Stromsparen gegen Blackouts Japans Autobauer rotieren
26.03.2011, 17:07 Uhr
Das Erdbeben und die Katastrophe im Atomreaktor Fukushima hat auch auf die Industrie Auswirkungen.
(Foto: REUTERS)
Nach dem Ausfall des havarierten Atomkraftwerks Fukushima arbeiten japanische Autobauer mit Hochdruck an Notfallplänen. Nun wollen sie ihre Produktion abwechselnd herunterfahren, um Strom zu sparen. Auch ausländische Unternehmen kämpfen mit Ausfällen, Reedereien machen einen Bogen um japanische Häfen.
Japanische Autohersteller überlegen Branchenkreisen zufolge, ihre Produktion abwechselnd herunterzufahren, um Strom zu sparen. Damit wollen die Konzerne verhindern, dass ihre Stromversorgung wegen Engpässen nach dem Ausfall des havarierten Atomkraftwerks Fukushima rationiert wird. Das berichtet die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf Branchenkreise. So wollten die Autokonzerne für die Produktion schädliche "Blackouts" vermeiden.
Ein kompletter Stromausfall für drei Stunden würde zum Beispiel eine Karosseriefertigung für insgesamt neun Stunden lahmlegen. Erwartet wird, dass sich die Unternehmen in Kürze im Rahmen eines Treffens beim Branchenverband auf einen Rotationszeitplan einigen. Andere Industriezweige könnten folgen, hieß es in dem Bericht.
Produktion bereits eingeschränkt
Die Produktion in der japanischen Autobranche ist derzeit durch die Folgen des schweren Erdbebens ohnehin bereits deutlich eingeschränkt. Die acht größten Hersteller erwarten Produktionsausfälle von etwa 365.000 Fahrzeugen. Wenn die Bänder nicht zu den bisher geplanten Zeitpunkten wieder anlaufen könnten, seien höhere Ausfälle nicht ausgeschlossen.
Auch deutsche Unternehmen mit Standort in Japan klagen über Produktionsausfälle. Einige Spezialfarben für die Autoindustrie werden knapp, weil ein Werk des Darmstädter Unternehmens Merck in Japan geschlossen ist. Die Anlage rund 45 Kilometer vom verunglückten Atomkraftwerk Fukushima entfernt sei nach dem Erdbeben evakuiert worden, sagte Unternehmenssprecher Gangolf Schrimpf. Die rund 160 Mitarbeiter und ihre Familien seien in Sicherheit gebracht worden. Wann das Werk wieder in Betrieb genommen werden könne, sei ungewiss.
Reedereien meiden Japan
Internationale Reedereien vermeiden es derweil aus Angst vor Strahlenbelastungen, die Häfen von Tokio und Yokohama anzulaufen. Wie die Zeitung "New York Times" berichtete, haben mehrere große Reedereien den Frachtverkehr gestoppt oder eingeschränkt. Dagegen würden die von Fukushima weiter entfernten Häfen wie Osaka und Kobe weiterhin angelaufen.
Die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd bedient die Häfen Tokio, Yokohama und Nagoya seit zehn Tagen nicht mehr, sondern leitet den Verkehr nach Kobe um. Bis jetzt betrifft das rund ein Dutzend Schiffe. Bei den meisten ist das bereits so geschehen, bei anderen geplant. Das Unternehmen beobachtet nach eigenen Angaben die Situation in Japan kontinuierlich und entscheidet von Tag zu Tag, welche Häfen angelaufen werden.
Anders hat sich die Reederei Hamburg Süd entschieden, die weiterhin Tokio anläuft, das nächste Mal planmäßig am 1. April. Die japanische Containerreederei NYK stellt fest, dass alle Dienste nach den gewohnten Fahrplänen abgewickelt werden. Daran werde sich erst etwas ändern, wenn offizielle Messwerte etwas anderes nahelegen.
Die "NYT" berichtete weiter, chinesische Häfen würden Strahlentests für Schiffe aus Japan verlangen. Zuvor seien an einem Schiff, das in weniger als 120 Kilometer Entfernung Fukushima passiert habe, eine erhöhte Strahlenbelastung gemessen worden. Das Schiff sei unter Quarantäne gestellt worden. Auch im kalifornischen Hafen von Long Beach habe die US-Küstenwache ein erstes Schiff aus Japan überprüft.
Quelle: ntv.de, sla/dpa