Bewegung im Tarifstreit Karstadt geht auf Beschäftigte zu
25.08.2013, 11:26 UhrDer Handelskonzern Karstadt gibt einem Medienbericht zufolge seine starre Haltung gegenüber den Beschäftigten auf und will wieder über einen Tarifvertrag sprechen. Der Kaufhaus-Konzern hatte den Vertrag im Mai überraschend gekündigt.
Die Kaufhaus-Kette Karstadt verhandelt im Tarifstreit mit den Beschäftigten wieder mit der Gewerkschaft Verdi. Nach zwei informellen Sondierungsgesprächen mit Verdi sei deutlich geworden, "dass ein aufeinander Zugehen erforderlich ist, um zu einer gemeinschaftlich erarbeiteten Lösung zu gelangen", zitierte das Nachrichtenmagazin "Spiegel" aus einem Brief von Arbeitsdirektor Kai-Uwe Weitz und Gesamtbetriebsratschef Hellmut Patzelt an die Mitarbeiter von vergangener Woche.
Karstadt hatte Mitte Mai überraschend den Tarifvertrag für den Einzelhandel gekündigt, um eine hausinterne Regelung auszuhandeln. Für die Mitarbeiter entfallen damit unter anderem bis 2015 Gehaltserhöhungen, die tarifvertraglich vereinbart sind. Die Entscheidung der Geschäftsführung war bei Verdi und den Mitarbeitern auf heftige Kritik gestoßen. In einzelnen Filialen traten die Mitarbeiter in Warnstreiks. Die Gewerkschaft hatte kritisiert, die Karstadt-Beschäftigten hätten in den vergangenen Jahren auf insgesamt 650 Millionen Euro verzichtet und würden nun erneut mit Einkommensverzicht gestraft.

Karstadt-Eigner Berggruen bei einer Domonstration von Karstadt-Beschäftigten im Juni in Berlin.
(Foto: picture alliance / dpa)
In einem Brief an Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen hatte Verdi deshalb gefordert, man solle "gemeinsam eine schnelle Lösung finden", um das Unternehmen aus der negativen öffentlichen Diskussion herauszuholen. Außerdem forderte die Gewerkschaft "Investitionen durch Sie als Eigner" und eine "breite und schnelle Modernisierung".
Karstadt steckt seit Jahren in der Krise. 2010 war die Kaufhauskette nach der Pleite des Touristik- und Handelskonzerns Arcandor von dem deutsch-amerikanischen Investor Berggruen übernommen und damit vor dem Aus bewahrt worden. Berggruen versprach, Arbeitsplätze zu erhalten und die Filialen zu modernisieren. Der Konzern hinkt jedoch hinter seinen Planungen hinterher. Der lange Winter und das verregnete Frühjahr haben die Situation nur noch schlimmer gemacht. Die Verkäufe liegen derzeit 8,4 Prozent hinter der Planung und 6,9 Prozent hinter dem Vorjahr. Insgesamt fehlen dem Unternehmen für das im September endende Geschäftsjahr rund 200 Millionen an Umsatz. Der Gesamtumsatz dürfte damit deutlich unter die Drei-Milliarden-Euro-Grenze fallen.
Quelle: ntv.de, ddi/AFP