Leitzins bleibt unverändert Interveniert die EZB?
02.12.2010, 13:51 UhrDer Leitzins im Euro-Raum bleibt auf dem Rekordtief von 1,0 Prozent. Mit Spannung werden jetzt die Ausführungen hierzu erwartet. Im Mittelpunkt des Treffens der Notenbanker in Frankfurt dürfte die Lage in den kriselnden Euroländern Irland, Griechenland, Portugal und Spanien gestanden haben. Möglicherweise wird die EZB ihr umstrittenes Programm zum Kauf von Staatsanleihen ausweiten.

Knoblauch auf einem Markt in Spanien. Aberglauben in allen Ehren, aber die EZB greift im Kampf gegen die Krise wohl eher bei Staatsanleihen zu.
(Foto: REUTERS)
Die Europäische Zentralbank (EZB) belässt den Leitzins für die Euro-Zone erwartungsgemäß bei einem Prozent. Das teilte die Notenbank nach einer Sitzung des EZB-Rats in Frankfurt mit. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet wird die Gründe für den Beschluss am Nachmittag vor der Presse erläutern. Dabei dürfte er vor allem Fragen zur Rettung Irlands und den Folgen für die Euro-Zone gestellt bekommen.
Zuletzt ist der politische Druck auf die EZB immer mehr gestiegen, auch Portugiesen und Spaniern durch eine Ausweitung der umstrittenen Staatsanleihekäufe aus der Patsche zu helfen. Zudem im Blick: Lässt sich die EZB bei ihrem geplanten Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes erneut - wie im Falle Griechenlands im Frühjahr - bremsen oder verschärft sie im kommenden Jahr die Refinanzierungsbedingungen für die Banken der Währungsunion? Das Gros der Analysten rechnet mit einem abermaligen Stopp der Notenbanker.
In der Not frisst der Teufel Fliegen
Hoffnungen, dass die EZB den angeschlagenen südeuropäischen Ländern verstärkt mit gezielten Käufen am Staatsanleihenmarkt helfen wird, haben die Aktienmärkte bereits im Vorfeld beflügelt. Irgendwie scheint es Konsens zu sein, dass es sich die EZB nicht noch einmal leisten kann, nicht einzugreifen, so wie sie es im Mai versucht hatte. Damals - auf der Höhe der Griechenlandkrise - hatte die EZB keine Staatsanleihen aufgekauft und damit nach Meinung vieler Experten für Spannungen an den Märkten gesorgt.
Ein Flächenbrand schwelt in Europa
Die Krise im Euroraum hat sich seitdem zum Flächenbrand entwickelt. Irland ist unter den Euro-Rettungsschirm geschlüpft und Portugal und Spanien werden bereits als nächste Anwärter gehandelt. Damit wächst auch der Druck auf die Notenbanker, noch irgendwelche Register zu ziehen. "Die Finanzmärkte setzen die EZB zunehmend unter Handlungsdruck", heißt es im Handel. Angesichts der drohenden Ansteckungsgefahren in andere Länder der Peripherie sei es schwer, sich diesem Druck zu entziehen.
Auch die USA bedenken den alten Kontinent aus der Ferne mit skeptischen Blicken, ob seiner Fähigkeiten sich selbst am Schopf aus dem Schlamassel zu ziehen. Informierten Kreisen zufolge sollen die USA bereit sein, eine Ausweitung des Euro-Rettungsschirms über eine höhere Beteiligung des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu unterstützen. Bestätigen wollte das in Washington bislang allerdings niemand.
Der Exit liegt auf Eis
Volkswirte erwarten, dass der EZB-Rat den Leitzins bis weit ins kommende Jahr hinein unverändert lassen wird. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet dürfte das Zinsniveau als "weiterhin angemessen" bezeichnen, heißt es. Auch an einer Fortsetzung des im Mai unterbrochenen Ausstiegs aus den Maßnahmen zur erhöhten Liquiditätsversorgung der Banken wird allenthalben gezweifelt. Dieser Weg scheint - vorerst zumindest - versperrt.
Grund für die hochgekochten Spekulationen, dass die EZB wieder am Bondmarkt intervenieren wird, ist, dass die Ausweitung der Renditeabstände bei Staatsanleihen von Portugal und Spanien auch auf Italien und Frankreich übergegriffen hat. Auch die Kosten einer Kreditversicherung (CDS) bei deutschen Banken sind gestiegen. Beobachter wollen deshalb auch nicht mehr ausschließen, dass die EZB auch über Dezember hinaus bei ihren Dreimonatstendern die Vollzuteilung zum Mindestbietungssatz beibehalten wird, um die nervösen Marktteilnehmer zu beruhigen.
Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts/dpa