Immer mehr Nachwuchs-Milliardäre Junge Superreiche erben meist nur noch


In Frankreich verfügen 34 Personen über ein Gesamtvermögen von rund 500 Milliarden Dollar, ein Anstieg von 27 Prozent.
(Foto: picture alliance / Zoonar)
Superreiche werden immer reicher, und es gibt immer mehr von ihnen. Die Nachwuchs-Milliardäre haben ihr Vermögen oft geerbt. Sie ticken ganz anders als die Selfmade-Milliardäre - und müssen auch etwas dafür tun, dass das Geld in der Familie bleibt.
Luxusuhren, Champagner, teure Autos: Luxus ist schick geworden, nach der Pandemie ist ein Kaufboom ausgebrochen. Trotz Inflation und Kriegen geben die Menschen viel Geld für exklusive Dinge aus.
Der Luxus- und Kosmetikbranche hat das massiv steigende Umsätze und Aktienkurse beschert. Allen voran Bernard Arnault, Chef des LVMH-Imperiums mit 75 Mode- und Kosmetikmarken, darunter Louis Vuitton, Dom Pérignon und Bulgari. Der Chef des größten Luxuskonzerns überhaupt wurde nach der Pandemie zum reichsten Mann der Welt. Das Forbes-Magazin schätzt Arnaults Vermögen auf rund 200 Milliarden Dollar.
Auf der ganzen Welt werden die Superreichen immer reicher. Zwölf Billionen Dollar besitzen die rund 2500 Reichsten inzwischen zusammen, hat die Schweizer Großbank UBS in einer Studie herausgefunden. Zum ersten Mal sind darunter mehr Neu-Milliardäre, die ihr Vermögen geerbt, nicht erarbeitet haben: 53 Erben bekamen im vergangenen Jahr insgesamt rund 150 Milliarden Dollar vererbt. Die 84 neuen Selfmade-Milliardäre haben dagegen "nur" ein Vermögen von rund 140 Milliarden Dollar erwirtschaftet.
Alternde Superreiche vererben fünf Billionen Dollar
Auch in Deutschland sind unter den Reichen überdurchschnittlich viele Erben, sagt Johannes König im ntv-Podcast "Wieder was gelernt", Volkswirt am Sozio-oekonomischen Panel beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin. "Unter den Top 1 Prozent der Vermögenden haben 48 Prozent, also fast die Hälfte, etwas geerbt. 20 Prozent erben eine Firma. Wenn man sich die unteren 90 Prozent anschaut, die haben ungefähr 20 Prozent Erben. Das Betriebsvermögen ist sehr stark konzentriert am oberen Rand."
Es ist die große Wachablösung bei den Superreichen: Die früheren Gründer altern und geben ihr Geld und ihre Verantwortung an die nächste Generation weiter. In den nächsten zwei bis drei Jahrzehnten werden über 1000 alternde Milliardärs-Unternehmer insgesamt über fünf Billionen Dollar an ihre Erben weiterreichen, steht in der Studie.
Der Unternehmer-Boom seit den 1990er-Jahren ist die Grundlage für Generationen von Milliardärsfamilien. Immer mehr Vermögen sammelt sich bei ihnen an.
Viele Nachwuchs-Milliardäre gehen eigenen Weg
Automatisch bleiben die Erben aber nicht reich: Sie müssten das Kapital auch bespielen, sagt Ökonom König. "Die beste Merkmalskombination ist, eine Firma in hohem Wert zu erben und dann gleichzeitig noch weiter unternehmerisch tätig zu sein. Das erhöht die Basischance, in dieser Population zu landen, die unter einem Prozent liegt, auf ein Viertel. Deshalb findet man disproportional häufig unter den Reichen Selbstständige und Unternehmer." Erbe sei eine wichtige Komponente für die intergenerationale Fortsetzung von Vermögensdynastien.
Viele der Nachwuchs-Superreichen wollen anders leben als die Generation vor ihnen. Sie sind internationaler unterwegs, haben ihre Ausbildung oft im Ausland gemacht. Über zwei Drittel der Erben wollen das, was ihre Vorfahren erreicht haben, weiterführen und ausbauen - in Form von eigenen Unternehmen, Marken oder Vermögen. Immerhin sollen die nächsten Generationen von dem vielen Geld auch noch etwas haben.
Das Familienunternehmen ist allerdings für viele Jung-Milliardäre keine Option: Über die Hälfte von ihnen steigen dort nicht ein. Mehr als zwei Drittel gehen ihren eigenen Weg. "Erben stehen immer am Scheideweg: Führe ich es fort oder entwickle ich weiter, was ich vererbt bekommen habe, als Unternehmen oder als Vermögen, oder gehe ich meinen eigenen Weg", weiß König im "Wieder was gelernt"-Podcast.
Superreiche werden mehr
Klar ist jedenfalls: Es gibt immer mehr Milliardäre auf der Welt. Unter anderem in den USA, den Vereinigten Arabischen Emiraten, in Großbritannien und Italien. Auch in Deutschland werden es mehr: Aktuell sind es 109 Milliardäre, 15 mehr als vor einem Jahr.
An der Spitze der reichsten Deutschen stehen laut dem Manager-Magazin die BMW-Erben Susanne Klatten und Stefan Quandt, mit einem Vermögen von 40,5 Milliarden Euro. In den Top Ten finden sich viele andere Dynastien: die Pharmaunternehmer-Familie Merck, die Aldi-Familie Albrecht, die Familien Porsche, Henkel und Otto.
Eigentlich müsste die Pharma-Familie Boehringer Ingelheim an der Spitze stehen, mit einem geschätzten Vermögen von mindestens 50 Milliarden Euro laut Zahlen vom Netzwerk Steuergerechtigkeit und der Hans-Böckler-Stiftung des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Doch einige reiche Familien sollen laut dem ZDF vor Jahren juristisch gegen die Reichenliste des Magazins vorgegangen sein.
Reich zu werden, ganz ohne Erbe - wird das also immer schwieriger? Experte König hält das nicht für unmöglich, die Voraussetzungen müssten aber stimmen. Bildung sei ein wichtiges Merkmal, "vor allen Dingen, um es in die oberen 10 Prozent der Einkommens- und Vermögensverteilung zu schaffen." Für die Top 1 Prozent sei es die Grundvoraussetzung. "Hocharbeiten ist sicherlich möglich, aber es ist ein viel steinigerer Weg als zu erben und dann mit dem Erbe weiter Vermögen aufzubauen."
Dieser Text ist eigentlich ein Podcast: Welche Region schickt nur Verlierer in den Bundestag? Warum stirbt Ostdeutschland aus? Wieso geht dem Iran das Wasser aus? Welche Ansprüche haben Donald Trump und die USA auf Grönland?
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Quelle: ntv.de