Gigantischer Geldbedarf Lloyds saugt Kapital an
24.11.2009, 15:47 UhrDie britische Großbank Lloyds sorgt mit Details zu ihrem gewaltigen Geldbedarf für Aufsehen. Über die Ausgabe frischer Aktien wollen die Briten umgerechnet rund 15 Mrd. Euro einnehmen. Beobachter sprechen von der größten Kapitalerhöhung der Welt.

Hauptsache, sie erledigen die FInanzierung: Der Markt sieht die groß angelegte Kapitalmaßnahme mit Wohlgefallen.
(Foto: REUTERS)
Das von der Finanzkrise schwer gebeutelte Kreditinstitut hat einen Preis von 37 Pence für 36,5 Mrd. neue Anteilsscheine festgelegt. Damit kann Lloyds die Aktien mit einem etwas geringeren Nachlass anbieten als erwartet. Börsianer zeigten sich erleichtert über den Fortschritt bei der gigantischen Maßnahme, mit der die Bank ihre Finanzierung absichern will: Die Lloyds-Aktie legte in London gegen den Trend zeitweise um zwei Prozent zu.
Nach einer dramatischen Rettungsaktion im Strudel der Finanzkrise befindet sich die größte Privatkundenbank des Landes immer noch zu 43 Prozent im Staatsbesitz. Mit dem Finanzierungsprogramm - zu dem neben der Kapitalerhöhung auch ein Schuldentausch im Volumen von fast zehn Milliarden Euro zählt - will das besonders seit der Übernahme des in Schieflage geratenen Konkurrenten HBOS stark im Immobiliengeschäft engagierte Geldhaus die staatlichen Fesseln abschütteln.
Die Kapitalerhöhung ist die bislang größte der Wirtschaftsgeschichte. Auf den Plätzen zwei und drei liegen hier ebenfalls britische Institute: Europas Branchenprimus HSBC und die Royal Bank of Scotland (RBS).
Mit dem Schritt kann Lloyds das teure Rettungsprogramm der Regierung (ASP) umgehen, das für künftige Verluste der Bank staatlichen Schutz bieten würde. Zudem sind die Mitspracherechte des Staates bei Lloyds in Zukunft deutlich geringer als etwa beim Rivalen RBS, der an diesem Programm teilnimmt. Lloyds und RBS müssen wegen der staatlichen Unterstützung auf Druck der EU-Kommission große Teile des Privatkundengeschäfts verkaufen.
Immer noch teurer als erwartet
Der Preis von rund 37 Pence je neuer Aktie entspricht einem Nachlass von rund 60 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom Montag. Branchenexperten hatten jedoch im Schnitt damit gerechnet, dass Lloyds die Aktien zu 35 Pence anbieten muss.
Besonders für Anleger, die auf eine Erholung der britischen Wirtschaft setzten, seien die neuen Aktien dennoch sehr attraktiv, hieß es. Die Nachfrage werde daher vermutlich groß sein. "Die Hauptsache ist, dass sie die Finanzierung erledigen und gezeigt haben, dass es machbar ist", sagte ein Fondsmanager, der namentlich nicht genannt werden wollte.
Bevor die Kapitalerhöhung endgültig über die Bühne gehen kann, muss sich Lloyds in dieser Woche nun noch die Erlaubnis der Aktionäre einholen. Der Handel mit den neuen Papieren soll am 14. Dezember starten.
Quelle: ntv.de, rts