Daimler drängt es ins Ausland Kampf um die C-Klasse
23.09.2009, 20:03 Uhr
Unter dem Stern braut sich was zusammen.
(Foto: AP)
Bei Daimler brodelt es. Für den Konzern steht die Entscheidung über den Produktionsstandort der kommenden C-Klasse an. In Sindelfingen fürchtet man diesen wichtigen Auftrag zu verlieren. Die Gewerkschaften machen bereits mobil, Daimler-Chef Zetsche wiegelt ab.
Daimler-Betriebsratschef Erich Klemm stellt sich vehement gegen Pläne des Vorstandes, die Fertigung der C-Klasse zu verlagern. Die Pläne sehen vor, die Baureihe vom größten deutschen Pkw-Werk in Sindelfingen in die USA, China und nach Bremen zu verlagern. "Wir erwarten, dass die C-Klasse als Volumenmodell auch ab dem Jahr 2013/2014 in Sindelfingen gebaut wird", sagte Klemm dem "Handelsblatt".
Eine Verlagerung der C-Klasse-Produktion würde in Sindelfingen rund 3000 Arbeitsplätze gefährden, sagte Klemm. "Wir fordern deshalb den Vorstand auf, eine vernünftige Entscheidung für die Standorte Sindelfingen und Bremen zu treffen", mahnte Klemm. Er widersprach damit im Konzern kursierenden Informationen, wonach in Sindelfingen 1200 Stellen wegfallen könnten. Daimler wollte keine konkreten Zahlen nennen.
Das Management erwägt, die Fertigung des Modells in Sindelfingen einzustellen und die Baureihe zusätzlich im US-Werk Tuscaloosa vom Band laufen zu lassen. Das Werk Bremen würde damit zum einzigen deutschen Standort, an dem die C-Klasse produziert wird. In Sindelfingen sind rund 38.000 Menschen beschäftigt.
Zetsche: "Entscheidung noch offen"
"Es gibt zur Standortpolitik der C-Klasse weder eine Entscheidung noch eine Empfehlung", erklärte dagegen ein Konzernsprecher. Auch Daimler-Chef Dieter Zetsche hatte bereits in der vergangenen Woche auf der Internationalen Automobil-Ausstellung IAA erklärt, es sei noch keine Standort-Entscheidung gefallen. Nach Angaben einer Sprecherin ist auch der zeitliche Rahmen für die Entscheidung noch offen.
Die Belegschaftsvertreter hatten schon zum IAA-Auftakt Widerstand gegen die Pläne angekündigt. Mit der Produktion der C-Klasse in den USA will das Unternehmen Kostenvorteile nutzen und vor allem unabhängiger von Schwankungen des Dollar-Kurses werden.
Sportcoupé nach Bremen
Nach Informationen der "Automobilwoche" könnte der Standort Bremen von weiteren Plänen des Konzerns profitieren, im kommenden Jahr die Produktion des C-Klasse-Sportcoupés von Brasilien nach Deutschland zurückzuholen. Der Konzern wolle das neue C-Klasse Coupé im Frühjahr 2011 mit der Modellpflege der C-Klasse auf den Markt bringen und den CLC ablösen, berichtet das Blatt. Die Produktion solle bereits im kommenden Jahr beginnen.
Während das Bremer Werk mit seinen mehr als 12.000 Beschäftigten so zusätzliches Produktionsvolumen erhalten würde, ist das Schicksal der brasilianischen Fabrik nach Informationen des Magazins offen. Der CLC ist den Angaben zufolge das einzige Modell, das am Standort Juiz de Fora von etwas mehr als 1100 Mitarbeitern gefertigt wird. Eine komplette Schließung des Standorts würde Daimler jedoch teuer kommen: Die Stuttgarter haben laut "Automobilwoche" für die Ansiedelung rund 200 Millionen Dollar an Subventionen vom brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais kassiert und müssten diese bei einer Schließung vor 2016 zurückzahlen. Daimler wollte den Bericht nicht kommentieren.
Kündigungsschutz bis Ende 2011
Die Daimler-Belegschaft in Deutschland ist derweil bis Ende 2011 noch vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt. Einen neuen Standortsicherungsvertrag sieht Betriebsratschef Klemm nicht. "Ich denke, nach den vergangenen Sparrunden gibt es auf Arbeitnehmerseite keinen Spielraum mehr", sagte Klemm. In der Vergangenheit hatte das Unternehmen der Belegschaft im Gegenzug zu Investitionen in neue Baureihen immer wieder Zugeständnisse abgetrotzt. Klemm hofft, dass es bis zum Auslaufen des bestehenden Vertrages Daimler wieder so gut geht, dass er derartige Dinge nicht verhandeln muss.
Auch die CDU-Landtagsfraktion in Baden-Württemberg warnte davor, die Produktion der C-Klasse zu verlagern. Es drohe ein Imageverlust der Marke, die "zu den wertvollsten der Welt gehört", erklärte der Energieexperte Paul Nemeth. "Ich kann nur davor warnen, die psychologischen und vor allem emotionalen Auswirkungen bei der Bevölkerung und somit auch bei den Kunden zu unterschätzen."
Quelle: ntv.de, mme/dpa