Geldfluss verdoppelt Investoren stehen auf BRIC
03.01.2010, 14:39 UhrDie vier größten Schwellenländer der Erde - Brasilien, Russland, Indien und vor allem China - entwickeln sich nach dem Abflauen der schweren Wirtschaftskrise zunehmend zum Magneten für ausländisches Geld.

Von links: Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva, Russlands Präsident Dimitri Medwedew, Chinas Präsident Hu Jinato und der indische Premier Manmohan Singh.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Immer mehr Unternehmen und Fondsmanager nutzen die vier Staaten als sicheren Hafen für ihr Geld und eine vergleichsweise sichere Wette auf Wachstum. In den Ländern selbst wächst aber das Unbehagen über das Geld der Spekulanten.
Derzeit entfallen auf die vier Staaten etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung, aber nur 20 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung. Die US-Bank Goldman Sachs schätzt aber, dass die Gruppe mit ihren 2,5 Mrd. Einwohnern bis 2032 zu den sieben größten Industriestaaten aufgeschlossen hat. Das wird Aktienkursen wie Unternehmensgewinnen gut tun.
Anzeichen dafür sind schon jetzt erkennbar. So hat China 2009 die USA als weltgrößten Automarkt überholt - und die Chancen sind gut, dass das Wachstum weitergeht, die Verbraucher haben enormen Aufholbedarf. Das lockt die Investoren an: Allein von Januar bis November 2009 flossen nach Informationen des Branchendienstes EPFR Global fast 20 Mrd. US-Dollar in BRIC-Fonds, doppelt so viel wie 2007. "Der Trend war sehr stark und sollte anhalten, weil sich das Wachstum in diesen Märkten konzentriert", sagte Martial Godet, Fondsmanager bei BNP Paribas Asset Management. "Wir wetten auf die größten und am stärksten wachsenden Märkte mit den meisten Einwohnern und guter Liquidität."
In der Tat hat sich in den vergangenen Jahren eine Investition gelohnt: Wer etwa 2000 sein Geld in brasilianische Aktien gesteckt hat, erlöst inzwischen viermal so viel. In den gesamten Schwellenländern hätte sich die Summe allenfalls verdoppelt - und wer weltweit eingekauft hat, liegt im Minus. Das weckt Hoffnungen auf mehr. Im Schnitt erwarten Investoren, dass die Kurse in den BRIC-Staaten 2010 um 20 bis 25 Prozent steigen, nachdem sie sich 2009 mehr als verdoppelt haben. Der Goldman-Sachs-Experte Jim O'Neill, der den Begriff BRIC erfunden hat, geht davon aus, dass diese vier Märkte bis 2050 fast die Hälfte des gesamten weltweiten Aktienvolumens ausmachen, von weniger als zehn Prozent derzeit.
In den BRIC-Staaten selbst wächst aber das Unbehagen ob der Beliebtheit bei den Investoren. Das spekulative Kapital wird insbesondere in Russland und Brasilien als mögliche Gefahr wahrgenommen. In Brasilien wurde sogar eine Sondersteuer eingeführt. Russland kündigte an, sanft die Regeln zu straffen, um Spekulationen einzudämmen. "Wir haben reale Probleme, die daher kommen, dass wir gute Bedingungen für Kapitalzuflüsse geschaffen haben", sagte Ministerpräsident Wladimir Putin. "Das Geld kommt herein, arbeitet hier, aber macht Schwierigkeiten, weil es bei einer Krise schnell wieder weg ist." Die Kapitalflucht aus Russland hatte 2009 den Rubel stark unter Druck gebracht und die Notenbank in Zugzwang versetzt.
Quelle: ntv.de, rts