Industrieproduktion schrumpft Italien steckt in Rezession fest
07.08.2012, 12:29 Uhr
Die Textilindustrie bleibt ein wichtiges Standbein der italienischen Wirtschaft. Unter dem Strich hinkt die Industrieproduktion jedoch.
(Foto: Reuters)
Das krisengeschüttelte Italien kommt wirtschaftlich auf keinen grünen Zweig. Seit einem Jahr schrumpft das Bruttoinlandsprodukt Quartal für Quartal. Die Wirtschaftsleistung sinkt bisher um 2,5 Prozent, stärker als befürchtet. Jüngste Daten aus der Industrie machen zudem Hoffnungen auf eine rasche Trendwende zunichte.
Italien findet nicht aus der Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte zwischen April und Juni bereits das vierte Quartal in Folge, wie das Statistikamt Istat mitteilte. Der Rückgang fiel mit 0,7 Prozent überraschend stark aus. Ökonomen hatten im Schnitt nur ein Minus von 0,6 Prozent erwartet. Zu Jahresbeginn war die Wirtschaftsleistung mit 0,8 Prozent so stark gesunken wie seit drei Jahren nicht mehr.
Ein Grund für die Schwäche ist die sinkende Nachfrage nach italienischen Waren im In- und Ausland. Die Industrie fuhr ihre Produktion im Frühjahr deshalb um 1,7 Prozent nach unten. Auch die Verbraucher halten angesichts der Krise ihr Geld zusammen: Der Einzelhandelsverband geht davon aus, dass 2012 die Konsumausgaben pro Kopf so stark fallen werden wie noch nie seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Im Kampf gegen die Schuldenkrise hat die Regierung von Ministerpräsident Mario Monti Ende 2011 Sparmaßnahmen von mehr als 20 Milliarden Euro durchgesetzt - vor allem Steuererhöhungen.
Es ist bereits das vierte Vierteljahr mit einem zurückgehenden Bruttoinlandsprodukt hintereinander. Von einer Rezession sprechen Experten, wenn die Wirtschaftsleistung in mindestens zwei aufeinanderfolgenden Quartalen sinkt. Im Jahresvergleich fiel die italienische Wirtschaftsleistung um 2,5 Prozent zurück.
Produktion schrumpft
Eine Besserung der Lage ist vorerst nicht in Sicht: Die Industrieproduktion ging im Juni überraschend stark zurück. Im Monatsvergleich sank die Produktion bereinigt um 1,4 Prozent und damit deutlich stärker als im Schnitt mit 1,0 Prozent Minus erwartet.
Im Vormonat gab es noch einen kleinen Hoffnungsschimmer, als die Produktion um revidiert 1,0 Prozent (zuvor 0,8 Prozent) zulegte. Auch im Jahresvergleich verstärkte sich der Sinkflug. Nach einem Rückgang um revidiert 6,7 Prozent (zuvor 6,9 Prozent) im Vormonat meldete die Statistikbehörde für Juni einen Einbruch um 8,2 Prozent zum Vorjahr. Auch hier hatten Experten einen nicht so starken Rückgang erwartet.
Riesiger Schuldenberg
Seit mehr als einem Jahrzehnt gehört Italien zu den am langsamsten wachsenden Ländern Europas. Der Internationale Währungsfonds sagt der drittgrößten Volkswirtschaft in der Euro-Zone für 2012 einen Konjunktureinbruch um knapp zwei Prozent voraus. Der Industrieverband Confindustria befürchtet sogar ein Minus von 2,4 Prozent.
Italiens Schuldenberg entspricht 123 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. Nur in Griechenland ist er noch höher. Der Staat muss deshalb Zinsen von etwa sechs Prozent für zehnjährige Anleihen bezahlen. Auch italienische Firmen müssen für Kredite ähnlich hohe Zinsen zahlen. Sie halten sich deshalb bei Investitionen zurück.
Quelle: ntv.de, nne/rts