Gute Wirtschaftsdaten im Gepäck Lee kommt nach Berlin
07.05.2011, 12:35 UhrDer Handel zwischen Deutschland und Südkorea floriert. Wenn Südkoreas Präsident Lee Myung Bak jetzt nach Deutschland reist, sind die Wirtschaftsbeziehungen ein wichtiges Thema. Große Chancen bietet das Freihandelsabkommen zwischen Südkorea und der EU.

Lee Myung Bak schaut in den nächsten Tagen in Deutschland, Dänemark und Frankreich vorbei.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Kurz vor seiner Reise nach Deutschland, Dänemark und Frankreich (8. bis 14.5.) kann Südkoreas Präsident Lee Myung Bak aufatmen. Wenn er an diesem Sonntag den Europabesuch in Deutschland beginnt, hat er nicht nur gute Wirtschaftsdaten im Gepäck. Noch rechtzeitig vor Antritt der Reise Lees billigte die Nationalversammlung in Seoul am Mittwoch nach längeren Verzögerungen ein weitreichendes Freihandelsabkommen mit der Europäischen Union. Am 1. Juli kann es damit in Kraft treten. Beide Seiten sehen das Abkommen zur Liberalisierung des Handels als vorteilhaft. Besonders Deutschland erwartet dadurch, dass seine Stellung als wichtigster Handelspartner des ostasiatischen Landes in Europa gestärkt wird.
Deutschland hatte stets für eine schnelle Unterzeichnung des Abkommens geworben. "Das Freihandelsabkommen mit Südkorea bietet deutschen Unternehmen gute Exportchancen", meinte Wirtschaftsminister Rainer Brüderle nach der Unterzeichnung des Abkommens durch die EU-Mitgliedstaaten im vergangenen September. Der Pakt sieht den Abbau der Schutzzölle für 98,7 Prozent der Produkte im Handel zwischen Südkorea und der EU in den nächsten fünf Jahren vor. Von deutscher Seite versprechen sich vor allem die Chemie- und Pharmaindustrie, die Maschinenbaubranche sowie die Autozulieferer große Vorteile.
Enge Wirtschaftsbeziehungen
Beide Länder unterhalten enge Wirtschaftsbeziehungen. Bei Lees Gesprächen mit der deutschen Regierung wird deshalb der Ausbau der wirtschaftlichen Zusammenarbeit eine wichtige Rolle spielen. Im vergangenen Jahr betrug das Handelsvolumen nach Angaben des Internationalen Koreanischen Handelsverbands 25 Mrd. Dollar (17,2 Mrd Euro). Deutsche Unternehmen exportierten Waren im Wert von 14,3 Mrd. Dollar nach Südkorea, ein Plus von 16,3 Prozent im Jahresvergleich. Die Ausfuhren aus Südkorea nach Deutschland erhöhten sich um 21,3 Prozent auf 10,7 Mrd. Dollar. Für die deutsche Wirtschaft ist Südkorea der drittgrößte Handelspartner in Asien.
"Besonders dynamisch entwickeln sich die Beziehungen auf dem Gebiet von Forschung und Technologie", schreibt das Bundeswirtschaftsministerium. In der Informations- und Kommunikationstechnologie nimmt Südkorea weltweit inzwischen eine Spitzenstellung ein. Für deutsche Unternehmen bieten sich zudem gute Kooperationsmöglichkeiten im Bereich des Umweltschutzes und erneuerbarer Energien, die Südkorea parallel zum Ausbau der Atomenergie fördern will.
Schnelle Erholung
Südkorea hatte sich von der weltweiten Finanzkrise schneller als die meisten Staaten erholt. Den Aufschwung schaffte das Land auch dank niedriger Zinsen, eines Konjunkturprogramms der Regierung sowie der robusten Exporte. Das Koreanische Entwicklungsinstitut (KDI) spricht von einem "tragenden Aufwärtstrend in der Realwirtschaft, inklusive der Exporte" bei gleichzeitiger hoher Inflation. Nach einem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 6,2 Prozent 2010 sehen Forschungsinstitute das diesjährige Wachstum im Bereich von 4 bis 4,6 Prozent.
Eine große Herausforderung sehen Beobachter jedoch unter anderem in der Verschuldung des Landes. "Bei vorsichtiger Schätzung dürften sich die Gesamtschulden Koreas dem dreifachen der offiziellen Statistik nähern und über 90 Prozent des BIP betragen", schreibt der Projektleiter für Korea der Friedrich-Naumann-Stiftung, Walter Klitz, in einer Studie. Besonders gravierend seien die Steigerungsraten im Jahr 2009 gewesen, als die Regierung kreditfinanzierte Programme zur Überwindung der Finanzkrise aufgelegt habe. In Südkorea würden anders als in Deutschland die Schulden der staatlichen Unternehmen nicht mitgerechnet. Die Regierung habe jedoch die Probleme erkannt. Wie in Deutschland dürfte daher auch in Südkorea die Diskussion über Maßnahmen zur Konsolidierung der kommunalen Finanzen weitergehen.
Quelle: ntv.de, Dirk Godder, dpa