Schulden ernst nehmen Inflation ist keine Lösung
21.03.2010, 13:30 UhrDas Finanzministerium erteilt dem Ansatz des IWF Schuldenprobleme per Inflation zu lösen, abermals eine klare Absage. Die Versuchung sei zwar in Krisenzeiten groß, weil Schulden so "weginflationiert" werden könnten, aber verantwortlich sei es nicht. Es führe kein Weg an der Konsolidierung der Haushalte vorbei, heißt es.
Das Bundesfinanzministerium lehnt trotz weltweit historischer Verschuldungsniveaus eine höhere Inflation strikt ab. Mehr Teuerung zuzulassen, sei in Krisenzeiten zwar eine Versuchung, da öffentliche und private Schulden so entwertet werden könnten, schrieb der Parlamentarische Staatssekretär im Ministerium, Steffen Kampeter, in einem Gastbeitrag. Ein laxer Umgang mit der Inflation sei aber vor allem eine Flucht aus der Verantwortung.
Die Risiken einer solchen Politik seien offensichtlich, warnte der CDU-Politiker: "Vorhandenes Geldvermögen wird vernichtet, die Reallöhne sinken, die Armut steigt. Alle Versuche, über höhere Inflation Arbeitslosigkeit abzubauen, scheiterten mittelfristig und führten in den ökonomischen Niedergang statt in den Aufschwung." Deshalb gebe es keine Alternative zu einer Entschuldung durch konsequente Konsolidierung der öffentlichen Haushalte.
"Grob fahrlässig und schädlich"
Der Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds, Olivier Blanchard, hatte eine Verdoppelung der Inflationsziele wichtiger Notenbanken auf vier Prozent angeregt, um Staaten in Krisenzeiten einen größeren geldpolitischen Spielraum einzuräumen. "Das wäre ein drastischer Sinneswandel, denn bisher hat sich der IWF stets für ein inflationsarmes Wachstum der Weltwirtschaft und für Geldwertstabilität eingesetzt", wandte Kampeter gegen den Vorschlag ein. "Erfreulicherweise haben sowohl Bundesbank wie EZB diese Überlegungen entschieden zurückgewiesen." Bundesbankchef Axel Weber hatte den IWF-Vorstoß als "grob fahrlässig und schädlich" bezeichnet.
Inflation helfe den Staaten nicht beim Ausstieg aus ihrer Verschuldungspolitik, betonte der Staatssekretär. Stattdessen müssten neben nationalen Konsolidierungsanstrengungen "auch die Kontrollinstrumente der europäischen Stabilitätskultur geschärft werden", forderte er. "Und die Zentralbanken haben bisher keinen Zweifel daran gelassen, mit einem sensiblen Timing den rechtzeitigen Ausstieg aus der Überflussliquidität vorzunehmen. Dieser doppelte Exit ist notwendig und im Interesse der nachfolgenden Generationen", schrieb Kampeter.
Quelle: ntv.de, rts