes eingebüßt.

Die in den staatlichen Medien verbreitete Ankündigung folgt einer vagen Zusicherung Majalehs vom März, das Pfund zu stützen. Doch der fortwährende Absturz der Währung ließ Zweifel an der Fähigkeit der Notenbank wachsen, durch Devisenverkäufe an Banken weiterhin etwas gegen die Talfahrt unternehmen zu können.

US-Dollar / Syrisches Pfund
US-Dollar / Syrisches Pfund 4,08

Seit Beginn des Aufstands gegen die Regierung im Jahr 2011 hat das Pfund zum Dollar mehr als die Hälfte seines Wertes verloren. Bekam man damals für einen Dollar 47 Pfund, sind es jetzt offiziell 70,5 Pfund. Auf dem Schwarzmarkt dürfte der Wechselkurs noch viel höher liegen. Denn das Vertrauen in das Pfund nimmt stetig ab, und viele Syrer tauschen ihr Geld in Dollar.

Preise steigen kräftig

Die Regierung ist in der Vergangenheit bereits mehrfach eingesprungen, um die Währung zu stützen. Experten gehen davon aus, dass sich die Devisenreserven von 17 Mrd. Dollar zu Beginn des Aufstands auf nunmehr rund 4 Mrd. Dollar verringert haben. Das würde heißen, dass das Land seine Währung nicht unbegrenzt stützen kann. Denn wegen des Bürgerkriegs gehen Syrien wichtige Einnahmen aus dem Tourismus verloren, außerdem sind die Ölexporte nicht zuletzt wegen der internationalen Sanktionen gestoppt.

Ein weiterer Wertverfall des Pfundes dürfte die Inflation in Syrien weiter anheizen. Die Preise für Lebensmittel und Benzin sind in dem kriegsgebeutelten Land bereits kräftig gestiegen. Ökonomen halten es für möglich, dass die Inflation bald die Höhe von 40 Prozent erreichen kann – und damit die Proteste weiter schürt. Unzufriedenheit über die wirtschaftliche Lage gehörte zu den wichtigsten Triebfedern des Arabischen Frühlings, der viele Staatschefs aus dem Amt fegte.

Zugleich geht dem Regime ohne Tourismus und Öleinnahmen das Geld aus. Damit läuft Präsident Baschar al-Assad Gefahr, auch die Unterstützung von weiten Teilen der Mittelschicht und von Angestellten und Beamten im aufgeblähten Staatssektor zu verlieren, die ihm noch die Treue halten. In dem Bürgerkrieg haben nach Schätzung der Vereinten Nationen bislang 70.000 Menschen ihr Leben verloren.

Quelle: ntv.de, jga/rts

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