Wirtschaft

Rauf auf das Börsenparkett KDG bricht das Eis

Fröhliche Gesichter am Frankfurter Aktienmarkt: Der erste größere Börsengang seit mehr als zwei Jahren ist geglückt. Zwar stieß die Aktie von Kabel Deutschland nur auf verhaltene Nachfrage, das Münchener Unternehmen ist dennoch zufrieden.

Kabel-Deutschland-Chef Adrian von Hammerstein freut sich über den geglückten Gang auf das Parkett.

Kabel-Deutschland-Chef Adrian von Hammerstein freut sich über den geglückten Gang auf das Parkett.

(Foto: dpa)

Der erste große Börsengang am deutschen Aktienmarkt seit fast zweieinhalb Jahren ist perfekt. Die neuen Aktionäre von Kabel Deutschland (KDG) konnten sich am Montag aber zunächst nur über einen kleinen Zeichnungsgewinn freuen: Der Schlusskurs lag bei 22,24 Euro und damit nur knapp über dem Ausgabepreis von 22 Euro.

Dennoch ist der größte Börsengang seit mehr als zwei Jahren aus Sicht des Münchner Unternehmens ein Erfolg. Kabel Deutschland hat im Zuge des Börsengangs insgesamt 34,5 Mio. Aktien ausgegeben und damit etwa 760 Mio. Euro eingespielt. Die Einnahmen fließen komplett den Eigentümern zu, wie etwa der US- Beteiligungsfirma Providence. Die hochverschuldete KDG selbst wird kein Geld aus dem Börsengang erhalten.

"Das ist absolut gelungen. Wir haben eine solide und breite Aktionärsbasis gewonnen und sind sehr zufrieden damit", sagte der Vorstandschef von Kabel Deutschland, Adrian von Hammerstein. "Wir können aus eigener Kraft wachsen und unsere Verschuldung reduzieren", betonte er. "Und auf absehbare Zeit werden wir eine Dividende zahlen", versprach von Hammerstein bei n-tv. Dies werde sicherlich nicht in den ersten zwei Jahren geschehen, aber danach sei das eingeplant. Laut von Hammerstein besitzt KDG einen starken Cash-Flow und könne aus eigener Kraft wachsen und Schulden reduzieren. "Nach vorne wachsen werden wir mit dem starken Produkt-Portfolio, das wir haben. Wir haben gerade angefangen mit Internet mit 100 Megabit und werden damit großes weiteres Wachstum zeigen", sagte der Manager weiter. 

Großinvestor kassiert

Mit dem Börsengang von Kabel Deutschland macht vor allem der Eigentümer Providence Kasse. Der US-Finanzinvestor, vor sieben Jahren beim größten deutschen Kabelnetzbetreiber eingestiegen, nahm mit dem Verkauf von 34,5 Mio. Aktien 759 Mio. Euro ein. Ihm gehören nun noch 61,7 Prozent der Aktien. Auch der Finanzinvestor hofft damit auf steigende Kurse: In diesem Fall kann er weitere Aktien an der Börse zu höheren Preisen verkaufen und seine Beteiligung weiter versilbern, wie es das Ziel eines Finanzinvestors ist.

Begleitet worden war der Börsengang von der Deutschen Bank, Morgan Stanley, JPMorgan und UBS. Ein Verkauf von Kabel Deutschland an andere Private-Equity-Unternehmen war an den Preisvorstellungen von Providence gescheitert. Die Nummer zwei in Deutschland, Unitymedia, war im November an den US-Medienkonzern Liberty Global gegangen.

"Interessante Konsolidierungsmöglichkeiten"

Das Börsenumfeld scheint wieder zu stimmen: Anders als zum Beispiel die Deutsche Bahn muss Kabel Deutschland seinen Börsengang nicht absagen.

Das Börsenumfeld scheint wieder zu stimmen: Anders als zum Beispiel die Deutsche Bahn muss Kabel Deutschland seinen Börsengang nicht absagen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Obwohl KDG selbst bei dem Börsengang leer ausgeht, will von Hammerstein auf Expansionskurs gehen: Vor allem auf der "letzten Meile" in die einzelnen Haushalte gebe es interessante Konsolidierungsmöglichkeiten. "Die werden wir uns anschauen."

Viele Unternehmen, die mit der Börse geliebäugelt hatten, mussten ihre Pläne in der Finanzkrise auf Eis legen oder waren - wie die Deutsche Bahn oder Hochtief Concessions - kurz vor der Erstnotiz gescheitert. Nun hoffen Experten, dass nach KDG weiteren Aspiranten der Sprung an die Börse leichter fällt. Philipp Meier-Scherling, bei der Deutschen Bank für IPOs zuständig, sagte: "Das war eine mutige Entscheidung. Sie zeigt, dass der Markt gute Unternehmen sehen will und bereit ist, diese zu unterstützen."

Weitere drei Börsengänge

Die Hamburger Modekette Tom Tailor (am 26. März), der Chemikalienhändler Brenntag (am 29. März) sowie der chinesische Armaturenhersteller Joyou stehen schon in den Startlöchern und wollen noch vor Ostern auf dem Kurszettel auftauchen.

Joyou kündigte seinen Börsengang für den 30. März an. Von Dienstag bis Freitag können die Aktionäre bis zu 8,05 Millionen Aktien zeichnen. An Joyou ist der US-Finanzinvestor TPG mit zehn Prozent beteiligt, dem auch der Konkurrent Grohe gehört. Joyou kooperiert mit Grohe. Die Chinesen wollen mit den aus dem Börsengang erwarteten mehr als 100 Millionen Euro einen Hersteller von Sanitärprodukten aus Keramik kaufen und die eigene Produktion ausbauen. Zudem soll das Netz von gut 2500 eigenen Läden in China um 1000 Geschäfte erweitert werden. In China erwirtschaftet Joyou 80 Prozent seines Umsatzes.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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