Wirtschaft

Abzocke mit Börsenbriefen Insider-Affäre vor Gericht

Jahrelang hat die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Kursmanipulation gegen eine Clique aus Aktionärsschützern und Börsenbrief-Herausgebern ermittelt. Der erste von ihnen steht in München vor Gericht.

Angeklagt wegen des Verdachts der Kursmanipulation in 165 Fällen: Stefan F.

Angeklagt wegen des Verdachts der Kursmanipulation in 165 Fällen: Stefan F.

(Foto: dpa)

Ein 47-Jähriger Herausgeber eines Börsenbriefs muss sich seit Donnerstag wegen der Manipulation von Aktienkursen vor dem Landgericht München verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Diplom-Kaufmann vor, Aktien von Firmen gekauft und anschließend durch Berichte in seinen Börsenbriefen in die Höhe getrieben zu haben. Kurz nach den Veröffentlichungen soll er die Aktien mit Gewinn verkauft haben. Anderen Aktionären entstand hingegen finanzieller Schaden, weil die Kurse nach den Kampagnen wieder abstürzten.

Zum Prozessbeginn kündigte der Angeklagte ein Geständnis an. Das Gericht stellte ihm dafür eine Haftstrafe von maximal zwei Jahren zur Bewährung in Aussicht. Nach Worten seines Verteidigers war der Angeklagte nur der "Handlanger" eines anderen Angeklagten, der ebenfalls Börsenbriefe herausgab, und hat mit den Aktiengeschäften unter dem Strich einen Verlust von 50.000 Euro gemacht. Der andere Angeklagte muss sich zusammen mit zwei ehemaligen Funktionären der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) ab Ende Januar ebenfalls vor Gericht verantworten.

Zockerei bei Wirecard

Die Clique ist bereits seit dem Jahr 2008 im Visier der Ermittler. Damals wurde bekannt, dass der frühere SdK-Vize Markus Straub öffentlich angebliche Bilanztricks bei dem Bezahldienstleister Wirecard angeprangert und zugleich auf den fallenden Kurs der Aktie spekuliert haben soll. Er sitzt seit einer groß angelegten Razzia in rund 50 Büros und Privaträumen im Herbst 2010 in Untersuchungshaft.

Die Masche war den Ermittlungen zufolge recht einfach: Sie suchten sich gezielt Unternehmen aus, deren Kurs sehr niedrig war (Pennystocks). Dann kauften sie die Aktien der Firmen und verbreiteten unter anderem über die Börsenbriefe gezielt Nachrichten, um den Kurs in die Höhe zu treiben und die Aktien später mit Gewinn zu verkaufen.

Teure Gratis-Tipps

Der 47-Jährige Angeklagte verschickte seine Börsenbriefe laut Anklage gratis per Mail an rund 18.000 Abonnenten. In den meisten Fällen arbeitete er dabei mit dem anderen Angeklagten zusammen, der ebenfalls von den auserwählten Unternehmen im großen Stil Aktien kaufte und dann auf Kurssteigerungen durch die Aktientipps in den Börsenbriefen setzte. "In keiner der Veröffentlichungen erfolgte ein für die Leser klarer Hinweis darauf, dass die Verfasser der Artikel signifikante Aktienpositionen hielten", heißt es in der Anklage.

Vielen Anlegern stieß besonders die Verwicklung der SdK in die Affäre sauer auf. Mit nach eigenen Angaben rund 12.000 Mitgliedern gehört die SdK neben der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zu den größten Aktionärsvertretungen in Deutschland und ist auf allen großen Hauptversammlungen mit einem Sprecher vertreten. Als Konsequenz aus dem Skandal hat die Sdk ihre internen Verhaltens-Richtlinien nach eigenen Angaben verschärft. Jeder SdK-Sprecher muss nun vor dem Auftritt auf einer Hauptversammlung mitteilen, wenn er selbst Aktien des betroffenen Unternehmens hält.

Quelle: ntv.de, dpa

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