Lenovo will Apple herausfordern Google wird Motorola-Reste los
30.01.2014, 01:17 Uhr
Lenovo kauft Google die Motorola-Handysparte ab.
(Foto: dpa)
Es ist eine überraschende Strategiewende: Google stößt die teuer erstandene Handy-Sparte von Motorola wieder ab. Käufer ist der weltgrößte PC-Hersteller Lenovo, der ins Smartphone-Geschäft strebt. Das Geschäft könnte sich für beide Seiten lohnen.
Der chinesische Computerhersteller Lenovo kauft Google die Motorola-Handysparte für rund 2,9 Milliarden Dollar ab und will damit künftig auf dem hart umkämpften US-Smartphone-Markt in Konkurrenz mit Platzhirsch Apple treten. Die am Vorabend bekanntgegebene Transaktion ist bislang Chinas größte Technologie-Übernahme und bereits der zweite Milliardendeal von Lenovo in den USA binnen kürzester Zeit.
Erst vor wenigen Tagen hatte der weltgrößte PC-Hersteller, zu dem in Deutschland der Aldi-Lieferant Medion gehört, den Kauf einer Server-Sparte von IBM für 2,3 Milliarden Dollar angekündigt. Im Jahr 2005 hatte Lenovo bereits für 1,75 Milliarden Dollar das IBM-Computergeschäfts erworben. "Wir wollen ein Global Player im Smartphone-Bereich werden", sagte Lenovo-Chef Yang Yuanqing dem "Wall Street Journal".
Fokus liegt auf Android
Die Vereinbarung mit dem chinesischen Konzern bedeutet für Google den Ausstieg aus dem Geschäft mit mobilen Geräten. Der US-Internetriese hatte Motorola erst 2012 für 12,5 Milliarden Dollar übernommen, konnte die Tochter aber nicht in die schwarzen Zahlen führen. Die Verluste weiteten sich in den vergangenen Quartalen sogar aus. Google-Chef Larry Page erklärte, seinem Unternehmen sei besser gedient, sich auf seine Smartphone-Software Android zu konzentrieren als auf eigene Geräte.
Als Schatz von Motorola gelten die Patente. Der Großteil davon verbleibt im Besitz von Google, wie das Unternehmen mitteilte. Lenovo erhalte den Markennamen Motorola und rund 2000 Patente. Hersteller von Geräten mit dem Google-Betriebssystem Android stehen oft im Visier von Patentklagen von Rivalen wie Apple oder Microsoft. Google geriet mit dem Kauf von Motorola direkt in den weltweiten Patentkrieg der Mobilfunk-Branche.
Die Chinesen zahlen 660 Millionen Dollar in bar und 750 Millionen in eigenen Aktien. Hinzu kommt ein Schuldschein über 1,5 Milliarden Dollar. Google-Aktien legten im nachbörslichen Handel 2,6 Prozent zu. Lenovo verloren in Hongkong mehr als 8 Prozent.
Lenovo betritt den US-Markt
Lenovo strebt mit Wucht ins Smartphone-Geschäft und kann die unter anderem in den USA bekannte Marke Motorola gut gebrauchen. Lenovo verkauft seine Computer-Telefone bisher vor allem in China. Schon damit war Lenovo laut dem Marktforscher IDC 2013 die weltweite Nummer fünf im Smartphone-Geschäft mit einem Marktanteil von 4,5 Prozent und 45,5 Millionen Geräten.
Die Chinesen haben sich bislang vom US-Markt ferngehalten. Das ändert sich mit Motorola nun grundlegend. "Die Akquisition einer solchen Kultmarke, eines innovativen Produktportfolios und eines unglaublich talentierten internationalen Teams wird Lenovo mit einem Schlag zu einem starken weltweiten Wettbewerber im Smartphone-Geschäft machen", sagte Lenovo-Chef Yang Yuanqing. Analyst Frank Gillett vom Marktforscher Forrester meinte, mit Motorola könne das chinesische Unternehmen auf den westlichen Märkten viel rascher Bekanntheit erlangen.
Der Deal muss noch von den Behörden in den USA und China genehmigt werden. Analysten erwarten vor dem Hintergrund wechselseitiger Ausspähvorwürfe harte politische Debatten, insbesondere in den Vereinigten Staaten.
Quelle: ntv.de, ail/rts