Sperrminorität bei SGL Carbon Klatten fährt VW in die Parade
18.05.2011, 09:31 UhrDer überraschende Einstieg von Volkswagen bei SGL Carbon ruft die Großaktionärin Klatten auf den Plan. Um am Ende nicht von den Wolfsburgern diktiert zu werden, sichert sich die BMW-Erbin eine Sperrminorität an dem Kohlefaserspezialisten.
Die Quandt-Erbin Susanne Klatten hat ihren Anteil an dem Kohlefaserspezialisten SGL Carbon ausgebaut. Dabei knackte sie mit 26,98 Prozent die Schwelle von 25 Prozent und sicherte sich damit eine Sperrminorität im Unternehmen. Damit sichert sie sich großen Einfluss bei wichtigen strategischen Entscheidungen des Unternehmens.
Klatten reagiert damit vermutlich auf einen überraschenden Einstieg des Autobauers Volkswagen bei SGL Carbon von Anfang März. Damals hatte Klatten mitgeteilt, die Beteiligung von VW mit "Wachsamkeit und Distanz" zu beobachten. "Wenn eine Sperrminorität erforderlich sein sollte, könnten wir das in Kürze bewerkstelligen", hatte ein Skion-Sprecher gesagt und hinzugefügt: Das bedeute aber nicht, dass Skion dies derzeit in Erwägung ziehe.
Kein Ende der Fahnenstange
Von derlei kritischem Ansinnen will Klattens Beteiligungsfirma Skion nun nichts mehr wissen. Die Austockung ist nach Aussage eines Skion-Sprechers Ausdruck der Wertschätzung für das Unternehmen und habe keine externen Gründe. Sie stehe nicht im Zusammenhang mit dem Verhalten anderer Aktionäre bei dem Wiesbadener MDax-Konzern. "Wir haben das Unternehmen seit über zwei Jahren kennen und seine Technologien und auch sein Management schätzen gelernt", sagte er. Ein weiterer Grund sei, dass Skion über eine Bank ein Aktienpaket von SGL Carbon außerbörslich angeboten worden sei.
Innerhalb der kommenden 12 Monate will Klatten ihren Anteil weiter auf rund 29 Prozent aufstocken. Dazu will Klattens Beteiligungsfirma Skion Wandlungsrechte aus der Wandelanleihe ausüben, die sie 2009 gezeichnet hatte. Von Übernahmeplänen will das Unternehmen jedoch weiterhin nichts wissen.
VW will nicht aufstocken
Volkswagen plant derweil keine Aufstockung seines Anteils an SGL Carbon. "Eine Erhöhung, die über zehn Prozent gehen würde, ist derzeit nicht geplant", sagte ein VW-Sprecher. Ursprünglich war VW mit 8 Prozent bei SGL eingestiegen und hatte seinen Anteil dann jüngst auf 9,9 Prozent erhöht.
Bei Investoren und Analysten hatte der SGL-Einstieg von VW Rätselraten über die Motive des Autobauers ausgelöst. VW-Chef Martin Winterkorn hatte seinerzeit gesagt, dass der Volkswagen-Konzern das Thema Leichtbau seit langem vorantreibt, da das ist ein wichtiger Schlüssel zur Reduzierung von Verbrauch und Emissionen ist. "Auch mit unserer Beteiligung an SGL Carbon wird Volkswagen an der Geschäftsentwicklung auf diesem Zukunftsmarkt partizipieren".
Klatten hält die Anteile über ihre Beteiligungsgesellschaft Skion, über die die vermutlich reichste Frau Deutschlands auch ihre Anteile am Autobauer BMW, dem Windturbinenhersteller Nordex oder dem Chemiekonzern Altana verwaltet. Neben Volkswagen und Klatten hält der schwäbische Maschinenbauer Voith gut 5 Prozent an SGL.
Quelle: ntv.de, nne/DJ/rts