Wirtschaft

4.000 Jobs in Gefahr? Karstadt-Interessent schürt Ängste

Der US-Finanzinvestor Triton will bei einer Übernahme der insolventen Kaufhauskette Karstadt einem Medienbericht zufolge 4.000 Jobs streichen. Das sehe das Konzept des Investors vor, das am Wochenende von den wichtigsten Karstadt-Gläubigern erstmals beraten worden sei, heißt es.

Der neue Interessent sorgt für Unruhe bei der Karstadt-Belegschaft

Der neue Interessent sorgt für Unruhe bei der Karstadt-Belegschaft

(Foto: AP)

Triton ist Medienberichten zufolge der einzige Interessent, der ein konkretes Übernahmekonzept für Karstadt vorgelegt hat. Die offizielle Frist für Angebote war am Freitagnachmittag abgelaufen. Der Insolvenzverwalter des Unternehmens, Klaus Hubert Görg, hat bestätigt, dass nur ein Angebot für das Warenhaus eingegangen sei, zeigte sich aber weiterhin offen für Angebote, die nach der Frist eingingen.

Der Gläubigerausschuss habe das Angebot wohlwollend zur Kenntnis genommen, sagte nun nach der ersten Beratung der Sprecher von Görg. Nun seien Gespräche zwischen Dritten vonnöten. Triton hat vor allem von den Vermietern und den rund 26.000 Beschäftigten von Karstadt weitere finanzielle Zugeständnisse gefordert. Die Verhandlungen stehen unter Zeitdruck. Görg will bis Ende des Monats einen Kaufvertrag mit dem Investor unterschrieben haben. Neben dem Kaufpreis von 30 Mio. Euro will Triton laut der "Bild am Sonntag" 60 Mio. Euro in das Unternehmen investieren, hat allerdings dafür eine Liste von Bedingungen.

Übernahme mit Bedingungen

Neben dem Personalabbau von 4.000 der insgesamt 26.000 Angestellten fordert der Finanzinvestor laut übereinstimmenden Medienberichten eine Mietminderung für die Karstadt-Filialen. Einem "Spiegel"-Bericht vom Wochenende zufolge will der Investor zudem an den Vereinbarungen mit den Arbeitnehmern rütteln: Die Tarifverträge für die Karstadt-Angestellten seien so nicht haltbar, berichtete das Magazin unter Berufung auf das Triton-Umfeld.

Der Tageszeitung "Die Welt" zufolge hat Triton bei der Bundesregierung die Möglichkeiten einer staatlichen Unterstützung ausgelotet. Offenbar solle es um eine Absicherung neuer Bankkredite gehen. Ein Triton-Sprecher wurde dazu mit den Worten zitiert: "Unser Angebot ist ein stehendes Konzept, das nicht auf zusätzliche Hilfe angewiesen ist."

Karstadt war 2009 zusammen mit seinem Mutterkonzern Arcandor Pleite gegangen. Görg will 120 Karstadt-Häuser an einen Bieter verkaufen und so eine Zerschlagung des Unternehmens vermeiden. Nun müssen sich auch die Vermieter der Warenhauskette um die US-Großbank Goldman Sachs ihren nächsten Schritt überlegen. Sie müssen entscheiden, ob sie ihren Hut ebenfalls in den Ring werfen wollen. Davon dürfte abhängen, ob es zu der seit Jahren diskutierten Großfusion von Karstadt und der zum Verkauf stehenden Metro-Tochter Kaufhof zu einer Deutschen Warenhaus AG kommen kann.

Wie der "Spiegel" berichtete, schweben Goldman Sachs zwei unterschiedliche Strategien vor. Nach der ersten würde die Investmentbank selbst bei Karstadt einsteigen, das Unternehmen sanieren und es nach zwei bis vier Jahren mit Kaufhof zusammenführen. Das zweite Szenario sieht dem Bericht zufolge vor, Kaufhof und Karstadt sofort zu verschmelzen. Dafür müsste Kaufhof zunächst seine Immobilien an das Konsortium der Karstadt-Vermieter übertragen, erst dann würden beide Warenhausketten fusionieren. Die damit verbundene Schließung von bis zu 40 Karstadt-Filialen würde Goldman aber gerne noch Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg überlassen, berichtete das Magazin.

Die Karstadt-Gläubiger hatten am 12. April dem Sanierungsplan Görgs und somit einem Verkauf des Unternehmens an einen Investor zugestimmt. Der Insolvenzplan sieht vor, 13 Karstadt-Häuser mit 1.200 Mitarbeitern zu schließen. In den 120 verbleibenden Filialen sollten die Arbeitsplätze der 26.000 Beschäftigten eigentlich gesichert werden. Findet sich kein Käufer für Karstadt, droht dem Unternehmen die Zerschlagung. Für diesen Fall zeigte sich in den vergangenen Monaten der Karstadt-Wettbewerber Kaufhof bereit für die Übernahme zumindest eines Teils der Warenhäuser.

Quelle: ntv.de, sla/AFP/rts/dpa

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