Wirtschaft

Was macht die Bank of Japan? Investoren blicken nach Tokio

Der Chef der Bank of Japan, Haruhiko Kuroda.

Der Chef der Bank of Japan, Haruhiko Kuroda.

(Foto: REUTERS)

In dieser Woche stehen nicht nur EZB und Fed im Fokus vieler Anleger, auch die Bank of Japan zieht Interesse auf sich. Und das aus gutem Grund: In Tokio entscheiden die Währungshüter, wie es mit ihrer ultra-lockeren Geldpolitik weitergeht.

Die erste Woche des vierten Quartals wird eine Woche der Zentralbanken, wobei dieses Mal nicht Washington oder Frankfurt für Spannung sorgt, sondern Tokio. In all der Aufregung um die ungebremsten milliardenschweren Anleihekäufe der US-Notenbank ist etwas untergegangen, was für ein großes Rad die Bank of Japan (BoJ) seit einigen Monaten mit ihren Anleihekäufen dreht. Gemessen an der Größe der Wirtschaft ist das Ausmaß der geldpolitischen Lockerung, das die BoJ im Rahmen von "Abenomics" anstrebt, beispiellos.

Wie es weiter geht mit den Plänen von Ministerpräsident Shinzo Abe wird sich wohl am Dienstag zeigen. Dann veröffentlicht die BoJ ihren aktuellen Tankan-Bericht. Der Bericht, für den rund 10.000 Unternehmen aller Größenordnungen befragt werden, gilt als wichtiger Kompass für die Geldpolitik der japanischen Notenbank. Die vierteljährlich erhobene Tankan-Umfrage ist mit dem deutschen Ifo-Index vergleichbar.

Das Wort Tankan ist eine Abkürzung für "Untersuchung zur kurzfristigen Konjunktureinschätzung der Unternehmen". Der Bericht besteht dabei aus verschiedenen Unterindizes, die zu einem Indikator zusammengefügt werden. Am stärksten im Fokus steht der Index der Großunternehmen. Daneben gibt es auch ein Stimmungsbild für verarbeitendes Gewerbe, Kleingewerbe und Dienstleistungen.

Mehrwertsteuer soll steigen

Hat sich das Geschäftsklima in der japanischen Wirtschaft ausreichend aufgehellt, will Abe die angedrohte Erhöhung der Mehrwertsteuer von 5 auf 8 Prozent umsetzen.  Er würde damit den von der BoJ geforderten "dritten Pfeil" abschießen, ohne den die "Abenomics" nur aus höheren Staatsausgaben und einer Politik des ultra-billigen Geldes bestünde. Zumindest wären höhere Steuern ein erster Schritt in Richtung der geplanten Strukturreformen, die Abe so wachstumsschonend wie möglich hinbekommen möchte.

Medien sind sich sicher, dass es so kommt: Abe werde das Paket im Volumen von sechs Billionen Yen (45 Mrd Euro) an diesem Dienstag bekanntgeben, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf Regierungsbeamte. Die Frage ist nur: Was tut Abe, wenn der Tankan enttäuscht? Und was tut die BoJ, wenn Abe nicht liefert? Nach der Logik des Lockerungswettlaufs zwischen den großen Zentralbanken spricht eigentlich alles dafür, dass Japan seine sehr expansive Geldpolitik fortführt, nachdem die USA etwas unerwartet nicht auf die geldpolitische Bremse gestiegen sind. Abe sollte sich demnach hüten, den ohnehin schon murrenden Währungshütern einen Vorwand für eine Relativierung ihres Lockerungsversprechens - Verdopplung der Geldbasis binnen zwei Jahren - zu liefern.

Aus den jüngsten Sitzungsprotokollen ist bekannt, dass die Mitglieder im BoJ-Rat eine Anhebung der Mehrwertsteuer stark befürworten. Sie befürchten, dass die "Abenomics" andernfalls an den Märkten als lediglich unkonditionierte Geldmengenausweitung interpretiert wird. Das könnte langfristig das Vertrauen in den Yen unterminieren und damit auch die ohnehin schon angespannte Schuldentragfähigkeit Japans, so die Sorge.

Am Freitagmorgen gibt die BoJ ihre geldpolitische Entscheidung bekannt. Schlägt Abe eine Mehrwertsteuererhöhung vor, dürfte sich die Spannung über den Ausgang der Sitzung in Grenzen halten.

EZB diskutiert über Protokolle

Bei der Sitzung des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB), die am Mittwoch und Donnerstag in Frankfurt stattfindet, werden wohl vor allem die Protokolle ein Thema sein. Denn Änderungen des Leitzinses oder der Refinanzierungsbedingungen für Banken sind am nicht zu erwarten.

Präsident Mario Draghi hatte für Herbst einen Vorschlag des Direktoriums angekündigt, künftig die Protokolle der Sitzungen des Rats zu veröffentlichen. Bisher veröffentlicht die EZB als einzige der großen Zentralbanken keine Protokolle ihrer Sitzungen.

Sollte sie es eines Tages doch tun, dann dürfte diesen Protokollen allerdings ein wichtiges Element der so genannten Minutes von Fed und Bank of England fehlen: das Abstimmungsverhalten der Ratsmitglieder. Draghi hat bereits deutlich gemacht, dass in den Protokollen nichts stehen wird, was die Unabhängigkeit der Ratsmitglieder beeinträchtigen könnte.

Die US-Notenbank wird in dieser Woche weder über ihre Geldpolitik entscheiden noch ein Sitzungsprotokoll der Beratungen vom 17. und 18. September veröffentlichen. Mit dem Arbeitsmarktbericht für September steht am Freitag jedoch ein Konjunkturindikator an, der im Mittelpunkt der Lagebeurteilung der US-Geldpolitiker steht.

Dass die US-Notenbank ihre Druckerpresse ungebremst laufen lässt, hat zu einem Großteil mit der nicht überzeugenden Erholung des Arbeitsmarkts nach dem Ende der großen Rezession zu tun. Daran wird ein einzelner Bericht vermutlich nichts ändern. Gleichwohl werden Beobachter genau darauf achten, wie kräftig der Beschäftigungszuwachs ausgefallen ist und ob ein möglicher Rückgang der Arbeitslosenquote weiterhin mit einer sinkenden Erwerbsquote einhergeht.

Immerhin - ausgeschlossen ist eine Reduzierung der monatlichen Anleihekäufe im Oktober nicht. Fed-Chairman Ben Bernanke hat seine Bereitschaft deutlich gemacht, die Beratungen am 29. und 30 Oktober zu einer "Live"-Sitzung zu machen. Das bedeutet, dass es eine Pressekonferenz geben kann, in der er etwaige geldpolitische Entscheidungen erläutern könnte.

Quelle: ntv.de, jga

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