Wirtschaft

ZEW: Japan dämpft Erwartungen Konjunkturoptimisten knicken ein

Japan wird Spuren hinterlassen.

Japan wird Spuren hinterlassen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Das Jahrhundertbeben in Japan dämpft den Konjunkturoptimismus der Finanzmarktexperten: Im März schätzten sie die Aussichten für die deutsche Wirtschaft in den kommenden sechs Monaten schlechter ein als im Vormonat. Das Barometer fiel überraschend von 15,7 auf 14,1 Punkte, teilte das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zu seiner Umfrage unter 270 Experten mit. Würden nur die nach der Erdbebenkatastrophe am Freitag eingegangenen Antworten von 110 Expertem berücksichtigt, wäre das Barometer sogar auf 9,1 Zähler eingebrochen.

Das ZEW warnte aber vor übertriebenem Pessimismus. "Die deutsche Wirtschaft befindet sich an sich in einer robusten Verfassung", sagte ZEW-Präsident Wolfgang Franz auch mit Blick auf die Lage, die von den Experten nochmals leicht besser eingeschätzt wurde. "Allerdings könnten die tragischen Ereignisse in Japan zumindest kurzfristig eine Eintrübung der Konjunkturdynamik in Deutschland zur Folge haben."

Nur 1 Prozent nach Japan

Auch die Professorin für japanische Wirtschaft an der Frankfurter Goethe-Universität, Cornelia Storz, hält die ökonomischen Folgen für begrenzt. Deutschland exportiere nur ein Prozent seiner Waren und Dienstleistungen nach Japan. Einbußen für bestimmte Branchen - etwa für Hersteller von Luxusfahrzeugen - seien aber nicht ausgeschlossen. Solange die atomare Situation nicht zu einem Kollaps führe, würden sich die Handelsbeziehungen nach einer gewissen Zeit wieder normalisieren.

Viele deutsche Unternehmen bekommen die Folgen der Katastrophe unmittelbar zu spüren: Die Lufthansa fliegt Tokio wegen der möglichen radioaktiven Strahlung vorerst nicht mehr an. Der Softwarehersteller SAP räumt aus Furcht vor möglicher radioaktiver Strahlung seine Büros in mehreren japanischen Großstädten. 1100 Mitarbeiter sind betroffen.

"Finanzmärkte reagieren heftig"

Analysten befürchten vor allem dann stärkere Auswirkungen, sollte sich der Natur- eine Atomkatastrophe anschließen. "Die Nachrichten aus Japan sind sehr besorgniserregend", sagte Christian Melzer von der DekaBank. "Der Tsunami und das Erdbeben wären noch beherrschbar, aber die nukleare Gefahr verändert die Lage völlig. Die Finanzmärkte reagieren ja jetzt schon heftig."

Die drohende Atomkatastrophe hat die Kurse an Europas Aktienmärkten einbrechen lassen. Die Verluste waren mit bis zu 5 Prozent zwar weniger stark als in Tokio, wo der Nikkei-Index knapp 11 Prozent eingebüßt hatte. Doch machte sich zusehends auch in Europa Panik breit, vor allem am deutschen Handelsplatz. "Der Markt wird alles tun, um das schlimmstmögliche Szenario einzupreisen", sagte Keith Bowman, Analyst beim Fondsmanager Hargreaves Lansdown in London. "Aber die Lage ist sehr unsicher und ändert sich stündlich, und dann gibt es ja auch noch die Krise im Nahen Osten."

Belastet wurden die Konjunkturerwartungen laut ZEW auch von der Ankündigung der Europäischen Zentralbank (EZB), die Inflationsentwicklung wachsam zu beobachten.

HWWI senkt Wachstumsprognose

Wegen der zunehmenden Risiken senkte das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) seine Wachstumsprognose für Deutschland für dieses Jahr von 2,5 auf 2,3 Prozent. Für 2012 werden sogar nur 1,7 Prozent erwartet. Die Fortsetzung des Aufschwungs ist wegen der aktuellen geopolitischen Ereignisse unsicherer geworden", begründeten die Forscher. Vor allem der Ölpreisanstieg infolge der Unruhen in der arabischen Welt dämpfe die Konjunktur.

Auch die Ankündigung der Europäischen Zentralbank, ihre Zinsen womöglich schon im April anzuheben, dämpfte den Optimismus der Börsianer etwas. Steigende Zinsen verteuern Kredite für Unternehmen wie Verbraucher.

 

Quelle: ntv.de, DJ

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