Anlegerschützer rechnen nach Krise erreicht Dax-Chefs
04.08.2009, 14:14 Uhr
Spitzenverdiener im Dax: Für das Gehalt muss Peter Löscher allerdings auch weniger angenehme Aufgaben erledigen: Im Bild zeigt der Siemens-Chef (rechts) der Jugend, wie das Abteil "Natürlich. Künstlich." im 300 Meter langen Wissenschaftszug "Science Express" von innen aussieht. Der Zug tourt noch bis Ende November durch Deutschland.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Im Vergleich zum Vorjahr sanken die durchschnittlichen Vorstandsgehälter um rund 20 Prozent, berichtete die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Damit lagen die Gehälter ungefähr auf dem Niveau des Jahres 2005.
Alle Dax-Vorstände zusammen kamen auf ein Gehalt von 440,6 Mio. Euro. 2007 waren es noch 583,2 Mio. Euro. "Man merkt hier schon ganz klar die Anpassung an die schwierige wirtschaftliche Situation der Unternehmen", sagte SdK-Vorstand Daniel Bauer.
Spitzenverdiener bei den Vorstandsvorsitzenden war Siemens-Chef Peter Löscher mit einer Vergütung von 8,5 Mio. Euro. Peter Bauer von der krisengeschüttelten Infineon AG verdiente dagegen nur 1,1 Mio. Euro.
Im Durchschnitt standen bei einem Vorstandschef 3,8 Mio. Euro auf dem Gehaltszettel, ein einfacher Vorstand strich etwa 2,1 Mio. Euro ein. Ein Drittel der Dax-Unternehmen zahlte im vergangenen Jahr nach Angaben der SdK ihren Spitzenmanagern eine höhere Vergütung aus.
Boni bei der Postbank
Scharf kritisierte die Aktionärsvereinigung einen "Bleibebonus" für Vorstände der im Vorjahr noch Dax-notierten Deutschen Postbank. Obwohl der Konzern im vergangenen Jahr einen Verlust von 821 Mio. verbuchte, habe der Aufsichtsrat wegen des Verkaufs durch die Deutsche Post die Zahlung in Höhe von 11,5 Mio. Euro für den neunköpfigen Vorstand genehmigt. Nach heftiger öffentlicher Kritik bot der Postbank-Vorstandsvorsitzende Wolfgang Klein an, 2009 für einen symbolischen Euro zu arbeiten
Das Gehalt eines Vorstandes setzt sich üblicherweise aus einem festen Grundgehalt und variablen, meist erfolgsabhängigen Bestandteilen (Boni) zusammen. 2008 lag der Anteil des fixen Gehalts der SdK zufolge bei knapp einem Drittel. Für den Rückgang waren neben der schlechteren Lage auch Sonderfaktoren verantwortlich. So verzichteten 2008 unter anderem die Deutsche-Bank-Vorstände auf ihre Boni. Bei der Commerzbank galt wegen der staatlichen Finanzspritzen eine Gehaltsobergrenze für die Top-Manager.
Ramponierte Anlegerschützer

Der früherer Postbank-Chef Wolfgang Klein: Sein Haus hat den Dax verlassen (Archivbild).
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Die Affäre um angebliche Fehler in den Bilanzen des Zahlungsabwicklers Wirecard hat am Ruf der Anlegerschützer der SdK deutliche Kratzer hinterlassen. "Wir haben daraus eine Menge gelernt", sagte SdK-Vorstandsmitglied Harald Petersen. Der mittlerweile zurückgetretene SdK-Vize Markus Straub hatte Wirecard massiv angegriffen und zugleich Papiere gehalten, mit denen er vom folgenden Kurssturz der Aktie profitierte. Nun zweifelten viele Unternehmen, die von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) angegriffen würden, die Redlichkeit des Aktionärsvereins an, räumte Petersen ein.
"Aber wir haben Vorsorge getroffen, dass so etwas nicht wieder passiert", sagte er. Die internen Vorschriften seien verschärft worden. Straub arbeite nicht mehr für die SdK. Ein Ermittlungsverfahren der Münchener Staatsanwaltschaft gegen Straub wegen Insiderhandels und Kursmanipulation stehe aber vor der Einstellung.
Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte, das Verfahren laufe noch. Im Zuge der Ermittlungen waren Räume der SdK durchsucht worden.
Immerhin habe die SdK erreicht, dass Wirecard transparenter bilanziere, sagte Petersen. Das Unternehmen hatte ein Gutachten vorgelegt, um den Vorwurf der irreführenden Bilanzierung auszuräumen.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts