Wirtschaft

Prognosen gesenkt Kaffee-Markt ersehnt Regen in Brasilien

Eine normale (l) und eine nicht voll ausgebildete Kaffeebohne. Brasiliens Anbaugebiete stöhnen unter der ungewöhnlichen Hitze und Trockenheit.

Eine normale (l) und eine nicht voll ausgebildete Kaffeebohne. Brasiliens Anbaugebiete stöhnen unter der ungewöhnlichen Hitze und Trockenheit.

(Foto: REUTERS)

In Brasilien regnet es in den ersten beiden Monaten des Jahres ungewöhnlich wenig. Das macht vor allem den Kaffee-Bauern zu schaffen. In einer der Hauptanbau-Regionen vertrockenen die Kirschen an den Sträuchern. Deutsche Importeure geben sich aber gelassen.

Eine ungewöhnliche Trockenperiode in Brasilien könnte bald weltweit den Markt für Kaffee unter Druck bringen. Angesichts der geringen Niederschlagsmengen vertrockenen an den Kaffeesträuchern die Kirschen, in denen sich nur winzige Bohnen finden. Mitunter sind sie aber auch komplett leer. "Noch nie in meinem Leben habe ich so eine Dürre erlebt", sagt Leandro Gomes von der brasilianischen Kaffee-Kooperative Coopamig. Auch viele andere Bauern in dem südamerikanischen Land betrachten ihre Kaffeesträucher mit Sorge - die Ernte im Mai und Juni dürfte schlecht ausfallen. Deutsche Kaffeetrinker müssen sich laut hiesigem Kaffeeverband aber keine Sorgen machen.

In der brasilianischen Hauptanbauregion für Kaffee, Minas Gerais im Südosten des Landes, fielen im Januar nur 86 Liter Regen pro Quadratmeter. Normal sind 280 bis 300. Ähnlich ging es im Februar weiter: Statt 250 Liter pro Quadratmeter regnete es nur 135.

Zwei Millionen Säcke fehlen

Brasilien ist der größte Kaffeeexporteur der Welt. Entsprechend besorgt blickt die Branche auf die anhaltende Trockenheit. Insgesamt würden dem Markt in diesem Jahr zwei Millionen 60-Kilo-Säcke Kaffee fehlen, schätzte kürzlich die Internationale Kaffee-Organisation (ICO) - hauptsächlich wegen des Wetters in Brasilien. Der brasilianische Großexporteur Terra Forte schraubte seine Planungen für 2014 bereits um 15 Prozent nach unten.

Auch für Deutschland ist Brasilien Kaffeelieferant Nummer Eins. Doch Angebotsschwankungen wirkten sich grundsätzlich "nur bedingt aus», sagt Melanie Hansmeier vom Deutschen Kaffeeverband. Zum einen könnten Einkäufer auf andere Länder ausweichen, zum andere lasse sich Rohkaffee bis zu zwei Jahre lagern. So ließen sich Schwankungen abfedern, "bevor die Endkunden das überhaupt merken". Insgesamt sei der Markt darauf eingestellt, "dass es Jahre mit guten Ernten und Jahre mit weniger guten Ernten gibt", versichert Hansmeier.

Den Produzenten hilft das nicht. Die Kooperative Coopamig in Minas Gerais erntet normalerweise 3,5 Millionen Säcke im Jahr. Diesmal würden es 25 bis 30 Prozent weniger sein, sagt Gomes. Auch die Kooperative Cooparaiso, ebenfalls in Minais Gerais tätig, erwartet vor allem kleine Bohnen. Normalerweise müssen für einen 60-Kilo-Sack 500 Liter Kaffeekirschen verarbeitet werden. Dieses  Jahr würden "ohne Zweifel 600 oder 700 Liter" pro Sack gebraucht, sagt Marcelo Almeida von Cooparaiso. Die Dürre in der Region sei die schlimmste seit 40 Jahren.

Schwarzes Herz

Die Bauern seien "sehr besorgt", weil sie eine ganze Reihe von Fehlbildungen an den Kaffeesträuchern beobachteten, berichtet Almeida. "Mal findet sich nur eine Kaffeebohne in der Frucht anstatt zwei. Oder die Kirsche hat ein sogenanntes schwarzes Herz:  Beide Samen sind völlig vertrocknet und überhaupt nicht entwickelt. Manche Früchte sind auch einfach leer."

Die Lage in Brasilien ist auch auf den Handelsplätzen der Welt zu spüren. In New York stieg der Preis für ein Pfund Kaffee in der vergangenen Woche auf ein Zweijahreshoch von fast 2,10 Dollar (1,50  Euro). Dabei war Kaffee noch im Sommer sehr billig gewesen. Die brasilianischen Kaffeebauern freut der Preissprung wenig, sagte Marcelo Almeida: "Sie hätten lieber einen niedrigeren Preis und mehr Regen."

Die Hoffnung könnte sich nun erfüllen. Für die nächsten Tage ist in Brasilien kräftiger Niederschlag vorhergesagt. Inwiefern der Regen den Kaffeebauern jetzt noch helfen kann, ist aber ungewiss. Doch schon am Donnerstag sorgte Regen für etwas Entspannung. Schon spekulieren erste Anleger darauf, dass sich die Ernteverluste in Grenzen hielten. "Es sieht so aus, als ob der Schaden nicht so schlimm ist wie zuerst gedacht, und deshalb kommen die Preise etwas herunter", sagte Analyst Tom Pugh von Capital Economics.

Der US-Future auf Arabica-Kaffee verbilligte sich am Donnerstag um 2,2 Prozent auf 1,815 US-Dollar je Pfund. Auch der in London gehandelte Kontrakt auf Robusta-Kaffee fiel um 1,3 Prozent auf 2055 Dollar je Tonne. In der vergangenen Woche waren die Preise noch auf den höchsten Stand seit Februar 2012 geklettert. Die Ernte in Brasilien soll im Mai losgehen.

Quelle: ntv.de, jwu/AFP/rts

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