Wirtschaft

Steiler Einbruch nach dem Erdbeben Japans Industrie leidet schwer

Dunkle Schatten hängen über Japan: Erst die Industrie, dann der Arbeitsmarkt?

Dunkle Schatten hängen über Japan: Erst die Industrie, dann der Arbeitsmarkt?

(Foto: REUTERS)

Eineinhalb Monate nach dem Erdbeben vom 11. März zeichnen Konjunkturdaten das wirtschaftliche Ausmaß der Katastrophe nach: Die Industrieproduktion sackt dramatisch ab. Stahlkonzerne treten auf die Bremse. Die Nachfrage stockt. Die Notenbank in Tokio ist uneins.

Schwer beschädigte Anlagen im Nordwesten: Nippon Steel schreibt Verluste.

Schwer beschädigte Anlagen im Nordwesten: Nippon Steel schreibt Verluste.

(Foto: REUTERS)

Die japanische Industrieproduktion ist im März in Folge der Naturkatastrophen drastisch eingebrochen. Wie die Regierung in Tokio mitteilte, betrug der saisonbereinigte Rückgang im Vergleich zum Vormonat 15,3 Prozent. Das Megaerdbeben und der Tsunami vom 11. März zerstörten viele Produktionsstätten und unterbrachen Zulieferketten. Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt blieben zunächst aus: Die Arbeitslosenquote lag im März unverändert bei 4,6 Prozent.

Zur Bewältigung der Folgen von Erdbeben, Tsunami und Reaktorkatastrophe setzt die Bank of Japan (BoJ) weiter auf eine stark expansive Geldpolitik. Der Leitzins bleibt unverändert bei 0,0 bis 0,1 Prozent, gab die japanische Notenbank bekannt. Der unveränderte Kurs in der Geldpolitik war an den Märkten erwartet worden.

Zwist in der Notenbank

Überraschend wurde der Vorschlag des Notenbank-Vize Kiyohiko Nishimura zurückgewiesen, das Programm zum Wertpapierkauf um fünf Billionen Yen auf 45 Billionen Yen (rund 373 Mrd. Euro) auszuweiten. Den bislang vorliegenden Angaben zufolge stoppte lediglich eine Gegenstimme den Antrag. Stimmberechtigt sind in dem geldpolitischen Gremium der Notenbank insgesamt acht Währungshüter.

Japan kämpft weiter mit den erheblichen volkswirtschaftlichen Folgen des schwersten Erdbebens und Tsunamis in der Geschichte des Landes. Kurz nach dem Beben vom 11. März hat die Notenbank ihr Programm zum Wertpapierkauf ausgeweitet, um die Wirtschaft zu stützen.

Weniger Autos, weniger Stahl

Einer war dagegen: Notenbank-Chef Masaaki Shirakawa.

Einer war dagegen: Notenbank-Chef Masaaki Shirakawa.

(Foto: REUTERS)

Wie schwer das Land von den Auswirkungen betroffen ist, belegen aktuelle Zahlen aus der Stahlbranche: Die beiden japanischen Stahlkonzerne Nippon Steel und JFE Steel planen einem Zeitungsbericht zufolge, ihre Produktion deutlich zurückzufahren. Die Nummer vier und fünf unter den weltgrößten Stahlkonzernen wollen ihre Produktion um 5 Prozent drosseln, berichtete die Wirtschaftszeitung "Nikkei". Hintergrund seien die Probleme bei den heimischen Autobauern im Zuge des verheerenden Erdbebens.

Toyota und seine inländischen Konkurrenten haben wegen der anhaltenden Lieferengpässe nach dem Tsunami die Fertigung heruntergefahren. Wegen der Katastrophe kann Toyota derzeit nur halb so viele Autos herstellen wie im Normalbetrieb.

Nippon Steel verliert

Die Kosten zur Beseitigung der Erdbebenschäden haben den weltweit viertgrößten Stahlhersteller Nippon Steel in die roten Zahlen gedrückt. Im abgelaufenen vierten Quartal habe sich ein Fehlbetrag von 11,2 Mrd. Yen (umgerechnet rund 93 Mio. Euro) ergeben, teilte das japanische Unternehmen mit. Im Vorjahreszeitraum hatte der Konkurrent von asiatischen Stahlherstellern wie Posco und Baosteel einen Gewinn von umgerechnet 285 Mio. Euro erzielt.

Fürs Geschäftsjahr 2011/2012 gab der Konzern keinen Ausblick. Anleger schienen den geschäftlichen Perspektiven des Unternehmens dennoch zu vertrauen. Am Aktienmarkt in Tokio legte die Nippon-Steel-Aktie am Berichtstag 2 Prozent zu.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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