Wirtschaft

Von der Einbahnstraße auf die Datenautobahn Kabelnetze: Schrecken der Telekom

Sollte Vodafone den Bieterstreit um KDG gewinnen, ust due Telekom unter Zugzwang.

Sollte Vodafone den Bieterstreit um KDG gewinnen, ust due Telekom unter Zugzwang.

(Foto: picture alliance / dpa)

Etwa ein Viertel ihres Umsatzes investieren Kabelkonzerne in ihre Netze. Dennoch sind sie hochattraktiv. Das liegt vor allem an den Möglichkeiten: Kabel Deutschland hat in einem Feldversuch schon knapp 5 Gigabit/s durch sein Netz gejagt. Davon kann die Telekom nur träumen - und das weiß die Konkurrenz.

Mit dem milliardenschweren Bieterrennen der Mediengiganten Vodafone und Liberty Media um Kabel Deutschland rückt eine Branche ins Rampenlicht, die lange Zeit im Dornröschenschlaf lag. TV-Kabelnetze galten schlicht als langweilig. Erst dank hoher Investitionen, technologischer Durchbrüche und rasant steigender Internet-Datenmengen kann das Kabel seine Vorteile ausspielen und wird mittlerweile als Internet-Infrastruktur der Zukunft gehandelt.

Geschichte

In den achtziger Jahren begann die Bundespost mit dem Aufbau des Kabelnetzes, um eine neue Infrastruktur für Fernsehübertragungen in Deutschland zu etablieren. Der Ausbau war damals hochgradig umstritten, da der TV-Empfang über Satellit, der zur gleichen Zeit populär wurde, kostenfrei war - für den Kabelanschluss wurde hingegen eine Monatsgebühr fällig. Aus dem Telefon- und Kabelgeschäft der Post wurde ein Jahrzehnt später die Deutsche Telekom, und nach der Liberalisierung des Marktes sollte der Bonner Koloss sein Kabelnetz so schnell wie möglich verkaufen. Die Telekom wusste das lange zu verhindern, so dass der Verkauf Anfang des Jahrtausend erst auf Druck der Kartellwächter über die Bühne ging. Das deutschlandweite Kabelnetz wurden zerschlagen und stückweise an Finanzinvestoren veräußert.  

Die Finanzinvestoren, die den Zuschlag bekamen, brauchten jedoch einen langen Atem. Angelegt, um bestenfalls 30 TV-Kanäle wie auf einer Einbahnstraße von der Einspeisestation in die Wohnzimmer zu bringen, musste das Netz erst aufwendig für Telefongespräche und das Internet aufgerüstet - im Technikjargon: rückkanalfähig gemacht - werden.

Technische Schwierigkeiten sorgten für einen holprigen Start: 2006 zählte Kabel Deutschland gerade einmal 60.000 Breitbandkunden - heute sind es Millionen. Der Ausbau verschlang über die Jahre Milliarden, und noch heute investieren Kabelunternehmen etwa ein Viertel des Umsatzes.

Technik

Grundlage für den Kundenansturm auf das Kabel ist ein Technologie-Sprung: Ähnlich wie Telefonfirmen, die dank des DSL-Standards ihre alten Kupferleitungen zu Internetanschlüssen ausbauen konnten, erging es auch den Kabelnetzbetreibern. Dort heißt der Heilsbringer spröde DOCSIS 3.0 - dank dieser Technik lassen sich Kabelnetze mit überschaubarem Aufwand in superschnelle Internet-Datenautobahnen verwandeln.

So verkauft der zweitgrößte Kabelnetzbetreiber Unitymedia derzeit Anschlüsse mit 150 Megabit/s Höchstgeschwindigkeit. Ohne großen Aufwand könnten auch Datenraten von 400 Megabit/s angeboten werden. Kabel Deutschland hat in einem Feldversuch schon knapp 5 Gigabit/s durch sein Netz gejagt. Das sind Geschwindigkeiten, von den die Deutsche Telekom nur träumen kann. Die VDSL-Internet-Anschlüsse des Bonner Konzerns kommen auf gerade einmal 50 Megabit/s. Ändern soll das eine Technologie namens "Vectoring", mit der eine Verdoppelung der Geschwindigkeit möglich ist.

Quelle: ntv.de

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