Poker um IWF-Chefposten Lagarde verbessert Position
20.05.2011, 16:38 UhrDer Tauziehen um die Besetzung des Chefpostens beim Internationalen Währungsfonds (IWF) hält unvermindert an. Frankreichs Finanzministerin Lagarde schält sich immer mehr als Favoritin heraus. Kanzlerin Merkel macht diplomatisch verklausuliert klar, dass sie von der 55-Jährigen sehr viel hält. Auch andere EU-Staaten signalisieren Unterstützung für Lagarde.
Im Rennen um den Chefsessel beim Internationalen Währungsfonds (IWF) schiebt sich Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde weiter nach vorne. Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte erneut ihre hohe Wertschätzung für Lagarde, auch wenn sie sich nicht auf sie als Kandidatin festlegte. Weitere Rückendeckung bekam die 55-jährige Französin von der Europäischen Zentralbank (EZB).
Der Vorsitzende der Eurogruppe, Jean-Claude Juncker, und Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi hatten bereits Unterstützung für Lagarde signalisiert. Nach Angaben von Diplomaten versuchen EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy und EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso, die EU-Regierungen hinter Lagarde zu scharen. Eine einmütige Haltung der EU-Länder solle möglichst vor dem G8-Gipfeltreffen Ende kommender Woche im französischen Badeort Deauville stehen.
Die Zeit drängt, weil große Schwellenländer wie China und Brasilien den traditionellen Anspruch der Europäer auf die Führung der wichtigsten internationalen Finanzinstitution bestreiten. Die USA stellen üblicherweise den Weltbank-Chef.
Tapie-Problem steht noch im Raum
Merkel sagte, sie wolle sich zu Namen nicht äußern. Unter den genannten Namen, die alle eine hohe Reputation hätten, befinde sich auch Lagarde, die sie hoch schätze. Merkel bekräftigte zudem, aus ihrer Sicht gebe es gute Gründe, dass der IWF-Posten mit einer Persönlichkeit aus Europa besetzt werde. Finanzminister Wolfgang Schäuble sagte, er erwarte eine baldige Entscheidung.
In EU-Diplomatenkreisen hieß es gleichwohl, einige EU-Länder hätten Sorgen wegen Ermittlungen der französischen Justiz. Im Raum steht der Vorwurf des Amtsmissbrauchs. Unter ihrer Verantwortung soll der Unternehmer Bernard Tapie in Verbindung mit dem Verkauf von Adidas-Anteilen eine Millionen-Entschädigung erhalten haben.
Unbestritten ist Lagardes fachliche Eignung für das Amt. In einem Beitrag für das "Handelsblatt" warnte sie, je weiter die Krise zurückliege, desto größer werde das Risiko, dass die G20-Entscheidungen zur Finanzmarktregulierung liegenblieben. Auch den Schattenbankbereich müsse man in den Griff bekommen: "Ich sehe die Gefahr, dass eine zu strikte Regulierung im Kern zu einer Flucht in die Randgebiete führt." Es dürfe nicht wieder geschehen, dass Banken ihre Geldmittel in riskante, nicht mit eigenem Kapital unterlegte Finanzinstrumente investierten.
Quelle: ntv.de, wne/rts