Allianz-Tochter geht von Bord Investor 3i übernimmt Scandlines-Steuer
12.09.2013, 18:31 Uhr
Eine Scandlines-Fähre bei der Einfahrt in den Hafen von Rostock-Warnemünde.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der britische Finanzinvestoren 3i wird bei der Fährgesellschaft Scandlines allein den Kurs bestimmen. Der bisherige Partner ACP will aussteigen. Die Briten können sich durchaus ein längeres Engagement vorstellen. Größte Herausforderung wird wohl ein Tunnel.
Die deutsche Fährreederei Scandlines gehört nach dem gescheiterten Verkauf künftig ganz einem der beiden bisherigen Eigentümer. Die britische Beteiligungsgesellschaft 3i, die bereits die Hälfte der Anteile besitzt, will auch die von Allianz Capital Partners (ACP) gehaltenen 50 Prozent übernehmen, wie die beiden Finanzinvestoren mitteilten.
"Wir führen konstruktive Gespräche", sagte ACP-Geschäftsführer Jörg Spanier. "Aus unserer Sicht bietet sich 3i als logischer Käufer an, da er das Unternehmen bereits gut kennt." 3i-Partner Peter Wirtz sagte der dänischen Zeitung "Börsen", der Investor wolle Scandlines nicht innerhalb von zwei Jahren wieder verkaufen. "Wir haben keine Angst davor, die Gesellschaft auch in fünf bis sechs Jahren noch zu besitzen."
Rasche Einigung erwartet
Nach Angaben eines Insiders wird die Fährgesellschaft mit dem Angebot höher bewertet als die 1,3 Milliarden Euro, die der US-Finanzinvestor TPG geboten hatte. Wirtz sagte, man sei mit dem Angebot von außen nicht zufrieden gewesen, ohne einen Namen zu nennen. Eine Einigung werde recht schnell in den nächsten Wochen erwartet. Mit ACP wolle man im vierten Quartal handelseinig sein. Einen Kaufpreis nannte er nicht.
Die Private-Equity-Tochter der Allianz und 3i hatten 2007 gemeinsam mit dem damaligen Minderheitsinvestor Deutsche Seereederei 1,5 Milliarden Euro für die Firma bezahlt. 2010 wurde die Deutsche Seereederei herausgekauft. Seitdem halten ACP und 3i je 50 Prozent an Scandlines. ACP zieht sich aber aus dem Geschäft mit direkten Firmenbeteiligungen zurück, weil die Allianz im Private-Equity-Geschäft das Schwergewicht auf Infrastrukturprojekte legen will. Neben Scandlines ist ACP nur noch an dem Verkaufsautomaten-Betreiber Selecta beteiligt. Es gebe keinen Zeitdruck, sagte die Sprecherin. "Es ist nicht so, dass kein anderes Szenario mehr möglich ist", fügte sie an.
Scandlines drohen harte Zeiten
3i und ACP hatten den Verkauf von Scandlines im Juli abgeblasen. Nun soll das Unternehmen stattdessen neue Kredite bekommen. Die Eigentümer arbeiteten an einer Refinanzierung der bestehenden Kreditlinien. "Der Prozess läuft parallel zur Übernahme der Allianz-Anteile, und schreitet wie geplant voran", sagte Wirtz der Zeitung. Nach den Angaben eines Insiders stehen Institute wie Danske Bank, Deutsche Bank, Goldman Sachs und andere bereit, um neue syndizierte Kredite über rund eine Milliarde Euro zu arrangieren.
Die Fährreederei, die 2012 ihr operatives Ergebnis um sechs Prozent auf 193 Millionen Euro gesteigert hatte, muss sich allerdings auf härtere Zeiten einstellen. Zwischen Deutschland und Dänemark ist ein Tunnel geplant, durch den ab 2020 Autos und Züge verkehren sollen. Das würde den Fährbetreiber treffen, der auf den Routen Helsingör-Helsingborg, Rödby-Puttgarden und Gedser-Rostock fährt.
Scandlines ist 1998 durch den Zusammenschluss der dänischen Scandlines A/S mit dem deutschen Konkurrenten DFO entstanden. Die Finanzinvestoren 3i und ACP übernahmen Mitte 2007 jeweils einen Anteil von 40 Prozent von den bisherigen Eigentümern, der Deutschen Bahn AG und der dänischen Regierung. Die Transaktion bewertete die Reederei seinerzeit mit 1,56 Milliarden Euro.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ