Gerüchte um Finanzhilfen Irlands Premier ist wütend
14.11.2010, 15:19 UhrAller Dementis zum Trotz: In Brüssel pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass Irland doch unter den Euro-Rettungsschirm schlüpfen soll. Medienberichten zufolge wird darüber bereits in der kommenden Woche verhandelt. Irlands Regierungschef Cowen reagiert äußerst genervt. Sein Land habe keinen Antrag auf Hilfen gestellt, betont er.
Trotz heftigen Dagegenhaltens der irischen Regierung häufen sich Hinweise, dass Irland in Kürze Finanzhilfe aus dem Rettungsprogramm der Euro-Zone beantragen könnte. Medien berichteten immer wieder von Gesprächen zwischen dem finanziell schwer angeschlagenen Irland und EU-Diplomaten. Konkrete Quellen wurden dabei nicht genannt. Von offizieller Seite gab es entweder Dementis oder Schweigen.
Die neu aufgeflammte Schuldenkrise wird beim Treffen der Finanzminister der Euro-Länder am Dienstag in Brüssel besprochen werden. "Aktuelle Entwicklungen spielen bei solchen Zusammenkünften immer eine Rolle", sagte ein EU-Diplomat lapidar.
Regelrecht wütend habe der irische Premierminister Brian Cowen auf einen BBC-Bericht reagiert, internationale Hilfe für Irland stehe unmittelbar bevor, hieß es in der irischen Zeitung "Independent". Der Sender hatte mit Hinweis auf nicht näher benannte Quellen berichtet, Irland sei bereits in vorbereitende Verhandlungen mit der EU getreten. Es sei nicht mehr eine Frage ob, sondern wann Irland Hilfe aus dem Fonds beantragen werde. Es gehe um eine Summe von rund 60 bis 80 Milliarden Euro, hieß es.
Ein Sprecher des irischen Finanzministeriums wies die Berichte der Zeitung gegenüber zurück. "Es gibt keine Gespräche über einen Antrag auf eine Notfinanzierung durch die Europäische Union." Irland sei trotz der schwierigen Lage bis Mitte 2011 sicher finanziert.
"Wir kooperieren mit unseren Kollegen"
Zuvor hatte Cowen persönlich Medienberichte über die prekäre Lage Irlands dementiert. Irland sei bis kommenden Juli finanziell gut abgesichert, sagte Cowen bei einer Wahlkampfveranstaltung in der irischen Grafschaft Donegal. "Wir haben keinen Antrag für irgendwelche Hilfen gestellt." Irland sei Teil einer größeren Währungsregion, in der die Probleme des Euro gemeinsam angegangen würden. "Wir kooperieren in den Problemfällen mit unseren Kollegen", sagte Cowen.

Irlands Rugby-Nationalspieler Jonathan Sexton verkörpert in dieser Szene die derzeitige Lage seines Landes.
(Foto: REUTERS)
Dennoch berichteten weitere Medien von einem bevorstehenden Antrag Irlands, nannten aber keine Quellen. Nach Informationen der "Welt am Sonntag" soll schon in der kommenden Woche in Brüssel konkret über ein Hilfspaket für Irland beraten werden. Vor allem Spanien und Portugal drängten auf eine Rettungsaktion, wie es sie im Frühjahr für Griechenland gegeben hatte. Die Regierungen in Madrid und Lissabon fürchteten, sonst selbst in die Schusslinie zu geraten.
Die Zeitung "Irish Times" schrieb, dass irische Beamte in "technische" Diskussionen darüber eingebunden seien, wie genau das Prozedere ablaufen könnte, falls Irland Hilfe aus dem Programm zur Stabilisierung des Euros beantragt.
Den 750-Milliarden-Euro Schutzschirm für wackelnde Euro-Länder garantieren zum weit überwiegenden Teil der Internationale Währungsfonds (IWF) mit 250 Milliarden Euro und die Länder der Eurozone mit 440 Milliarden Euro.
Quelle: ntv.de, wne/dpa/rts