Wirtschaft

Nach Honsel-Pleite Investoren distanzieren sich

Die Insolvenz von Honsel könnte nur der Anfang gewesen sein. Nach Ansicht von Investoren sind weitere deutsche Autozulieferer von der Pleite bedroht. Und da will die Private-Equity-Branche nach Möglichkeit nicht dabei sein. Überhaupt seien die Zulieferer nicht besonders gut als Investitionsobjekt geeinigt.

Wird die Honsel-Pleite Nachahmer finden?

Wird die Honsel-Pleite Nachahmer finden?

(Foto: picture alliance / dpa)

Nach der Insolvenz von Honsel droht nach Ansicht von Investoren weiteren deutschen Autozulieferern die Pleite. "Honsel wird sicher nicht der letzte Fall sein. Die ganze Branche hat ein Kapitalisierungs-Problem", sagte der Deutschland-Chef des Finanzinvestors Carlyle, Norbert Reis, auf einer Private-Equity-Branchenkonferenz in Frankfurt. "Die Schwächsten fallen eben um." Carlyle hatte Honsel 2004 an den Finanzinvestor RHJ weiterverkauft. Am Montag hatte der Leichtmetall-Spezialist aus Meschede im Sauerland nach zahlreichen gescheiterten Sanierungsversuchen Insolvenz angemeldet.

Maximilian Brönner vom Dachfonds-Investor LGT Capital Partners macht eine Kombination von großem Investitionsbedarf, stark schwankenden operativen Gewinnen und hoher Verschuldung als Grund für die Anfälligkeit der Branche aus, soweit sie im Besitz von Finanzinvestoren ist. Insolvenzen wie bei Honsel oder Edscha hatte es aber nur wenige gegeben. Umschuldungen, die Übernahme durch Gläubiger oder Feuerwehraktionen der Hersteller stopften die Löcher.

Nach Ansicht von Oaktree-Deutschland-Chef Hermann Dambach sind Autozulieferer wegen ihrer Abhängigkeit von den Herstellern und der mageren Renditen als Investitionsobjekt für die Private-Equity-Branche grundsätzlich nicht geeignet. Oaktree hatte beim jüngsten Sanierungsversuch von Honsel vor gut einem Jahr einen Teil der zuvor aufgekauften Schulden in Eigenkapital umgewandelt. "Autohersteller wollen nicht, dass Private Equity in Zulieferer investiert", sagte Dambach. Laut Branchenexperten versuchen sie selbst, die Strukturen der Branche zu zementieren.

"Wo soll das Geld herkommen?"

Portfolio-Unternehmen von Finanzinvestoren müssen in der Regel die Schulden tilgen, die ihre Eigentümer für den Kauf des Unternehmens aufgenommen haben. Dazu reichten die flüssigen Mittel der Zulieferer aber kaum, sagte Dambach: Die Hersteller gestatteten ihnen dank ihrer Marktmacht nur Renditen von acht bis zwölf Prozent, sechs Prozent müssten davon reinvestiert werden. "Wo soll das Geld herkommen?" sagte der Investor. Für die Finanzinvestoren lohne sich dann nicht, Geld nachzuschießen.

Die Automobilkrise der vergangenen beiden Jahre habe tiefe Spuren bei den Zulieferern hinterlassen, sagte Carlyle-Manager Reis. Honsel hatte rote Zahlen geschrieben. "Da kann man schon verstehen, dass ein Investor das Handtuch wirft." Das rund 3800 Mitarbeiter starke Unternehmen aus dem Sauerland ist die erste Pleite im Aufschwung, in dem die Zulieferer wieder in neue Maschinen und Aufträge investieren müssten. In der Krise hatten Kunden wie Daimler und ZF Friedrichshafen dem Unternehmen heimlich unter die Arme gegriffen, weil sie auf die Zulieferteile angewiesen sind. ZF kann sich laut Finanzkreisen sogar eine Übernahme von Honsel-Teilen aus der Insolvenz vorstellen.

Quelle: ntv.de, rts

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