Etappensieg für Hollande Käufer für Arcelor-Werk gefunden
28.11.2012, 22:30 Uhr
Proteste französischer Stahlarbeiter: Arcelor Mittal bekommt Feuer.
(Foto: REUTERS)
Frankreichs Präsident Hollande kämpft gegen eine Entlassungswelle in der französischen Wirtschaft. Zum Sinnbild wird dabei die geplante Schließung eines Stahlwerkes von ArcelorMittal in Lothringen. Hollande schaltet sich persönlich ein, spricht mit Konzernchef Mittal. Nun gibt es erste Fortschritte.
Die Zukunft eines ArcelorMittal-Stahlwerks im Nordosten Frankreichs scheint nach Angaben der Pariser Regierung gesichert. Es sei ein Kauf-Interessent gefunden worden, sagte Industrieminister Arnaud Montebourg vor der Nationalversammlung. Es handele sich um einen Unternehmer der Branche, der 400 Mio. Euro in die Modernisierung der Anlage investieren wolle.
Damit erhöhte Montebourg den Druck auf den weltgrößten Stahlkonzern, einem Verkauf zuzustimmen. Frankreich versucht zu verhindern, dass ArcelorMittal die Anlage wegen mangelnder Nachfrage zum 1. Dezember schließt. Um eine vorübergehende Verstaatlichung zu finanzieren, erwägt die Regierung Gewerkschaftern zufolge den Verkauf von Anteilen am Versorger GDF Suez.
Stahlarbeiter protestieren
Wer Interesse an der Anlage in Florange habe, ließ Industrieminister Montebourg offen. Er informierte die Abgeordneten über die Aussicht auf einen investitionsfreudigen Käufer, während vor dem Gebäude der Pariser Nationalversammlung Stahlarbeiter ihren Zorn auf die Straße trugen. Montebourg bekräftigte, die Regierung sei zu einer vorübergehenden Übernahme der zwei Hochöfen bereit. Zur Finanzierung sei denkbar, Anteile an staatlichen Unternehmen zu veräußern.
Gewerkschaftsvertretern zufolge sagte der Minister später, die Regierung erwäge den Verkauf eines einprozentigen Anteils an GDF Suez. So könnten rund 420 Mio. Euro eingenommen werden.
Etappensieg für Hollande
Um den Erhalt der Produktionsstätte ist ein Streit zwischen der Regierung von Präsident Francois Hollande und dem in Luxemburg ansässigen Unternehmen ArcelorMittal entbrannt. Montebourg selbst hatte mit der Bemerkung für Unmut bei ArcelorMittal gesorgt, der Branchenprimus sei in Frankreich nicht mehr willkommen. Er habe mangelnden Respekt gegenüber dem Land gezeigt, hatte Montebourg gesagt. Mittal hatte 2006 den einheimischen Stahlhersteller Arcelor übernommen und beschäftigt in ganz Frankreich rund 20.000 Arbeiter.
Das Gerangel um den Erhalt des Stahlwerks in Florange, in dem 600 Arbeiter tätig sind, ist zum Sinnbild von Präsident Hollandes Kampf gegen eine Entlassungswelle in der französischen Wirtschaft geworden. Hollande steht wegen der hohen Arbeitslosigkeit unter Druck. Im Wahlkampf hatte er die Anlage besucht, die in der an Deutschland grenzenden, traditionell von der Stahlindustrie geprägten Region Lorraine (Lothringen) liegt.
Quelle: ntv.de