Mit Hochdruck Kärcher feiert Jubiläum
28.07.2010, 15:15 UhrLeider haben die für ihre Kehrwoche berüchtigten Schwaben den Hochdruckreiniger nicht selbst erfunden. Dafür ist die Firma Kärcher aus der Nähe von Stuttgart in aller Welt bekannt.
Selten schafft ein Fremdwort den Einzug in die französische Sprache. Doch die Redewendung "nettoyer au karcher" hat es geschafft. Der Begriff entspricht im Deutschen in etwa dem Ausdruck "klar Schiff machen" oder einfach "hochdruckreinigen". Pate stand das deutsche Unternehmen Kärcher, der weltweit größte Hersteller von Reinigungsgeräten.
Die Firma mit 7000 Mitarbeitern hat seit 1939 ihren Stammsitz im schwäbischen Winnenden - ein Städtchen, das durch den Amoklauf an einer Realschule 2009 traurige Berühmtheit erlangte. Der Reinigungsgerätehersteller feiert in diesem Jahr sein 75-jähriges Jubiläum und hat deshalb ein Museum zur Unternehmensgeschichte eingerichtet. Die Firma macht rund 80 Prozent ihres Umsatzes außerhalb von Deutschland - typisch für viele erfolgreiche Mittelständler aus dem Ländle. Die Erlöse betrugen im vergangenen Jahr 1,3 Milliarden Euro, es wurden 6,43 Millionen Reinigungsgeräte verkauft.
Es begann mit Heizsystemen
Die Alfred Kärcher GmbH will die Internationalisierung und damit den Anteil des Auslandsumsatzes sogar weiter vorantreiben. "Dieser Anteil wird künftig zunehmen, da wir weitere Tochtergesellschaften gründen werden, beispielsweise in Südostasien und Südamerika", kündigte Hartmut Jenner, Vorsitzender der Geschäftsführung, an. Bislang ist das Unternehmen in 45 Ländern vertreten.
In Deutschland sind bei Kärcher 3100 Mitarbeiter beschäftigt. Angefangen hatte der Mittelständler aber nicht mit Reinigungsgeräten, sondern mit Heizsystemen. Alfred Kärcher gründete die Firma 1935 in Stuttgart-Bad Cannstatt. Dort hatte er zuvor gemeinsam mit seinem Vater ein Konstruktionsbüro betrieben. Nach dem Zweiten Weltkrieg widmete sich der Tüftler der Wartung und der Reparatur der in den USA erfundenen Dampfreiniger. Auftraggeber - ebenfalls typisch für schwäbische "Start-Ups" nach dem Krieg - waren die amerikanischen Streitkräfte. Kärcher entwickelte die Technik weiter und stellte 1950 seinen ersten Heißwasser-Hochdruckreiniger vor. Im Jahr 1959 starb der Firmengründer. Das Unternehmen mit inzwischen 250 Beschäftigten wurde von der Ehefrau weitergeführt.
Sarkozy sorgt für Negativ-Werbung
Wenige Jahre später folgte die Gründung einer Niederlassung in Frankreich. Jahrzehnte später drohte der französische Staatspräsident Nikolas Sarkozy damit, die Pariser Vororte "mit dem Kärcher" zu reinigen - gemeint war ein hartes Durchgreifen der Polizei gegen gewalttätige Jugendliche. Gefreut hat sich Kärcher über diese Publicity nicht.
Im Jahr 1974 folgte dann die endgültige Festlegung des Unternehmens auf die heutige Strategie. Kärcher konzentrierte sich zunächst ganz auf das Thema Hochdruckreinigung. Später wurde das Produktangebot stückweise ausgebaut. Heute reicht es von den klassischen Hochdruckreinigern hin zu Saugern, Kehr- und Scheuersaugmaschinen oder auch Trink- und Abwasseraufbereitungsanlagen. Zum Einsatz kommen sie rund um den Globus: Selbst die Memnonkolosse im Niltal und die Präsidentenköpfe am Mount Rushmore im US-Bundesstaat South Dakota hat Kärcher schon gereinigt.
Quelle: ntv.de, Oliver Schmale, dpa