Wirtschaft

Alle wollen es - aber wie? Landesbanken vor Rosskur

Da sind sich Privatbanken und Sparkassenverband einmal einig: Der Landesbanken-Sektor muss reformiert werden. Rosskur, Kehraus, Downsizing - über das Wie wird gestritten.

Sparkassen spielen bei Landesbanken-Konsolidierung eine wichtige Rolle.

Sparkassen spielen bei Landesbanken-Konsolidierung eine wichtige Rolle.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Präsident des deutschen Sparkassen und Giroverbands (DSGV), Heinrich Haasis, fordert einen umfassenden Schrumpfungsprozess und Verkleinerung des Landesbankensektors. Dabei sollen die Landesbanken in einer Sparkassenzentralbankfunktion in möglichst wenigen Einheiten gebündelt und werden, "in das am Ende sogar die DekaBank eingebracht werden kann", sagte Haasis. Die deutschen Privatbanken erwarten indes einen Kehraus in der Landesbankenszene.

Über Fusionen im Landesbankensektor sind Haasis zufolge auch Kapazitäten zu verkleinern, die letztlich auch Entlassungen beinhalten. Ziel dieses Schrumpfungsprozesses sei es, den Landesbankensektor stabiler und leistungsfähiger zu machen. "Dabei ist es ein Möglichkeit, am Ende lediglich ein Spitzeninstitut übrig zu behalten. In einem Zwischenschritt könnte man aber auch eine Reduktion auf zwei oder drei Institute durchführen", sagte Haasis.

Deka als Faustpfand

Die Dekabank als Fondsdienstleister der Sparkassen könnte dabei am Schluss mit dem Gebilde verschmolzen werden. Bislang gehört sie jeweils zur Hälfte den Sparkassen und den Landesbanken. Derzeit wird darüber verhandelt, dass die Sparkassen ihren Anteil auf über 50% erhöhen.

Heinrich Haasis: Landesbankenkonsolidierung ja, aber nicht um jeden Preis.

Heinrich Haasis: Landesbankenkonsolidierung ja, aber nicht um jeden Preis.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Haasis wandte sich dabei erneut gegen die Möglichkeit, die DekaBank vorzeitig in den Landesbankenkonsolidierungsprozess einzubringen. "Wir können die Deka nur einmal einsetzen - und das muss dann für eine endgültige Lösung sein", erläuterte Haasis. Damit erteilte er indirekt dem Ansinnen der Helaba eine Absage, unter Hinzunahme der DekaBank mit der WestLB zu fusionieren.

Abwarten und harte Schritte?

Einen ersten möglichen Schritt bei der Neuordnung des Landesbankensektors sieht Haasis in den Fusionsverhandlungen zwischen BayernLB und WestLB. "Man darf diesen Versuch nicht von vorneherein zum Scheitern verurteilen", reagierte Haasis auf die in zahlreichen Medienberichten laut gewordene Kritik. Beide Institute befänden sich derzeit in der Restrukturierung, durch einen Zusammenschluss könnten weitere Synergien gehoben, sprich doppelt vorhandene Bereiche gestrichen werden.

Deutschland macht nach Auffassung von Bankenverbands-Chef Andreas Schmitz mit der Reform des Landesbanken-Sektors diesmal ernst. "Man muss bereit sein, harte Schnitte zu machen. Ich bin gar nicht so skeptisch, dass dieser Prozess vonstatten gehen wird", sagte Schmitz am Rande der Tagung des Internationalen Währungsfonds (IWF). "An einem deutlichen Downsizing des Landesbanken-Sektors führt kein Weg vorbei." In den nächsten zwei bis fünf Jahren werde es zu deutlichen Veränderungen kommen.

Keine "private“ Hilfe

Schmitz' Vorstellungen von der Zukunft des Sektors decken sich weitgehend mit denen von Sparkassen-Präsident Haasis, dessen regionale Verbände an den meisten Landesbanken beteiligt sind. "Mein Szenario wäre eine Sparkassen-Zentralbank und ein oder zwei regionale Institute, in denen gewisse Teile anderer Landesbanken aufgehen", sagte Schmitz, dessen Bundesverband deutscher Banken (BdB) die Privatbanken vertritt.

Hilfe aus dem privaten Sektor könnten die Landesbanken bei der Konsolidierung nicht erwarten, sagte Schmitz. "Die Lösung liegt nur innerhalb des Landesbanken-Lagers. Ich sehe keine großen Chancen, im privaten Sektor Käufer für eine Landesbank zu finden. Und Finanzinvestoren fällt die Refinanzierung schwer."

Wo ist der Weg?

Die Bundesregierung hatte den Druck auf die Landesbanken verstärkt, nachdem die meisten von ihnen in der Finanzkrise Milliarden vom Staat bekommen hatten. "Der Wille ist inzwischen auch bei den Landesregierungen da. Was fehlt, ist der richtige Weg", sagte Schmitz. BayernLB und WestLB haben als erste Fusionsverhandlungen aufgenommen. Doch deren Erfolgsaussichten sind unklar. "Das bisherige Geschäftsmodell reicht bei weitem nicht", sagte Schmitz.

Zur Finanzierung der mittelständisch geprägten Wirtschaft seien die Institute unnötig, sagte der Privatbanken-Präsident. "Die deutsche Industrie muss auch ohne acht Landesbanken nicht um ihre Finanzierung fürchten." Allerdings müssten die Kunden mit teureren Krediten rechnen. "Danach wird das Bankgeschäft wieder attraktiver, weil nicht so viele händeringend nach Geschäftsmöglichkeiten suchen", sagte Schmitz.

Dann könnten die Privatbanken auch die Belastungen durch die verschärften Eigenkapitalregeln ("Basel III") eher ausgleichen. Die Auflagen gingen an die Substanz der Banken und müssten über höhere Margen ausgeglichen werden. "Es ist keine Kreditklemme zu befürchten, aber die Kredite werden teurer", sagte der BdB-Chef. "Vielleicht gehen dann mehr Unternehmen direkt an den Kapitalmarkt."

Quelle: ntv.de, DJ/rts

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