Wirtschaftsprüfer bekommen Ärger Klage gegen Ernst & Young
21.12.2010, 20:56 UhrDie Pleite von Lehman Brothers könnte den Wirtschaftsprüfer Ernst & Young teuer zu stehen kommen. Es droht nicht nur ein hohes Bußgeld, auch Schadenersatzforderungen von Investoren sind wahrscheinlich.
Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young muss sich für ihre Kontrollen bei der pleitegegangenen US-Investmentbank Lehman Brothers verantworten. Der New Yorker Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo erhob mehr als zwei Jahre nach dem folgenschweren Kollaps Anklage. Er wirft Ernst & Young vor, Bilanztricks von Lehman über Jahre gedeckt zu haben.
Cuomo fordert nicht nur die mehr als 150 Mio. Dollar an Gebühren zurück, die Ernst & Young in den Jahren 2001 bis 2008 für die Prüfung der Lehman-Bücher kassiert hatte. Er will zudem den Schaden eintreiben, der den Investoren entstanden ist, als die Bank im September 2008 pleiteging.
Lehman hatte sich mit umstrittenen Geldgeschäften namens "Repo 105" schöngerechnet und dadurch die wahre Finanzlage verschleiert, die am Ende in die Pleite führte. Ein Sonderermittler war dem im Nachhinein auf die Schliche gekommen und hatte die Verfehlungen im März dieses Jahres öffentlich gemacht. Ernst & Young geriet bereits damals in die Schusslinie.
Lehman hatte kurz vor dem Bankrott mit den Repo-105-Geschäften bis zu 50 Mrd. Dollar an Verpflichtungen kurzzeitig verschwinden lassen. Die Bank drückte durch vermeintliche Verkäufe von Vermögenswerten ihre Schulden, was die Bilanz stets glänzend aussehen ließ. Nur Tage nach der Bilanzvorlage nahm Lehman die Vermögenswerte jedoch wieder zurück und musste dafür natürlich zahlen. Die Anleger erfuhren davon nichts.
"Es ist beunruhigend, dass eine weltweit tätige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft geholfen hat, diese wichtigen Informationen vor den Investoren zu verheimlichen", sagte Generalstaatsanwalt Cuomo. Bereits den Ratingagenturen war bei der Aufarbeitung der Finanzkrise mangelnde Kontrolle vorgeworfen worden.
Quelle: ntv.de, rts/dpa