Pralle Knospen im Tankan-Bericht Japans Industrie lebt auf
29.09.2010, 07:13 UhrTrotz Yen-Stärke und Bankenpleite: Die Perspektiven der japanischen Wirtschaft bieten ein deutlich freundlicheres Bild als erwartet. In Tokio steigt ein vielbeachtetes Konjunkturbarometer überraschend an. Gelöst sind die Probleme des Landes damit allerdings noch lange nicht.
Zartrosa Kirschblütenträume im Herbst: In der Industrie steigt die Stimmung. Jetzt müsste nur noch der Yen nachgeben.
(Foto: REUTERS)
Die Stimmung in Japans Wirtschaft hat sich erneut verbessert. Das Vertrauen in die Perspektiven der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt legte in den drei Monaten bis September überraschend deutlich zu.
Das vielbeachtetes Konjunkturbarometer der japanischen Notenbank zur Stimmung in der Industrie erreichte ein Plus von acht Punkten, wie aus dem sogenannten Tankan-Report, einem viertelährlichen Konjunkturbericht hervorging.
Damit lag der Diffusionsindex für die Stimmung von Großunternehmen des Verarbeitenden Gewerbes über den Erwartungen von Experten, die im Mittel mit plus sechs Zählern gerechnet hatten. Mit diesem Anstieg verbesserte sich die Stimmung das sechste Quartal in Folge. Der Index erreichte den höchsten Stand seit März 2008.
Kühlere Winde im Schlussquartal
In den nächsten drei Monaten rechnen die Firmen aber mit einer deutlichen Verschlechterung. Für Dezember wird ein Minus von einem Punkt erwartet. Der Diffusionsindex bildet den Saldo von Einschätzungen eines günstigen und eines ungünstigen Geschäftsumfeldes ab. Bei Werten über null hat sich die Mehrzahl der befragten Firmen optimistisch gezeigt. Der Index wird seit 1974 und damit seit der Ölkrise erhoben.
Am Aktienmarkt in Tokio kam die konjunkturerelle Zuversicht erwartungsgemäß gut an. Trotz der insgesamt positiven Daten aus dem Konjunkturbericht blieben allerdings Sorgen hinsichtlich der zukünftigen Marktentwicklung bestehen, hieß es im Handel. Die Händler blickten dabei vor allem auf die gefallene Erwartungskomponente im Tankan-Report.
Zudem rechneten Marktteilnehmer weiter mit einer Devisenmarktintervention und hielten sich daher mit einer deutlichen Aufstockung ihrer Positionen zurück, erklärte ein Marktbeobachter. Die Yen wertete zum Dollar erneut auf, was die Spekulationen über ein Eingreifen von Zentralbank und Regierung in den Augen der Experten weiter anheizte.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts