Spanier grätschen Hanwha dazwischen Kampf um Q-Cells entbrannt
27.08.2012, 16:28 Uhr
Vom Pleitier zur umworbenen Braut.
(Foto: dpa)
Der Verkauf des insolventen Solarkonzerns Q-Cells entwickelt sich zu einem Übernahmepoker. Nachdem der südkoreanische Mischkonzern Hanwha ein Kaufangebot für Q-Cells abgegeben hatte, legt nun auch der spanische Solarkonzern Isofoton eine Offerte vor. Die Gläubiger entscheiden am Mittwoch darüber, wer den Zuschlag erhält.
Hoffnung für die Beschäftigten von Q-Cells: Zwei Bieter balgen sich um die Übernahme des einstigen Vorzeigeunternehmens der deutschen Solarbranche. Nachdem Insolvenzverwalter Henning Schorisch am Wochenende mit der südkoreanischen Hanwha schon handelseinig geworden war, brachte sich auch noch die spanische Isofoton als Käufer ins Spiel. Wer den Zuschlag letztlich erhält, muss die Gläubigerversammlung am Mittwoch entscheiden.
Ein Isofoton-Sprecher sagte, der Präsident des in Madrid ansässigen Solarzellen- und Modulherstellers, Angel Luis Serrano, habe sein Angebot bei einem Treffen mit Q-Cells abgegeben. Zur Höhe des offerierten Kaufpreises machte er keine Angaben. Isofoton wolle eine europäische Solar-Gruppe schmieden. Die Standorte im ostdeutschen Bitterfeld und in Malaysia sollen erhalten bleiben. Allerdings sei der Abbau von zehn Prozent der insgesamt 1300 Stellen geplant, teilte Isofoton mit.
Der Sprecher hatte zunächst angekündigt, alle Q-Cells-Arbeitsplätze blieben erhalten. Ein namentlich nicht genannter US-Fonds sei zur Finanzierung der Übernahme mit im Boot, hieß es weiter. Serrano erklärte, Isofoton sehe es als besondere Stärke an, nach der Übernahme sowohl in Spanien und den USA als auch in Deutschland und Malaysia produzieren zu können. Damit sei man in der Lage, nah am Endkunden zu produzieren.
Q-Cells hatte zuvor mitgeteilt, . Der Vertrag sieht neben der Übernahme der Tochter in Malaysia den Erhalt des Forschungs- und Produktionsstandortes im ostdeutschen Bitterfeld und von rund drei Viertel der 1550 Arbeitsplätze vor. Neben der Übernahme von Verbindlichkeiten der malaysischen Tochter von knapp 220 Millionen Euro will Hanwha nach Angaben eines Sprechers 40 Millionen Euro in bar zahlen. Schulden aus Wandelanleihen will Hanwha aber nicht übernehmen. "Die Entscheidung, dieses Angebot anzunehmen oder andere Optionen weiter zu prüfen, liegt nun bei den Gläubigern", erklärte Schorisch.
Die Hanwha-Gruppe gehört mit einem Umsatz von etwa 27 Milliarden US-Dollar zu den größten Unternehmen Südkoreas. Das Solargeschäft ist in der an der Nasdaq notierten Hanwha SolarOne mit Sitz in Shanghai gebündelt, die beim Solarmodulbau bereits seit Jahren mit Q-Cells zusammenarbeitet.
Aktionäre gehen leer aus
Während die Rettung von Q-Cells für den strukturarmen Standort um Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt) eine gute Nachricht wäre, sieht es für die Aktionäre düster aus: Insolvenzverwalter Schorisch betonte, sie würden von den Verkaufserlösen weder Ausschüttungen noch sonstige nennenswerte Vermögensvorteile erhalten. Die Q-Cells-Aktie legte am Montag dennoch um bis zu 40 Prozent auf 0,24 Euro zu.
Q-Cells mit seinen insgesamt rund 2300 Mitarbeitern musste Anfang April dem Preiskampf in der Branche Tribut zollen und Insolvenz anmelden. Danach ging die Suche nach Investoren los. Die Dünnschicht-Tochter Solibro mit ihren 430 Mitarbeitern wurde im Juni bereits an den chinesischen Konzern Hanergy verkauft, der den Standort im sogenannten Solarvalley erhalten will.
Weniger Glück hatte dagegen der mit seinen einst 1200 Mitarbeitern. Gespräche mit potenziellen Investoren verliefen im Sand. Folge: Die Tore sind seit dem 27. August vorerst geschlossen. Sollte kein Investor gefunden werden, wäre das das Aus für die Firma, die früher im Besitz von Q-Cells und der norwegischen Renewable Energy war.
Quelle: ntv.de, wne/rts