Wie in alten Zeiten Intel glänzt mit Zahlen
15.01.2010, 07:14 UhrIntel lässt die Wirtschaftskrise endgültig hinter sich. Im vierten Quartal verdient der weltgrößte Chiphersteller unter dem Strich mit knapp 2,3 Mrd. Dollar wieder so viel wie zu seinen Glanzzeiten. "Mikroprozessoren sind in unserer modernen Welt unersetzlich", freut sich Konzernchef Paul Ottelini über den steilen Wiederaufstieg. Davon spürt die Konkurrenz aber nicht viel.
Intel profitierte im Schlussquartal vor allem von den gestiegenen IT-Investitionen der Unternehmen in neue Hardware. Vor einem Jahr hatte die Flaute den Gewinn noch auf 234 Mio. Dollar schrumpfen lassen. Schuld war damals auch eine Abschreibung auf eine Beteiligung an Clearwire Corp. Entsprechend trumpft Intel jetzt mit einem Wachstum von 875 Prozent auf. Der Umsatz verbesserte sich um 28 Prozent auf 10,6 Mrd. Dollar. Im laufenden Jahr wird die gute Entwicklung nach Ottelinis Einschätzung anhalten.
Nicht einmal eine teure Einigung mit dem Rivalen AMD konnte Intels Bilanz letztlich trüben. Die beiden Konzerne hatten sich unfairen Wettbewerb und Patentklau vorgeworfen. Intel geriet während des jahrelangen Streits immer mehr in die Defensive und musste dem viel kleineren Konkurrenten am Ende 1,25 Mrd. Dollar zahlen. Einsparungen dämpften aber den Effekt auf Intels Gewinn ab.
Mehr als erhofft
Mit seiner Bilanz hat Intel die bereits hochgesteckten Erwartungen bei weitem übertroffen. Das kann Signalwirkung haben: Der Branchenprimus gilt wegen seiner Größe als wichtiger Gradmesser für den gesamten Halbleiter- Markt. "Das ist definitiv positiv für die gesamte Technologiebranche", sagte Analyst David Kanter von Real World Technologies. Intel gebe einen Einblick in die Gesundheit des PC-Marktes. Patrick Wang von Wedbush Morgan Securities erklärte, dies zeige, dass weiterhin Investitionen in den Technologiebereich getätigt werden könnten. Und weil Chips mittlerweile in immer mehr Geräten des täglichen Lebens eingebaut werden, sind das auch gute Nachrichten für die Wirtschaft generell. Nachbörslich stieg der Kurs der Intel-Aktie um gut zwei Prozent.
Die Erholung des Geschäfts hatte sich bereits in den vergangenen Monaten abgezeichnet: Die Autoindustrie als wichtiger Abnehmer von Halbleitern berappelte sich, der tiefe Fall des Maschinenbaus fand ein Ende und die Verkäufe von Computern sprangen an. Nur Stunden vor der Bilanzvorlage von Intel vermeldete das Marktforschungsunternehmen Gartner den stärksten Zuwachs im PC-Markt seit sieben Jahren.
Den Umsatz im ersten Quartal sieht Ottelini mit 9,3 bis 10,1 Mrd. Dollar deutlich über dem des Vorjahreszeitraums. An das Schlussquartal mit seinem starken Weihnachtsgeschäft könnten die Zahlen aber traditionell nicht anknüpfen.
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Zuletzt sprangen bei Intel vor allem die Verkäufe von Chips für große Firmenrechner an, sogenannte Server. In der Sparte legte der Umsatz um 21 Prozent zu. Aber auch Prozessoren für Laptops und Arbeitsplatz-Computer - Intels größtes Standbein - verkauften sich zehn Prozent besser. Mit den Atom-Chips für die beliebten Mini-Notebooks erlöste Intel sechs Prozent mehr. Dabei profitierte der Konzern von einer Erholung der in der Krise gefallenen Chippreise.

In Las Vegas präsentierte Intel-Chef Ottelini sein neues Steckenpferd: Das Smartphone
(Foto: REUTERS)
Über alle Geräteklassen hinweg kommen vier von fünf Prozessoren aus den Werken von Intel. Deshalb gerät das Unternehmen immer wieder mit den Kartellbehörden aneinander. Nachdem Intel bereits eine milliardenschwere Strafe in Europa zahlen musste, ermittelt aktuell die US-Wettbewerbsbehörde FTC. Der Vorwurf lautet, Intel soll seine marktbeherrschende Stellung missbraucht haben, um die Konkurrenz klein zu halten.
Davon unbeirrt will Intel mit dem Vorstoß in neue Märkte weiter wachsen. Seit Monaten drängt es den Konzern in Richtung Smartphones. Die multifunktionalen Handys brauchen schnelle Prozessoren, um etwa Videos abspielen zu können. Erst vor wenigen Tagen hatten Intel und der südkoreanische Elektronikkonzern LG ein erstes Smartphone mit einem Prozessor aus Santa Clara vorgestellt. Bei Mobiltelefonen hatte Intel bislang nicht Fuß fassen können, weil seine Chips zu stromhungrig waren.
AMD könnte durch die neuen Produkte vollends den Anschluss verlieren. Der Konkurrent schreibt seit Jahren immer wieder tiefrote Zahlen. Seinen Bericht legt er am 21. Januar vor. In den kommenden zwei Wochen folgen dann weitere Technologie-Schwergewichte wie IBM, Google, Microsoft oder Texas Instruments. Der größte deutsche Halbleiter-Konzern Infineon präsentiert seine Zahlen am 29. Januar.
Quelle: ntv.de, sla/rts/dpa