Politiker sollen vor Gericht Island arbeitet Bankenkrise auf
12.09.2010, 11:09 Uhr
Der 2.300 Seiten umfassende Bericht bescheinigt dem früheren Regierungschef Haarde "krasse Pflichtverletzung".
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Wegen "Fahrlässigkeit" bei der isländischen Bankenkrise müssen sich der damalige Regierungschef des Landes, Geir Haarde, und drei seiner Minister womöglich bald vor Gericht verantworten. Eine Kommission des isländischen Parlaments forderte in einem Bericht die Einberufung eines speziellen Hohen Gerichts. Neben Haarde sollen demnach der damalige Finanzminister Arni Mathiesen, Handelsminister Björgvin Sigurdsson und Außenministerin Solrun Gisladottir "angeklagt und bestraft" werden. Alle vier hätten bei der 2008 ausgebrochenen Bankenkrise "fahrlässig" gehandelt.
Die Kommission bestätigte in ihrem Bericht die Schlussfolgerungen eines bereits im April veröffentlichten Berichts zur isländischen Bankenkrise, den eine vom Parlament eingesetzte Untersuchungskommission verfasst hatte. Am Montag soll das Parlament anfangen, über den neuen Bericht zu beraten und über die Nominierung eines Anklägers und der Richter des Sondergerichts zu entscheiden. Es wäre das erste Mal seit seiner Einrichtung 1905, dass das Hohe Gericht - Landsdomur genannt - zusammenkommt.
Der isländische Finanzsektor war im Herbst 2008 mit der Pleite gleich mehrerer Großbanken im Sog der weltweiten Finanzkrise zusammengebrochen. In der Folge verlor die isländische Krone massiv an Wert, wodurch zahlreiche der 320.000 Einwohner des Landes ihre Ersparnisse verloren. Zudem stieg die Arbeitslosigkeit drastisch an, die Regierung musste angesichts massiver Proteste der Bevölkerung zurücktreten.
Quelle: ntv.de, AFP